Bildhafte Begegnung mit Manuel Knortz, Wilhelm Philipp und Erich Duggen
Imaginär – Unvergesslich – Winterlich
Die gemeinsame Winterausstellung von Galerie Tobien und Kunstsammlung SPO wurde am 30. Oktober im Kunsthaus St. Peter-Ording in der Wittendüner Geest 30 gebührend eröffnet. Sie trägt den Titel „Aktuell und Unvergessen“ und dauert bis zum zum 3. April. Der Eintritt ist frei und die Besichtigung zu den Öffnungszeiten der Galerie möglich.
Im ersten Raum sind Werke des auf dem Westerdeich in Witzwort arbeitenden und lebenden Eiderstedter Künstlers Manual Knortz zu sehen,
im zweiten Bilder von Wilhelm Philipp (1906-1991) und Erich Duggen (1910-1089). Sie gehören zu der ab 1984 entstandenen Kunstsammlung der Gemeinde St. Peter-Ording und sind in zwei weitgehend voneinander getrennten Bereichen gehängt.- Wilhelm Philipp trat für den Expressionismus ein. Seine Bilder wurden als „entartet“ verunglimpft. Nach dem Krieg war er in Darmstadt zu Hause. Erich Duggen gehört zu den norddeutschen Expressionisten. Er lebte und arbeitete in St. Peter-Ording.
Die Leiterin der Filiale der Husumer Galerie in St. Peter-Ording Annemieke Ahrens eröffnete diese nun neunte Ausstellung mit der Begrüßung der zahlreich anwesenden Kunstinteressierten, unter ihnen Bürgermeister Jürgen Ritter, Galeristin Marid Taubert und Journalist Rüdiger Otto von Brocken. Er war als Freund von Manuel Knortz und geladener Gast gekommen. Sie gab das Wort gleich an ihn weiter.
In wenigen Worten berichtete er zunächst, warum Manuel Knortz nicht zur Eröffnung der Winterausstellung habe kommen können, und stellte ihn über die Frage „wofür sein Herz schlage“ als Multitalent und auch sonst vor. Der Künstler hatte ihm darauf einmal geantwortet: „Für Musik, für Hasen, für Malerei und Grafik, fürs Pfeiferauchen, für das Leben.“ Manuel Knortz ist Mitglied der Band „Dragseth“ und hatte an diesem Abend ein Konzert in Husum. Wenig später gingen danach alle Blicke in eine Richtung. In den Fokus gerückt hatte Otto von Brocken ein ganz bestimmtes großes in vielen Bereichen „schwarzes Bild“. An ihm erläuterte er, dass ihm sein Freund Manuel erklärt habe, niemals frontal auf ein Bild zuzugehen, sondern es zunächst aus spitzem Winkel zu betrachten. So lud er alle launig und höchst interessant zum Bekanntwerden mit dem Künstler ein und sich mit Freude auf dessen An- und Einsichten einzulassen. Der Einstieg in die Ausstellung „Aktuell und Unvergessen“ war gelungen.
Für die Kunstsammlung der Gemeinde gab es von Georg Panskus erläuternde Worte. Die heiteren, Zirkuswelt und Fabelwesen darstellenden Bilder von Wilhelm Philipp sind im Rahmen einer Haushaltsauflösung zufällig in die Kunstsammlung geraten, als der in St. Peter-Ording lebende Sohn verstarb. Eckhard Kloth, damals für die Kunstsammlung zuständig, wurde dazu gerufen und übernahm glücklicherweise die Bilder. Durch diesen Zufall bleiben nun die Bilder und der Maler „unvergessen“. Für die Galeristin Marid Taubert ist Philipp einer ihrer „Lieblingsmaler“. Aus Anlass dieser Ausstellung schenkte sie der Kunstsammlung einige weitere Bilder von Philipp. Diese Bilder stammen wie auch die anderen aus den 70er und 80er Jahren. Sie sind alle ohne Titel und bis auf Ausnahmen auch ohne Datum.
Georg Panskus hatte mit seiner Frau Ursula die Bilder zur Ausstellung ausgesucht und gehängt. Er führte anhand einiger Exponate unmittelbar danach auch in die von Erich Duggen gemalten „Winterbilder“ ein. Unter anderem verwies er dabei auf das große Ölbild „Winterfreuden auf der Krusenkoppel“.- Duggen hatte dieses als 17-jähriger 1927 in Kiel gemalt und das Vergnügen von Kindern und Erwachsenen beim Rodeln gekonnt dargestellt. Weitere Ölbilder fangen die verschneiten Haubarge Eiderstedts und die winterlichen Stimmungen norddeutscher Landschaften in den harten Wintern der 40er und darauffolgender Jahre ein. Großformatigen und von Panskus gestalteten Plakaten können die Ausstellungsbesucher kurz gefasst Wissenswertes zu Leben und Werk beider Künstler entnehmen.
Das Wort an ihn hatte Bürgermeister Jürgen Ritter übergeben, dem es ein persönliches Anliegen war, seiner Freude über die Tatsache, in St. Peter-Ording einen solchen Ort für die Kunst zu haben, Ausdruck zu verleihen. Sein Dank ging an alle, sei es fürs Mitwirken oder Kommen.
Marid Taubert nutzte einen Augenblick, ihrer Mitarbeiterin Annemieke Ahrens für die engagierte Leitung der Galerie in St. Peter-Ording herzlich Dank zu sagen.
Hans Jörg Rickert, 30. Oktober 2021, HN und www.jb-spo.de
Siehe dazu auch unter www.jb-spo.de Kunstsammlung der Gemeinde
Hier der Flyer zur Ausstellung.
Die Kunstsammlung Sankt Peter-Ording zeigt in ihrer 10. gemeinsamen Ausstellung
mit der Galerie Tobien bevorzugte Bildmotive von Ursula Schultz-Spenner.
Ihre Motive findet sie wie viele andere Malerinnen und Maler in der Eiderstedter Küstenlandschaft. Aber sie scheint mit ihren Augen mehr und tiefer zu sehen. So finden sich unter ihren mit verschiedenen Maltechniken festgehaltenen Bildern solche, die ungewöhnliche Ausschnitte dieser Landschaft in das Auge des Betrachters rücken. Das sind z.B. Spiegelungen in Priel und Sandwatt, eine Boje am Strand, Schilf oder ein Schafzaun im Land, aber ebenso Bilder vom Strandleben, in denen sie den Blick auf Einzelheiten wie bunte Drachen oder Strandmuscheln lenkt.-
„BLAU“ ist diese Kooperationsausstellung betitelt.
„Figurativ bis abstrakt“ ist der Untertitel für die Bilder im Raum der Galerie Tobien.
Schon beim Hineingehen in das Kunsthaus St. Peter-Ording hält der Besucher inne: „Watthimmel“. Das Bild heißt den Eintretenden willkommen. Eine harmonische Atmosphäre empfängt ihn. Rechts ein weiteres großes Bild in Acryl auf Leinwand von Ines Ramm aus Ausacker (Angeln). „Deep Blue“ ist es betitelt und wirkt.- Außer den beiden genannten Künstlerinnen war Jens Radeloff aus Norderstedt zur Vernissage am 8. Mai, gekommen. Seine Arbeiten mit Aquarell auf Japan-Papier zeigen Weite von Himmel und Meer. Werke von Siegward Sprotte, Paul Kaminski, Ursula Schultz-Spenner, Folkert Rasch u.a. finden sich hier mit den genannten Künstlern wunderbar zusammen.
Marid Taubert begrüßte alle Anwesenden und dankte ihrer Mitarbeiterin Annemieke Ahrens für die hervorragende Zusammenstellung der Bilder herzlich. In ihrer einführenden Rede machte sie Bedeutung und Wirkung der Farbe Blau zum Thema und wies auf die unterschiedlichen Strömungen hin, die Blau als Farbe bewirken kann.
Georg Panskus als für die Kunstsammlung der Gemeinde St. Peter-Ording Verantwortlicher führte im nächsten Raum in die dort gehängte Ausstellung mit vorwiegend Bildern von Ursula Schultz-Spenner ein. Mit seiner emotional gefärbten und dabei sehr sachlichen Darstellung vermittelte er eine Vorstellung von der Individualität der Maler und wie sie mittels subtilen Einsatzes von Farbe auch jeweils ganz individuell für die Betrachter Kunst schaffen. Das gelte sowohl für die in dieser Ausstellung in den Vordergrund gerückten Bilder von Ursula Schultz-Spenner als auch für alle anderen Künstler, von denen zum Thema Blau Bilder gehängt worden sind: Erich Duggen Heinrich Kuhn, Dr. Michael Leps, Erhard Schiel, Annemarie Ewertsen, Ingeborg Danielsen und Gisela Schmidt.
Anlässlich dieser Ausstellung hat die Gemeinde das Bild „Schafzaun“ erworben, das nun zu den anderen sechs Bildern von Ursula Schultz-Spenner in der Kunstsammlung gehört. Georg Panskus bezeichnete es als das „Erkennungsbild“ dieser Ausstellung. Er dankte ihr auch für die als Leihgabe gehängten weiteren Bilder. Nur so habe es eine solche „Werkschau“ ihres Schaffens werden können. Er empfahl einen besonderen Blick auf die von der Künstlerin geschaffenen Porträts. Die Künstlerin erwiderte den Dank in Richtung von Georg Panskus und Gemeinde SPO. „Ich freue mich sehr, dass Sie die Kunstsammlung mit gerade diesem zeitaktuellen Bild erweitern.“
Georg und Ursula Panskus hatten zusammen mit Frau Schultz-Spenner und ihrem Mann Heinz-Peter Schultz die Bilder im Raum für die Kunstsammlung der Gemeinde gehängt. Von Georg Panskus gestaltete Plakate übernehmen erläuternde Funktion und geben Hintergrundinformationen.-
Die Ausstellung „BLAU“ ist bis zum 16. Oktober zu den Öffnungszeiten der Galerie
Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr bzw. auch nach Vereinbarung zu sehen.
Führungen sind auf Anfrage möglich.
Die Adresse ist: Kunsthaus St. Peter-Ording – Galerie Tobien + Kunstsammlung SPO
Wittendüner Geest 30, 25826 St. Peter-Ording
Hans Jörg Rickert, 10. Mai 2022
Siehe auch www.jb-spo.de „Kunstsammlung der Gemeinde“
Die Kunstsammlung zeigt in ihrer zehnten Ausstellung bevorzugte Bildmotive von Ursula Schultz-Spenner. Es sind ungewöhnliche Ausschnitte der Eiderstedter Küstenlandschaft, Spiegelungen in Priel und Sandwatt, Momentaufnahmen festgehalten mit verschiedenen Maltechniken.
Daneben sind von sieben weiteren Künstlern unserer Sammlung beispielhaft Bilder zu sehen, die das Thema der Ausstellung „Blau“ aufgreifen.
Schon immer haben Menschen die Symbolik der Farben genutzt. Blau steht für Weite und Tiefe, für Ausgeglichenheit und Vertrauen.
Frau Schultz-Spenner fragte mich, warum ich für die Vorstellungsplakate gerade ihr Selbstbildnis ausgesucht hätte, das sie nachdenklich und konzentriert zeige.
Darauf erwiderte ich, dass ihre Bilder genau dieses widerspiegeln: Keine rein realistische Malweise, kein Sammelsurium von Eindrücken, es ist die Konzentration auf den Bildausschnitt aus ihrem Blickwinkel, die Wahrnehmung der Körperlichkeit der Dinge, der Landschaft. So stellt ihr Selbstportrait nicht, wie oft üblich, eine dem Betrachter zugewandte Frau dar, sondern sie scheint versunken in ihren Schaffensprozess zu sein, über den sie immer und immer wieder nachdenkt und zu einem guten Abschluss führen will.
So scheint mir ihre jetzige Malweise, die Öl-Monotypie, eine für die eben beschriebene Seite der Künstlerin passende zu sein. Die Dichte, die Raum einnehmenden Objekte und die über die Realität hinausgehenden Lichtspiegelungen / Gedankenspiegelungen zwingen den Betrachter auch vom Ganzen zum Detail und wieder zum Ganzen zu gehen und so den Eindruck zu haben, als könne man das Bild verstehen, ergründen es lange Zeit um sich haben und sich dabei wohl fühlen.
Hier in der Galerie als auch in der Kunstsammlung können sie die Bilder von Nahem und von Weitem betrachten, sie dürfen sich Zeit lassen, denn Bilder wollen nicht nur als Abbildungen zweidimensional gesehen, sondern auch in ihrer Körperlichkeit, in ihrer Tiefe erfahren werden.
Bei den Bildern von Frau Schultz-Spenner scheinen die Glanzlichter auf den Wellenspritzern uns entgegenzuspringen, die Spiegelungen uns zurücktreten lassen, um sie besser einordnen zu können, die schwere Dichte der Reethalme die darunter befindliche Feuchtigkeit erahnen lassen.
Dass ihre Bilder uns anrühren, kommt sicherlich auch daher, dass ein typischer Landschaftsausschnitt, ein exemplarischer Moment des Geschehens – Drachen – Sandsturm – leichte, spiegelnde Wellen – aufschäumende Gischt am Felsen – für das Ganze herhält. Aus der Erfahrung wissen wir, dass der Mensch stets versucht, sich aus Teilen ein Ganzes zusammen zu setzen, ein Teil als ein Teil eines besonderen Ganzen erkennen will. Und unsere Erinnerungen erkennen die Motive mit denen wir Gefühle, Situationen, Begebenheiten, Erfahrungen verbinden, wieder. Waren sie positiv, werden wir auch das Bild positiv bewerten.
Die kühlere Farbe Blau spielt dabei eine bedeutende Rolle. Sie ist ja nicht nur die Farbe des Himmels und des Wassers. Blau wirkt frisch, beruhigend und entspannend, wirkt sich sogar positiv auf Herzfrequenz und Blutdruck aus, wirkt schmerzlindernd. Blau steht für Vertrauen, Produktivität und Sympathie. Natürlich kommt es auf die Farbnuancen, die Farbintensität und die Farbumgebung an.
Gekonnt im Bild eingesetzt kann sie Freundlichkeit, Sanftmütigkeit, Sensibilität ausdrücken: zum Beispiel beim Bild der blau ummantelten Madonna, beim Blick auf den ruhigen See, beim Blick auf die bunten Drachen in unserem klaren, blauen Nordseehimmel.
Die Farbpsychologie spielt nicht nur bei Bildern, sondern auch im Alltag eine Rolle. Die Wahl unserer Farben, Kleidung, Auto, Haus, Bewerbungsunterlagen usw. haben einen großen Einfluss darauf, wie wir von anderen wahrgenommen werden (wollen). Farben subtil einsetzen ist eben eine Kunst.
Diese Kunst beherrschen auch die anderen Künstler, deren Bilder wir ihnen zeigen.
In Erhard Schiels Aquarell „Frühjahrsritt unter dem Spinnenbaum“ ist ein Reiter in der Ferne zu sehen, der anscheinend einen gefährlichen Ritt über den fast zugefrorenen See wagt. Die Farbe Blau als hellblaue Lache auf dem gefrorenen Eis und als unheilvolle, dunkelblaue Wolkenwand in der Ferne sind hier stimmungsvoll eingesetzt. Wird er es schaffen?
Ebenso stimmungsvoll, diesmal Ruhe und Einsamkeit ausstrahlend, die Blautönungen im Bild „Küstenlandschaft“ von Dr. Leps.
Ganz anders das gefühlvolle Porträt einer Frau von Ingeborg Danielsen, in dem sie das Blau und Grün kontrastierend mit Rot- und Gelbtönen mischt.
Gisela Schmidt hat in einem Kreis leicht schaumgekrönte, zerfließende Wellen oder sind es doch gejagte Wolkenfetzen am Himmel in diesem runden Kosmos zusammengefasst.
Annemarie Ewertsen lässt uns mit ihren blauen Aquarellfarben, leicht und zart eingesetzt, den Himmel über der Sandbank heiter und hoffnungsvoll erscheinen.
Heinrich Kuhn beschreibt in seinen Bildern die Arbeitswelt der Fischer und daher ist deren Arbeitskleidung in blau gehalten. Einen Angestellten in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts hätte er so nicht malen dürfen.
Zum Schluss muss ich die starken, kräftigen, fast expressionistischen Blautöne in Öl in dem Bild „Einfahrt Hvidesande“ von Erich Duggen erwähnen.
Mit der Farbe Blau unser Unterbewusstsein ansprechen.
Als ein Beispiel habe ich den Flyer zur hiesigen 10. Ausstellung gewählt. Schauen Sie sich den genau an. Welche Hintergrundfarben entdecken Sie? Sie werden staunen, wie oft gerade Mode- oder Werbeschriften, -zeitschriften solche dezenten Hintergrundfarben verwenden.
Zurück zu unseren wunderschönen, kreativen Bildern!
Hier das dunklere Blau des Himmels beim „Sandsturm“, dort das lichte Himmelsblau über Strand und Watt. Entdecken Sie die Bilder, bei denen Sie zwei- oder dreimal hinschauen müssen, wollen und zu denen Sie später noch einmal zurückgehen, weil sie ihnen irgendwie gefallen. Wenn Sie Glück haben, entdecken Sie, warum Sie so reagieren. Sie müssen es nicht benennen, es darf auch nur ein Gefühl sein: Das gefällt mir! Das passt zu mir!
Zum Schluss muss ich noch meinen Geheimtipp loswerden. Wenn Sie um diese Wände herumgehen, halten sie einen Moment inne und lassen die dort aufgehängten Bilder, Portraits, auf sich wirken. Schon die Anordnung, die Frau Schultz-Spenner vorgenommen hat, ist bemerkenswert, dann die Motive und darüber hinaus die mit großer Malkunst eingefangenen Stimmungen und Gefühle ihrer Portraitierten.
Als meine Frau und ich die Bilder von Frau Schultz-Spenner sahen, sagten wir uns, dass auch Sie diese Bilder sehen sollten.
Deshalb freuen wir uns, dass Frau Schultz-Spenner sich bereit erklärte, ihre Bilder als Leihgaben zur Ausstellung beizusteuern, um so eine Werkschau zu ermöglichen.
Das Bild, das unser Plakat schmückt, werden wir auf jeden Fall für die Kunstsammlung erwerben. Für mich ist es das Erkennungsbild für einen neuen Schaffensabschnitt unserer Künstlerin, an dem sie uns teilhaben lässt.
Wir wünschen ihr viel Erfolg und Freude an ihren Werken!
Ursula und Georg Panskus, 8. Mai 2022
11. Ausstellung der Kunstsammlung der Gemeinde
"Blick aufs Meer"
und in der Galerie Tobien
„Armin Mueller Stahl“
im Kunsthaus SPO
Kunstsammlung der Gemeinde St. Peter-Ording und Galerie Tobien:
„Wer heute in dieser von Krisen geschüttelten Zeit hier ist, muss ein Freund/eine Freundin der Malerei und der Galerie Tobien sowie der Kunstsammlung SPO sein“, begrüßte Georg Panskus die zahlreich erschienenen Besucher und Besucherinnen zur Vernissage der Kooperations-Ausstellung von Galerie Tobien und Gemeinde St. Peter-Ording.
Marid Taubert hatte da bereits die Ausstellung „Armin Mueller-Stahl – Unikate und Grafiken“ in dem Raum ihrer Galerie eröffnet und auf die sich im fünften Jahr befindliche geglückte Kooperation mit der Gemeinde durch die zeitgleich stattfindende Ausstellung „Blick aufs Meer“ hingewiesen.
Beide Ausstellungen sind zu den Öffnungszeiten der Galerie in den zwei miteinander genial verbundenen gleichgroßen Räumen bis zum 16. April 2023 zu den Öffnungszeiten der Galerie zu sehen. Der Eintritt ist frei. So will es der Vertrag zwischen Galerie und Gemeinde.
Auf diese Art ist es gelungen, der Öffentlichkeit immer wieder eine ausgewählte Anzahl von Bildern aus der Kunstsammlung SPO zu zeigen. Sie ist seit 1984 gewachsen. 2015 übereignete die Familie des Malers Erich Duggen (1910 – 1989) ihre Sammlung der Gemeinde St. Peter-Ording. Georg und Ursula Panskus kuratieren die Kunstsammlung SPO und veranstalten jährlich zwei Ausstellungen. Es sind ausnahmslos Bilder von Künstler:innen mit einer Beziehung zu St. Peter-Ording. Während die Galerie natürlich auch verkauft, stellt die Kunstsammlung nur aus.
Etliche der Gäste dieser Vernissage waren extra wegen der Bilder von Armin Müller-Stahl gekommen und bezeichneten ihn als „interessante Persönlichkeit“ und Magnet für Ausstellungsbesuche.
Marid Taubert stellte Armin Müller-Stahl als künstlerischen „Allrounder“ mit seinen Bildern und einer Video-Einspielung vor. „Malen, Schreiben, Musizieren und Schauspielerei gehören für mich zusammen“, hat er selbst von sich gesagt. Die Galeristin ging u.a. auch näher auf seine ausgestellten Giclée-Prints ein. Dabei handelt es sich um von ihm signierte und nummerierte digitale Bilder, die mit Tintenstrahldruckern ausgedruckt worden sind.
Georg Panskus nahm die Gäste für den „Blick aufs Meer“ mit auf eine kleine Reise zu sieben Stationen. Er rückte zu Beginn das von Hans-Jürgen Jensen (1924-2022) im Jahr 1976 geschaffene Aquarell in den Blick. Es zeigt das Vorland mit dem Priel, der kleinen Brücke (Stockentieg), dem Fischkutter, den Abbruch-kanten und dem Leuchtturm in der Ferne. Es ist ein ruhiges, stimmungsvolles Bild, realistisch gemalt.
Gegenüber ist an der „roten Wand“ von Dr. Michael Leps (1908-1998) ebenfalls in seinem Aquarell ein Priel zu sehen, aber er wirkt aufregender. Ein paar Sonnenstrahlen hinter den dunklen Wolkenfetzen erhellen den Priel, der auch hier zum Meer aber in Zick-zack-Linie in die Weite führt. Es ist ein Aquarell von 1974, also aus der gleichen Zeit. Jeder "Nordseemensch" kennt auch diese Stimmung.
Die nächsten Stationen sind dann das farbkräftige Aquarell „Hafen“ von Karin Dreyer, das Ölbild „Hafen“ von Erich Duggen, die Linolschnitte von Jean Jaques de Grave mit dem Käpt’n, der vielleicht die Strandsegler von St. Annes näher heranholt, von Peter Kleinschmidt das „Schiffswrack“ und von Ursula Bein-Costard die „Gondeln“ in Venedig.
Wie vielfältig der Blick aufs Meer sein kann, vermitteln dann nicht nur die Bilder von Frauke Petersen an der gegenüberliegenden Wand. Der Rundgang und vor allem das Verweilen vor diesem oder jenem Bild bzw. auch das Aufkommen von Erinnerungen machen bewusst, wie vielfältig der „Blick aufs Meer“ immer wieder ist und wie er uns dessen Urkraft bewusst zu machen weiß. Man denke nur an die Sturmfluten vergangener Zeiten.
Georg Panskus verstand es, die Besucher nicht nur mitzunehmen, sondern ihnen auch noch einmal bewusst zu machen, ob man angesichts der vielen Krisen eigentlich noch einen unbeschwerten Blick auf das Meer malen kann.
Bilder jedenfalls, wie diese jetzt aus der Kunstsammlung SPO gezeigten, die kraftvoll sind, Ruhe ausstrahlen, Vergangenes und Bleibendes zeigen, vermögen Halt zu geben, Mut zu machen.
Frauke Petersen und Erhard Schiel waren der Einladung zur Vernissage gefolgt. Von Ihnen sind Bilder ausgestellt.
Hansjürgen Krähe, lange Jahre Berater der Gemeinde in Sachen Kunstsammlung, war auch gekommen. Erstaunlich sein Wissen über Kunstwerke, Personen und Zusammenhänge: „Kleinschmidt, das ist typisch Hamburger Kunstschule. Und das Wrack in Böhl habe ich noch in guter Erinnerung.“
Hans Jörg Rickert, 06. November
Siehe dazu unter www.jb-spo.de Startseite
Button Kunstsammlung der Gemeinde
und
2021 Okt Offizielle Würdigung besonderer ehrenamtlicher Tätigkeit für die Kunst
2022 Febr Kunstpreis der Gemeinde St. Peter-Ording erstmalig ausgelobt
Georg Panskus
Zur Einführung in die 11. Ausstellung
der gemeindeeigenen Kunstsammlung
am 30. Oktober 2022
Liebe Freunde/Freundinnen der Malerei!
Wer heute hier ist, muss ein Freund/eine Freundin der Malerei und der Galerie Tobien sowie der Kunstsammlung – SPO sein, denn wer sonst rafft sich in dieser Zeit auf, um gemalte Kunst zu betrachten?
Sieht man mal eben auf die ausgestellten Bilder, so kann man die zwei Räume schnell durchschreiten
Betrachtet man sie genauer, dauert es schon etwas länger und will man die Maltechnik oder gar die Absicht der Künstler erkennen oder deuten, dann kann man auch hier viel Zeit verbringen.
Schauen Sie sich in diesem Aquarell von 1976 den Blick aufs Meer von Hans-Jürgen Jensen an. Der Priel mit der kleinen Brücke – da führt wohl ein Stockenstieg entlang – weitet sich in der Ferne zum Meer und vor den Wolken, von der untergehenden Sonne noch hell angestrahlt, zeichnet sich die Silhouette eines Fischkutters ab. Restlahnungen und die Abbruchkanten des auslaufenden Vorlandes weisen auf einen Leuchtturm in der Ferne hin. Das Bild spiegelt die Realität wider – ja so eine Stimmung hat jeder schon mal hier an der Küste erlebt. Es strahlt Ruhe aus und die Aquarelltechnik ist vielfältig angewandt. Ein stimmungsvolles Bild.
Drehen Sie sich jetzt um, dann sehen Sie auch auf ein Aquarell, 1974, von Dr. Michael Leps. Es wirkt auch ruhig oder doch nicht? Die paar Sonnenstrahlen hinter den dunklen Wolkenfetzen erhellen den Priel, der auch hier zum Meer aber in Zick-zack-Linie in die Weite führt. Das Vorland ist hier nur farblich angedeutet, nicht ausgemalt. Nah und Fern werden hier durch die Markierung des Fahrwassers angedeutet. Die überwiegenden Grautöne lassen ein Schmuddelwetter herüberschwappen.
Zwei Bilder zur gleichen Zeit gemalt und dennoch so verschieden. Das eine sehr realistisch mit angenehmen, freundlichen Farbtönen, das andere skizzenhaft angedeutet, etwas expressiv, nicht ausgemalt und dennoch kennt auch hier jeder diese Stimmung über dem Watt.
Wieder ganz anders die Aquarelle von Karin Dreyer, die zum einen mit kräftigen Farben und starken Kontrast einen Seglerhafen darstellt. Das Blau dominiert und ist wunderbar verlaufend so eingesetzt, dass eine ruhige Stimmung erzeugt wird und gleichzeitig scheinen sich die Masten der Boote im leichten Wind zu bewegen. Außer dem Blau sorgen nur wenige, gekonnt eingesetzte Farbtupfer für ein Gefühl von Geborgenheit an Land. Die beiden anderen Bilder lassen das Watt berechenbar und still erscheinen, nicht erwartbare Farbtöne, flächenhaft aufgetragen, lassen Vorland und Watten erahnen und wieder ist es eine Pfahlreihe, die in die Ferne weist und uns das Vorland, das Watt näherbringen. Man kann lange darauf schauen.
Das große Ölbild „Hafen“ von Erich Duggen können sich nur Leute der Westküste als passendes Bild zum Thema Blick aufs Meer vorstellen. Viel eher erwartet man ein blaues Meer, einen Hafen mit Kränen und Lagerhäusern mit vielen Schiffen. Nein, diesen Blick aufs Meer mit dem Schlickwasser und der fast schon winterlichen, tiefstehenden Spätnachmittagssonne, die ihren Glanz auf das Fahrwasser wirft, die die Farben auf der Pfahlreihe als Kaimauerersatz herausholt, gibt es nur im Wattenmeer. Auch dies ein ruhiges Bild aber welch ein Gegensatz zu einem erdachten Bild mit dem Titel „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt…“ Westküste eben, Wattenmeer, stimmungsvoll – ein Meisterwerk!
Den Blick aufs Meer im kräftigen Linolschnitt ist eine weitere Bereicherung dieser Ausstellung. Herzlich gelacht haben meine Frau und ich, als wir den großen Linolschnitt von dem belgischen Künstler Jean Jaques de Grave neben unser Ausstellungsplakat und seinem runden Ausschnitt als Blick aufs Meer stellten. Das passte! Der Käpt‘n mit Fernglas schaut aufs Meer, auch wenn er eigentlich auf die Strandsegler in St. Annes, Großbritannien, achten sollte. Strandsegler in Großbritannien, das Schiffswrack von Peter Kleinschmidt in St. Peter, die Gondeln von Ursula Bein-Costard in Venedig - wie vielfältig ist der Blick aufs Meer!
Daneben haben wir die schönen Farbradierungen von Erhard Schiel, der mit feinem Stichel den Hochnebel im Vorland, das Echolot für das Überleben der Fischerei und den Sonnenuntergang hervorgezaubert hat. Wer weiß, wie langwierig der Prozess der Radierung und der Farbgebung ist, kann die Kunst erst so richtig einschätzen.
Ganz anders stellt Frauke Petersen den Blick aufs Meer dar. Nicht in die Ferne wird unser Blick gelenkt, sondern nach unten auf den Sand, der nur allzu oft überflutet wird und zum Meeresboden wird. Überraschend ist ihre Technik, mit der sie diese Illusion hervorbringt. Ihre feinen, sauber geschnittenen Arbeiten, abstrakt, realistisch, irgendwie vertraut sind ein wahrer Blickfang für jede Ausstellung und für jedes gute Zimmer.
Ich will nicht alle Bilder kommentieren, denn Sie sehen auch so, dass wir die Vielfalt der „Blicke aufs Meer“ in dieser Ausstellung eingefangen haben.
Zuletzt möchte ich Sie auf das Textplakat hinweisen, in dem ich die Frage stelle, ob man so unbeschwert angesichts der vielen Krisen wie Klimakrise, Umweltzerstörung, Überfischung, Vermüllung mit Plastik, die vielen schrecklichen Kriege, eigentlich noch einen unbeschwerten Blick auf das Meer malen kann.
Eines weiß ich: Das Gute, das Frohe, das Mut spendende, das Kraftvolle, das Ruhe ausstrahlende auf Bildern entstehen zu lassen kann nie verkehrt sein.
Ich danke für ihre Aufmerksamkeit und wünsche ihnen einen schönen Blick aufs Meer, hier drinnen und auch draußen!
Ihr Georg Panskus
SPO, 30.Okt.2022
Künstler/in in der 11. Ausstellung "Blick aufs Meer"
Ursula Bein-Costard, Karin Dreyer, Erich Duggen 1910-1989
Tobias Duwe, Jean Jaques de Grave 1923-2002
Erwin Hinrichs 1904-1962, Hans Jürgen Jensen, 1924-2022
Peter Kleinschmidt, 1923-2005, Dr. Michael Leps, 1908-1998
Louis (?), PF (?)
Georg Panskus, Frauke Petersen, Erhard Schiel, Helga Schulze