2018 Oktober 2

 

Reformationstag 2018 ist im Norden regulärer Feiertag - Bilder von Erhard Schiel in der St. Peter-Kirche

 

Reformationsfeiertagsgottesdienst in der St. Peter-Kirche

„Der Thesenanschlag durch Martin Luther am 31. Oktober 1517 hat die Welt verändert.“ – Man mag die Frage stellen, ob das nicht eine Überbewertung des Thesenanschlags sei. Aber es war wohl ein glücklicher Zeitpunkt, den Martin Luther da gewählt hatte. Die Zeit war reif. Das zeigt die Kunst.

Das beweist Leonardo da Vinci in seiner Malerei und in seinem Tun. Er war ein Mensch der Renaissance. Er war ein Universalgelehrter. Er hat die Anatomie des Menschen studiert, er hat Leichen seziert, er hat Maschinen und Bauwerke entwickelt. Und er hat das Bild „Salvator Mundi“ gemalt. - Es zählt zu den weniger als 20 Gemälden, die Kunstkenner eindeutig auf Leonardo da Vinci (1452-1519) zurückführen. Das Werk - ein Porträt von Jesus Christus in Öl auf Walnussholz – ist um 1500 entstanden. Vor einem Jahr war das Gemälde bei Christie’s in New York für 450.312.500 Dollar versteigert worden. Noch nie war bisher für ein Bild soviel Geld bezahlt worden.

Erhard Schiel hat jetzt auch dieses Bild „kopiert“ wie auch vorher schon andere Bilder von Renaissance-Malern. Vor allem sind es Bilder von Frauen. Sie wurden von den Malern damals bewusst in den Blickpunkt gerückt. Schon letztes Jahr waren diese Kopien – von ihm „versteckt“ verfremdet - wie auch das Cranach-Porträt von Luther – dieses allerdings augenfällig - anlässlich des Reformationstages für eine Woche in der St. Peter-Kirche ausgestellt. Ein „blauer“ Martinus Luther war dieses Jahr auch dazu gekommen. Die Bibel unter dem Arm, die Schlüssel in der anderen Hand scheint er, nach der Physiognomie seines Gesichtes zu urteilen, forschen Schrittes voranzuschreiten, ein wenig hochnäsig, wenn man die Nase betrachtet.

Diesen „Luther“, den „Salvator Mundi“ und die „Frauen-Darstellungen“ bezog Pastor Manfred Rosenau in seine Predigt über Kapitel 3 Verse 21 bis 24 aus dem Brief des Apostel Paulus an die Römer für den Reformationsfeiertagsgottesdient mit ein. Dabei schlug er einen großen Bogen. Der reichte von der 500-Jahr-Feier des Thesenanschlags über die Diskussion eines weiteren Feiertags in Norddeutschland zu einer „Zeitenwende“ in der Wissenschaft und Kunst bis heute und damit auch zu den Bildern von Erhard Schiel. Die Erlösung durch Jesus Christus als Mitte verdeutlichte er durch dessen Blick und Fingerzeig. Durch ihn sind wir erlöst. Durch seinen Tod sind wir befreit. Durch den Glauben an ihn als Gottes Sohn und die Befreiung durch seinen Tod sind wir gerechtfertigt. Gott hat uns losgemacht von allem Bösen. Das verleiht uns unsere Würde, wie sie seit der amerikanischen Verfassung auch im Grundgesetz Verwendung findet.

 

Überaus gut besucht war die St. Peter-Kirche anlässlich des Gottesdienstes, in dem zum Schluss „Ein feste Burg ist unser Gott“ als das Lutherlied nicht fehlte, das Christoph Jensen durch das Orgelnachspiel mit „Wir glauben all an einen Gott“ von Johann Sebastian Bach bekräftigte.

Hans Jörg Rickert, 31. Oktober 2018, www.jb-spo.de

TIPP - Naturerlebnis: Eiderschifffahrt mit Seetierfang

 

Schon immer hatte ich eine Eiderschifffahrt mit Seetierfang machen wollen. Nun endlich nahm ich die Gelegenheit wahr. Familienbesuch mit Kindern war da. Mit ihnen musste etwas unternommen werden. Aber diese Fahrt ist auch für Erwachsene empfehlenswert, ob Start beim Eidersperrwerk oder in Tönning von der Eiderkaje: Man sieht die Eider und das Eidermündungsgebiet sowie das Eidersperrwerk aus einer anderen Perspektive. Wir starteten bei auflaufendem Wasser in Tönning. An Bord der ADLER II waren außer dem Kapitän der Nautik-Student Dennis Jürgens aus Flensburg und Emma Bodenstedt aus Gießen. Sie leistet nach dem Abitur beim Nabu im Lila-Hähnle-Haus im Katinger Watt ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ). Zusammen waren sie für den Seetierfang zuständig.

Der Blick von Bord zur Dithmarscher Seite (südlich) war ein anderer als zur Eiderstedter (nördlich). Wegen des Gleithanges war der Dithmarscher Deich weiter entfernt, aber es gab hier dann auch Lahnungen und vor allem mehr Vögel zu sehen. Graugänse watschelten über das Watt, eine Schwanenfamilie war unterwegs. Insgesamt war es diesig grau, eben herbstlich.

Nach einiger Zeit wurde alles für den Seetierfang vorbereitet: Der bereitstehende Kunststoffbottich wurde per Eimer mit Eidernordseewasser gefüllt, das kleine Grundschleppnetz aus der Vertäuung gelöst und zu Wasser gelassen. Vorbei ging es auf der Nordseite an einem kleinen Krabbenkutter. Dann wurde es auch Zeit, das Netz einzuholen. Dafür sorgte Dennis Jürgens, und Emma Bodenstedt entleerte den Stert in den Bottich. Ringsherum standen vor allem die Kinder und warteten wie die beiden „Fischer“ auf das Fangergebnis. Ein wenig Enttäuschung merkte man Emma Bodenstedt an: Kein Fisch dabei, nicht einmal eine kleine Scholle. Aber trotzdem gab es eine Ausbeute, zu der sie einiges erzählen konnte: Zwei Strandkrabben, fünf Nordseegarnelen, eine Seenadel – wer sieht die sonst schon? – und sogar eine Seestachelbeere. Diese gehört zu den Rippenquallen, kann bis zu 3 cm hoch werden und hat eine kugelige bis eiförmige Gestalt mit acht charakteristischen Längsrippen. Mit ihren zwei bis zu 75 cm langen Tentakeln fängt sie Plankton. Mit dem aufgesperrten Mund kann sie direkt von der Wasseroberfläche Organismen fangen. Natürlich waren auch verschiedene Muscheln dabei. Gemäß Vorgaben wurde der Fang nach ausgiebiger Begutachtung wieder ins Meer gegeben.

Drei Seehunde wurden nun steuerbords gesichtet. Dann kam das Eidersperrwerk aus dem Dunst in Sicht. Die fünf Tore waren immer deutlicher zu erkennen. Wegen Wartungsarbeiten waren an diesem Tag keine Schiffe in dem kleinen Hafen vor der Schleuse; auch die Schleusung musste deswegen entfallen.

Nach dem Ausstieg von Emma Bodenstedt mit einem Teil der Passagiere ging es auf Rückfahrt nach Tönning. Auf einer der Buhnen hielt sich ein Schwarm Kormorane auf. Die Seehunde auf der anderen Seite waren auch noch da, das Wasser aber merklich höher. Auch die Sonne kam etwas durch. Eine Mantelmöwe grüßte vom Flutsaum. Bald waren dann auch die Eiderkaje und Tönning wieder erreicht. Etwa zwei Stunden dauerte das Unternehmen.

So oder ähnlich wird dieser Ausflug im Veranstaltungsverzeichnis angeboten:

Eine ganz besondere Art der Naturbeobachtung machen die Adler Reederei und der NABU möglich. Bei einer Fahrt auf der Eider zwischen dem Eidersperrwerk und Tönning - vorbei an den Seehundbänken - eröffnet sich Ihnen eine ganz neue Perspektive: Beobachten Sie nahrungssuchende Vögel auf den Wattflächen oder bei Hochwasser vorüberschwimmende Vögel. Der Seetierfang mit einem Netz bringt das Unterwasserleben an Bord. Fachkundige NABU MitarbeiterInnen geben Ihnen interessante Informationen über Krebse, Fische, Muscheln und mehr, bevor diese den Fluten wieder zurückgegeben werden.

Die Touren finden von Ende März bis Oktober von Di-Do und am So statt. Sie werden um 11.15 Uhr und 12.45 Uhr von Nationalpark-Rangern oder NABU-Mitarbeitern begleitet.

www.adler-schiffe.de/fahrplaene/ab-toenningeidersperrw/eiderfahrten-seehunde.html

Hans Jörg Rickert, 16. Oktober 2018, www.jb-spo.de

Aus den Husumer Nachrichten – Ausgabe Nr. 253 vom 30. Okt.2018 – Seite: HUN 9

Gastfreundlich durch die Jahrhunderte - Die Schankwirtschaft Andresen in Katingsiel besteht seit 350 Jahren.

Die Konzession wurde sogar schon 1613 verliehen.

 

Von Udo Rahn

Kating | Schäfchenwolken zieren den blauen Himmel. Die goldene Oktobersonne wärmt. Dieser Moment um diese Jahreszeit ist schon besonders. Hausherr Volker Andresen genießt ihn, nachdem er die weiße Holztür seiner Schankwirtschaft hinterm Deich geöffnet hat. Ein paar Minuten hat er noch, bis die ersten Gäste eintreffen. Wie jeden Tag sind Tische in der Schankwirtschaft Wilhelm Andresen in Katingsiel vorbestellt. Seit 350 Jahren genießen die Menschen die Gastfreundschaft in dem Backsteingebäude, das heute unter Denkmalschutz steht. Es duckt sich unter alten Bäumen direkt unterhalb des Sommerdeiches. Die Schankkonzession geht sogar auf das Jahr 1613 zurück. „Das war aber noch das Vorgängerhaus, dieses hier wurde 1668 gebaut, es ist die älteste Schankwirtschaft an der schleswig-holsteinischen Westküste“, so Andresen.

Wer das historische Gemäuer betritt, für den bleibt gefühlt tatsächlich die große weite Welt draußen. Die Atmosphäre nimmt gefangen. Mobiliar aus alten Zeiten, Original Delfter Kacheln von 1750 an den Wänden, rote Verlobungssofas, Holzdecken und -balken und der große Kachelofen tragen dazu bei. „Ja, das ist mein kleines Paradies voller Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend“, sagt Andresen. Genau wie schon seinem Vater Wilhelm, von Einheimischen und Stammgästen liebevoll Opa Eiergrog genannt und der vor zwei Jahren starb, ist es ihm ein Anliegen, sich persönlich um seine Gäste zu kümmern, bestenfalls immer ein gutes Wort auf den Lippen zu haben und ihnen auch einmal etwas länger zuzuhören. In vierter Generation wird die Schankwirtschaft nun von Volker Andresen geführt. Vier Tage in der Woche geht er seinem Hauptberuf als Psychotherapeut in Itzehoe nach, die restliche Zeit arbeitet er in der Gaststätte. Unterstützt wird er von vier Servicekräften und einem Koch. Auf alle kann er sich verlassen, denn in der Ferienzeit ist das Haus täglich geöffnet, im Sommerhalbjahr täglich außer montags, im Winter an den Wochenenden.

Berühmt ist der legendäre Eiergrog, den seine Großmutter, die „blonde Kathrein“, einst kreierte, nicht zu vergessen die Trümmertorte. Sein Urgroßvater war es, der das Anwesen erbte. Damals gab es in dem Haus neben der Wirtschaft auch einen kleinen Gemischtwarenladen, den seine Großeltern dann weiter betrieben. Wilhelm Andresen führte das Haus seit den 1990er Jahren bis zu seinem Tod 2016 weiter, bereits damals unterstützt von Sohn Volker. „Mein Vater hat das Haus geprägt. Er hat die Gäste mit seiner Art begeistert.“ Wilhelm Andresen, der das Haus erst im Alter von 60 Jahren übernommen hatte, duzte alle, und das nahm ihm niemand übel. Selbst bei Prominenten, wie Schauspieler Jan Fedder, Axel Milberg und Dagmar Berghoff, habe er keine Ausnahme gemacht. Durch die jahrelange Arbeit als Fernfahrer, unter anderem auf der Balkan-Route, war er weltoffen und wortgewandt. Gern spielte er in der Gaststube auf dem Akkordeon. Vermutlich hat Volker Andresen die musikalische Ader von ihm, denn er hat in seiner beruflichen Zeit in Nordrhein-Westfalen Engagements als Bariton am Theater Bielefeld gehabt.

Eine der kleinen „Macken“ von Wilhelm Andresen als Wirt sei gewesen, dass niemand Jacken oder Mäntel über die Stuhllehnen hängen durfte. „Das gilt allerdings auch heute noch. Den Ordnungssinn habe ich wohl geerbt, schont aber das Mobiliar“, so Andresen schmunzelnd.“

Als Kind habe er seinen Vater kaum gesehen, weil Wilhelm Andresen immer unterwegs gewesen sei. Seine Mutter habe ein strenges Regiment geführt. Dafür sei er ihr dankbar. Sie habe immer Wert auf gute Schulbildung gelegt, so dass er letztendlich das Abitur machen und danach studieren konnte. „Mein Tag fing um 5.30 Uhr an, weil ich ja zur Schule mit dem Rad nach Garding oder später nach St. Peter-Ording musste. Ich habe auch gern in der Landwirtschaft geholfen, die mein Vater im Nebenerwerb betrieb“, so Andresen.

Seit 2010 habe er in Abstimmung mit seinem Vater sowie dem Denkmalschutz Veränderungen an dem Haus vornehmen lassen, ohne den Charakter zu schädigen. Im Gegenteil: Es sei mit viel Aufwand in den ursprünglichen Zustand versetzt worden. Die Kachelöfen sind wieder funktionstüchtig, im Stallanbau wurden alte Glasbausteine durch stilgerechte Fenster ersetzt, der Hofplatz gepflastert und Holzmöbel für den Außenbereich angeschafft. Stolz sei er auf die umweltfreundliche Pellets-Heizung.

Kein Wunder also, dass das historische Reetdachhaus gern als Kulisse für Fernsehsendungen oder Spielfilme genommen wird. Erst im Frühjahr wurde hier für den Kinofilm nach Siegfried Lenz’ Roman „Deutschstunde“ gedreht. In der Kachelstube kann auch geheiratet werden. Die Kacheln stammen aus der Zeit ab 1613, als in Katingsiel Frachtsegler aus aller Welt anlegten. Die Süderbootfahrt diente als Transportweg in die Halbinsel. Mit dem Bau der Chaussee zwischen Tönning und Garding 1842 und der Anbindung Gardings an das Schienennetz 1892 büßte Katingsiel seine Bedeutung für den Warentransfer ein.

Info: www.schankwirtschaft-andresen.de

– Quelle: https://www.shz.de/21487077 ©2018

Linda Hamkens hatte zur Ausstellung in ihren Kunstraum eingeladen

 

Fünfundvierzig Jahre kreative Arbeit in Husum und in Reimersbude auf Eiderstedt waren für Linda Hamkens Anlass „kleine“ Kunst zum kleinen Preis aus der Fülle ihrer „Keramik, Bronze und Bilder“ anzubieten. Dazu hatte die Künstlerin in ihren „Kunstraum“ – idyllisch hinterm Eiderdeich gelegen – zur Kunstausstellung nach Reimersbude eingeladen. „Kassandra“ war der Ausstellungstitel.

„Kassandra – wovor verschließt sie die Augen? Worauf weist sie hin?“ – Diese Fragen hatte Linda Hamkens in der Einladung gestellt. – Dabei ist es ja gar nicht diese mythische Figur aus der griechischen Sagenwelt, Tochter des Königs Priamos von Troja, die ihre Augen verschließt. Wir sind es, die es tun, obwohl wir oft doch sehend wissen. Apoll hatte wegen ihrer Schönheit ein Auge auf sie geworfen und ihr die Gabe der Weissagung geschenkt. Aber sie wies dessen Verführungsversuche ab. Daraufhin verfluchte er sie dadurch, dass man ihren Weissagungen keinen Glauben schenken werde. Sie sah zwar immer das Unheil voraus, aber bei niemand fand sie Gehör. So wurde sie zur tragischen Heldin, deren ungehörte Warnungen bis heute als Kassandrarufe bezeichnet werden.

Das natürlich weiß Linda Hamkens, aber wir, die wir die Augen verschließen, sollen uns in ihre Bronzeskulptur der Kassandra versetzen, die schlank und hochbeinig, ihre rechte Hand vor Augen - ihre linke Hand mit dem Finger warnend erhebt. Man muss sich schon ein wenig hineingewöhnen in diese Figur, dann empfindet man wohl auch die Schönheit, von der Apoll geblendet war. Eigenständig war sie und wollte sie bleiben. Auch wir sollen unser Urteil selber finden und nicht anderen blind folgen, sondern die Hand von unseren Augen nehmen.

Linda Hamkens tut das. „Lassen Sie uns bei einer Tasse Tee die Fragen unseres Alltags und unserer Gesellschaft bedenken“, forderte sie einladend zum Besuch ihres Kunstraumes auf. Sie bewegt immer noch das Thema „Müll-Upcycling“. Hierzu waren ebenfalls wieder viele neue Arbeiten entstanden. Außerdem: Für „Alufolien-Müll“ hat sie offene Hände. Ihre mit bzw. aus Alufolien-Müll geschaffenen Werke, ihre Keramik- und Bronzearbeiten finden immer wieder Anklang. Den Besuchern ihres Hauses vermitteln sie beim Betrachten besondere Eindrücke, aus denen sich andere Perspektiven entwickeln können, dürfen und wohl auch sollen.

Im Jahr 1962 kam die 1942 im Ruhrgebiet Geborene nach Husum und eröffnete dort 1973 eine Keramikwerkstatt. 1989 zog sie nach Reimersbude in ihren Kunstraum. 45 Jahre Schaffen liegen hinter ihr. Sie schafft immer noch und leidenschaftlich ist sie. Das spürt jeder Gast in ihrem Hause, der mit ihr ins Gespräch kommt bzw. den sie in eines hineinzieht.

Hans Jörg Rickert, 06. November 2018, www.jb-spo.de

 

Siehe auch: www.jahrbuch-st-peter-ordig.de 2014 August „Tag der offenen Ateliers“

674 Sie informierten: Lilith Schacherer, Dr. Christiane Gätje, Vanessa Greve, Nils Stauch, Damaris Brechenmacher, Levke BRauer, Jürgen Reck und Armin Jeß (von links)

Nationalpark und Tourismus können doch miteinander -TZ im Dialog ging in die 5. Runde und rückte „Mehrwert Natur“ in den Blickpunkt

 

 

Sturmtief „Siglinde“ war gerade vorübergezogen, da zeigte der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer in St. Peter-Ording und Eiderstedt schon wieder ein freundlicheres Gesicht. Auch diese Naturschauspiele sind es, die Menschen faszinieren und zum Tourismus an der Nordseeküste gehören. Er ist für die Region am Weltnaturerbe Wattenmeer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Und auch das ist gut zu wissen: St. Peter-Ording liegt mitten im Nationalpark.

Von links: Nonnengänse in Norderhöft (Ording Grudeweg) beim Anflug von den Fennen über den Deich ins Vorlandwatt

Sanderlinge auf der Ordinger Sandbank und Strandwanderer auf dem Steg nach Hochwasser

Blick vom Deich bei Norderhöft bei untergehender Sonne in Richtung Ording

19 Mio Übernachtungen und 13 Mio Tagesausflüge in der Nationalparkregion sind deutliche Zahlen. 1,7 Mrd € werden pro Jahr an Bruttoumsatz generiert. Der Anteil der Nationalparktouristen im engeren Sinne liegt bei 17 Prozent. Über sie entsteht eine Wertschöpfung in Höhe von 89 Mio €. Das entspricht 4700 Vollzeitstellen. Diese und weitere Zahlen stellte Dr. Christiane Gätje vor. Sie ist die für Tourismus zuständige Mitarbeiterin im Fachbereich Kommunikation und Nationalpark-Partner der in Tönning ansässigen Nationalparkverwaltung (NPV). Für den Schutz der Natur und das Erleben einer intakten Natur sprechen sich mehr als 90 % der Touristen aus. 43 Prozent geben an, Naturerlebnisangebote nutzen zu wollen. Dazu gehören unter der Vielzahl von Angeboten Wattführungen, Vogelexkursionen, Ausflugsfahrten mit Seetierfang, aber auch geführte Dünen- und Salzwiesenwanderungen.

BILDSERIE              NATour  Impressionen

Wattführungen mit 138.000 Teilnehmern nehmen den Spitzenplatz ein, aber insgesamt sind es fast eine Million Teilnehmer, die explizit Angebote zur Erkundung der Natur nutzen. An 250 Standorten an der gesamten Westküste werden Besucher anhand von Informationssäulen, Hinweis- und Schautafeln wie z.B. in Böhl oder auf der Seebrücke informiert. In St. Peter-Ording hat diese Art Besucherinformationssystem (BIS) 74 Elemente an 40 Standorten. Das BIS dient u.a. auch der Lenkung, um dem Schutz der Natur Rechnung zu tragen, wo wie in den Dünen- und Strandbereichen wegen z.B. Brutkolonien Betreten untersagt ist. „Natur“ möchte man im Nationalpark „Natur sein lassen“, aber unter Beachtung dieses Mottos „ist der Mensch im Nationalpark ein willkommener Gast“.

Dass dieses auch tatsächlich so ist, verdeutlichte Armin Jeß. Er ist im Fachbereich Schutz und Entwicklungsplanung angesiedelt und dort zuständig für Genehmigungen in SPO und für Nationalpark-Kuratorien sowie Robben. Jede öffentliche Veranstaltung wird mit der Nationalparkverwaltung abgesprochen, ob ein Großevent wie die Weltmeisterschaften der Strandsegler oder ein Foto-Shooting für ein Mode- bzw. Lifestyle-Magazin. Da muss schon mal ein Parcours anders gelegt oder ein Termin verlegt werden, weil sich die Vogelwelt das anders eingerichtet hat. Aber auch da hat sich das Bewusstsein geändert. Man ist bereit, den natürlichen Gegebenheiten Tribut zu zollen. So haben die Kiter am Südstrand das Verlegen einer Bojenkette mit unterstützt. Ihr Bereich ist zwar eingeschränkt, aber Kiten ist so am beliebten Südstrand weiter möglich geblieben. Armin Jeß formulierte das so: „Durch Absprachen und Verträge haben wir ein gutes Miteinander gefunden.“ Das gilt ebenso fürs Reiten am Strand, die Kitebuggys, die Events, das Bade- und Strandleben wie auch das „Leben mit Hunden“. Das bereitet zwar immer noch Ärger, aber auch auf diesem Sektor hat man durch Maßnahmen wie der „Leckerli-Aktion“ und Kontrollen der Leinenpflicht Fortschritte erreicht.

Das teilweise Gegeneinander von Aktionen einer Tourismusdestination und Schutz der Umwelt und Natur ist entkrampfter geworden und hat sich zu einem Miteinander gewandelt. Gegenseitiges Abstimmen, Einhalten von Regeln, Ortstermine bei Problemfällen u.a.m. haben das möglich gemacht. Für St. Peter-Ording gibt es ein Strandentwicklungskonzept, in dem ausdrücklich das Bekenntnis zu den Nationalparkzielen verankert ist. Das Konzept ist Voraussetzung für die Erneuerung des öffentlich-rechtlichen Vertrages der Gemeinde mit dem Land Schleswig-Holstein zur Strandnutzung für touristische Zwecke. Dieser steht gewissermaßen vor der Unterzeichnung.

Es war der Start in die 5. Runde von TZ im Dialog. Seitens der rund 70 Interessierten gab es einen wörtlichen Dankesbeitrag für diese informative Veranstaltung und von allen viel Beifall. Nils Stauch, Teamleiter Marketing, hatte die Veranstaltung an dem Abend moderiert und die Gäste zum Stellen von Fragen angeregt. Vanessa Greve, Teamleiterin Veranstaltungen, hatte die Technik im Dünen-Hus im Griff und informierte die Gäste über alle bereits feststehenden kommenden Veranstaltungen, welche Tourismus-Zentrale und Nationalparkverwaltung im nächsten Jahr gemeinsam durchführen werden. Levke Brauer als in der NPV Zuständige der Projektstelle für Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Naturerlebnis in St. Peter-Ording sorgte für das Wissensintermezzo mit den Schätzungen der Anzahlen von Seehunden und Vögeln auf zwei Bildern. Vier Gewinner erhielten von ihr für die „fast Punktlandungen“ eine Freikarte zum Besuch des Multimar-Wattforums in Tönning. Die nächste Veranstaltung von „TZ im Dialog“ findet am 28.11.2018 von 17.30 bis 19.00 Uhr zum Thema „Ortsbildanalyse – wie beurteilen Experten und Gäste Bad und Dorf“ im Dünen-Hus statt. Um Anmeldung wird bei der Tourismus-Zentrale St. Peter-Ording per Telefon 04863-999225 oder per E-Mail unter b.eggers@tz-spo.de gebeten.

Hjr, 26. Oktober 2018, HN und www.jb-spo.de

Siehe auch

www.jb-spo.de - April - „Naturschutz und Tourismus gehen gemeinsamen Weg“

TIPP-Kindertöpfern in Westerhever mit Ingeborg Freye

 

So steht es im Veranstaltungskalender für St.- Peter-Ording und die LTO Eiderstedt. Jeden Montag ist das von 10 bis 12 Uhr vormittags und von 15 bis 17 Uhr nachmittags während der Sommermonate bis in den Oktober hinein möglich in der Deichstraße 8 in Westerhever. Die Kosten betragen inkl. Material und Brennen 14,50 € pro Kind. Es sollten mindestens fünf, maximal 10 Kinder sein. Eine Anmeldung unter Tel. 04865-244 ist erforderlich. Auch Informationen erhält man unter dieser Nummer.- Um es vorwegzunehmen: Es ist fast ein Geheimtipp!

Ich hatte Besuch von Jenni aus Finnland mit ihrem Mann Niko und ihren drei Mädchen Milla, Aliisa und Wilma. Sie sind zehn, fast acht und sechs Jahre alt. Wir hatten diesen Montag am späten Morgen zusammen geplant und uns dann auch bei Ingeborg Freye für den Nachmittag angemeldet. Eine sympathische Stimme hatte ich am Telefon. Nach dem Mittagessen fuhren wir dann nach Westerhever.

Wir kamen aus Richtung Kirche zum Informationshaus und nahmen daran vorbei den rechts schräg mit zwei Betonspuren versehenen Grasweg in Richtung Deichstraße. Noch ein Stückchen unterhalb des Deiches hatten wir Nr. 8 erreicht. Auch über Stockhusen kann man hinkommen. Zwei weiße, reetgedeckte Gebäude. Das kleine Stallgebäude vorne, dahinter das Wohnhaus, der Eingang an der Längsseite. Rieke (13) und Lara (11) aus Wahrendorf waren schon da. Ingeborg Freye empfing nun auch uns mit strahlenden Augen. Sie hatte alles für die fünf Mädchen vorbereitet, erklärte kurz und schon ging es an dem langen Tisch los. Ganz schnell trat Stille ein.

Ob es nun der Westerhever Leuchtturm, ein Schaf, ein Fisch, eine Muschel oder etwas anderes werden sollte, jedes der Mädchen wusste schnell, was es als erstes formen wollte. Nur manchmal wechselten die Kinder untereinander ein Wort; sie schauten mehr und waren am Bearbeiten des Tons. Später ging Ingeborg Freye mit denen, die mitwollten, nach draußen und kamen dann mit einem Funkien- und einem Stockrosenblatt wieder hinein. Nun wurde die Struktur des Blattes in den Ton gebracht. Die fast zwei Stunden vergingen schneller als gedacht. Dann hieß es, die Werkstücke mit den Namensinitialen zu kennzeichnen, denn sie mussten nun erst einmal trocken und sollten auch noch gebrannt werden.- Am späten Freitagnachmittag konnten dann die Tonkunstwerke abgeholt werden. Die Augen strahlten, als die drei Mädchen in ihren Karton mit den Werkstücken blickten. Milla schenkte mir eine von ihren gefertigten Rosenblüten.

Für Ingeborg Freye sind es wohl Glücksstunden, diese Zeiten mit den Kindern. Sie widmete sich ihnen, zeigte, half und regte an, das immer mit wachen Augen und sanfter leiser Stimme. Man spürte ihr Entgegenkommen und ihre Zugewandtheit. Die Kreativität der Kjnder fasziniert sie immer wieder neu. Das „hört“ man im Gespräch mit ihr.

Ihr kleines Anwesen „Hein Godenwind“ ist zudem eine Idylle am Deich, eine Oase der Ruhe in einer wohl manchmal zu schnelllebigen Zeit. Hier atmet die Seele auf.

Hans Jörg Rickert, 20. Oktober 2018, www.jb-spo.de

Medieninformation der Nationalparkverwaltung - St. Peter-Ording/Tönning, 24. Okt. 2018

Toter Grindwal in St. Peter-Ording angeschwemmt

 

Am Strand von St. Peter-Ording ist der Kadaver eines etwa viereinhalb Meter langen und rund 800 Kilogramm schweren männlichen Gewöhnlichen Grindwales angeschwemmt worden.- Das Veterinäramt des Kreises Nordfriesland, die Tourismuszentrale und Feuerwehr aus St. Peter-Ording sowie die Nationalparkverwaltung waren mit Mitarbeitern vor Ort, um den Wal zu begutachten und weitere Schritte einzuleiten. Aufgrund des Verwesungszustandes wird davon ausgegangen, dass das tote Tier bereits einige Tage im Wasser getrieben sein muss.

Der aus dem Spülsaum mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr SPO geborgene Kadaver wurde später vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) nach Büsum abtransportiert. Das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum in Tönning hat Interesse geäußert, nach Abschluss aller Untersuchungen das präparierte Walskelett für Umweltbildungszwecke einzusetzen.

Grindwale kommen regelmäßig im Nordatlantik vor. In der südlichen Nordsee sind sie seltene Irrgäste. Vor wenigen Wochen war bereits ein toter Zwergwal vor St. Peter-Ording angetrieben.

Redaktionell überarbeitet - hjr, 25. Oktober 2018, www.jb-spo.de     Bild: FFW SPO

Speeldeel St. Peter-Ording feiert ihre 125. Inszenierung

 

„Wokeen starvt toeerst“ heißt die turbulente Komödie in drei bzw. fünf Akten. Es ist die 125. Inszenierung der Speeldeel St. Peter-Ording, also ein echtes Bühnenjubiläum. „Leeve Lüüd, wi wünschen se veel Vergnögen bi uns Theoterstück för dat Johr 2018“ – so steht es seit Jahren auf dem Programmzettel der Speeldeel St. Peter-Ording. Die Aufführungsrechte für das Stück liegen wieder einmal beim Plausus Theaterverlag. Da werden die Verantwortlichen der Speeldeel irgendwie fast immer fündig. Das hochdeutsche Stück von Hans Schimmel hat Wolfgang Binder ins Plattdeutsche übertragen. Der 1956 in Hamburg geborene kann das. Er selber inszeniert und spielt auch plattdeutsches Theater. In seinem Stück geht es dieses Mal – wie auch eben sonst ganz oft – um allzu Menschliches.

Hans Thomas Thomsen und Antje Jensen spielen die Eheleute Thies und Wienke Paulsen. Die beiden haben sich auseinandergelebt. Er ist erfolgreicher Unternehmer in Toilettenpapier, liebt Fußball und Frauen. Sie hat eine Leidenschaft für Pferde und würde das Unternehmen am liebsten verkaufen, um sich ein Gestüt leisten zu können. So fassen beide den Entschluss, den jeweils anderen umbringen zu lassen. Beide aber haben bei der Anwerbung der Killer Carlos und Tamara – gespielt von Hans Möller und Angela Ehlers – nicht gerade Geschick bewiesen. Sabrina Fock ist die erwachsene Tochter Caroline mit ihren besonderen Wünschen und Vorlieben. Jördis Prieg gibt sich als attraktive Sekretärin, die sehr genau weiß, was sie will. Peer Kern als Haustechniker hat eher zwei linke Hände. Natürlich gibt es im Hause Paulsen auch einen äußerst distinguierten Butler und ein Hausmädchen, dessen Kurzsichtigkeit augenfällig ist. Dieses mimt Gudrun Martin und ersteren Hans Möller (Doppelrolle). Nun fehlt nur noch Kirsten Anton. Sie verkörpert die mehrfach geschiedene Freundin von Wienke.

Aufgrund dieser Vorgaben konnte es nur ein vergnüglicher plattdeutscher Theaterabend werden, der aber zusätzlich einiges an Überraschungen barg. Das Publikum jedenfalls war wieder einmal begeistert. Dafür sorgten das Talent der schon bekannten Schauspieler der Speeldeel wie auch die Jungdarstellerinnen Sabrina Fock und Jördis Prieg. Für die beiden war es fast eine „Premiere“. Aufgewachsen in auch „Platt“ sprechenden Familien haben sie selber aber am Stück bisher noch nie so lange und so viel „Platt“ gesprochen. Das haben sie an diesem Theaterabend hervorragend gemeistert.

Die Speeldeel gründete sich am 4. Mai 1932 im Olsdorfer Krug. Die Spielleitung übernahm damals Käthe Oppel. Jan Ivers war Souffleur, Gärtner Hans Mehlen der Initiator. Zum Vorstand gehörten außer ihnen Willy Lützen, Rosa Wieben, Käthe Lorenzen und Willy Siercks. Vorsitzender der Speeldeel ist heute Owe Owesen. Über 160 Mitspieler beträgt inzwischen deren Zahl. Von den Darstellern im Stück für 2018 ist jetzt Gudrun Martin seit 1982 und damit am längsten dabei. Es folgen Antje Jensen (1990), Hans-Detlef Möller (2000), Kirsten Anton (2002), Hans-Thomas Thomsen (2002), Angela Ehlers (2008), Peer Kern (2017). Mit Sabrina Fock und Jördis Prieg summieren sich ihre Bühnenjahre auf über 125. Eine stolze Zahl !

Wie schon bei der allerersten Aufführung im Mai 1932 war es auch bei der Premiere 2018 voll im Saal des Olsdorfer Kruges. Heute sind unter den Gästen auch immer viele Nicht-Plattdeutsche. Selbst aus der Nähe von Köln hatten sich einige zur Premiere eingefunden. Sie lieben solches Theater. „Spitzenmäßig, phänomenal! Gute Pointen!“ war das Urteil der Einheimischen. „Dor warrt keeneen starven! Wi töövt af“, war man sich sicher.

Der Beifall war riesig. Auf die beiden nächsten Aufführungen am Freitag und Sonnabend, 9. und 10. November jeweils um 20 Uhr im Olsdorfer Krug darf man sich jetzt schon freuen. Karten gibt es im Geschäft „Sport Möller“ im Gewerbegebiet Nordergeest in St. Peter-Ording, Tel. 04863 493 132.

Hans Jörg Rickert, 27. Oktober 2018, HN und www.jb-spo.de

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