2019 APRIL 2
Projekt NordseeCard der NTS möchte die Dünen-Therme mit einbinden
Die Nordsee-Tourismus-Service GmbH (NTS) plant die Einführung einer NordseeCard. Viele vor allem auch touristisch ausgerichtete Anbieter von Sylt bis Büsum und Tönning – darunter das Erlebniszentrum Naturgewalten auf Sylt, die Adler Ausflugsschifffahrt, Amrum Badeland, Nordfrieslandmuseum Nissenhaus, Steinzeitpark Dithmarschen, Golfclub Gut Apeldör, Erlebnisbad „PiratenMeer“ Büsum und das Multimar Wattforum – haben bisher ihre Bereitschaft zur Beteiligung bekundet, einige auch schon fest zugesagt. Gewinnen möchte die NTS auch die DÜNEN-THERME in St. Peter-Ording. Deswegen waren nun Geschäftsführer Frank Ketter von der NTS und Matthias Wendorf aus Oberstaufen zur Sitzung des Tourismusausschusses im StrandGut Resort geladen. Sie stellten das Projekt vor.
Matthias Wendorf ist Geschäftsführer der Wiif GmbH. Die Bezeichnung des Unternehmens ist dem Allgäuer Dialekt entnommen: "Des isch a wiifs Bürschle" (wiif von gewieft, also aufgeweckt, findig, umtriebig, verschmitzt, manchmal auch dickköpfig, dabei liebenswert, bodenständig und verlässlich) entnommen. Das Unternehmen hat eine „Mehrwert-Gästekarte“ entwickelt, welche die touristischen Attraktionen und Leistungen einer gesamten Destination, von der Mobilität bis zur Freizeitgestaltung, auch Schlechtwetterangeboten, bündelt. Mit der NordseeCard werden dem Gast während seines Aufenthaltes kostenfrei Leistungen entlang der gesamten Nordsee Schleswig-Holstein zur Verfügung gestellt. Bisher laufen vergleichbare Modelle im Alpenraum sowie auf regionaler Ebene im Schwarzwald oder im Saarland höchst erfolgreich.
Bei der NordseeCard handelt es sich um eine umlagefinanzierte Gästekarte. Sie ersetzt die Kurkarte nicht, sondern ergänzt sie um ein für den Gast kostenfreies Angebot. Die „DÜNEN-THERME“ soll als wesentlicher Leistungsanbieter für das Projekt gewonnen werden. Andere können sich in die Nordseecard mit einklinken, z.B. der Westküstenpark. Die NTS übernimmt die organisatorischen Aufgaben in Höhe von 10% am Umsatz, 90 % gehen nach dem vereinbarten Schlüssel an die Unternehmen. Insgesamt hat sich nach Einführung dieser Gästekarte ein beträchtlicher Mehrwert für den Gast in Form von „sorgenfrei Urlauben“ herausgestellt, aber zugleich einer in Form von Imagegewinn, Wettbewerbsvorteil und Auslastungssteigerung (Saisonverlängerung) für die beteiligten Anbieter.
Die anwesenden sechs Mitglieder des neunköpfigen Tourismusausschusses waren in dieser Sitzung jedoch nicht zu einem Empfehlungsbeschluss bezüglich Beteiligung bereit. Die SPD-Fraktion hatte den Auftrag, zunächst mit „Nein“ zu stimmen, die CDU-Fraktion hatte Bedenken, Christiane Schallich von der FDP war auch nicht überzeugt und von der AWG war kein Mitglied anwesend, so dass schließlich wegen zusätzlichen Beratungsbedarfes mit fünf Stimmen und Enthaltung des Ausschussvorsitzenden Jan Duggen (CDU) zunächst von einer Beschlussfassung dafür abgesehen wurde. Die Zeit allerdings dränge, machten Tourismus-Direktorin Constanze Höfinghoff und auch Bürgermeister Rainer Balsmeier deutlich. Schließlich ist vor Beschluss durch die Gemeindevertretung auch noch der Finanzausschuss zu beteiligen. So forderte er rechtzeitig eine zusätzliche Sitzung des Tourismusausschusses. Fraktionsinterne bzw. auch fraktionsübergreifende Informationsrunden vorher seien seitens Verwaltung und TZ sehr gerne machbar.
Das Projekt NordseeCard soll möglichst ab 1. Januar 2020 laufen. Die Tourismus-Zentrale hofft im Interesse des Nordsee-Tourismus auf die Beteiligung möglichst vieler Gastgeber. Für sie ergeben sich buchungsentscheidende Vorteile. Beherbergungsbetriebe, die eine solche Gästekarte anbieten, werden bevorzugt ausgewählt. Im Rahmen der Gastgeberwerkstatt wird dann auch informiert.
Hjr, 2. Mai 2019, HN und www.jb-spo.de
Toilettenpfahlbauten am Ordinger Strand sind nun auch eingeweiht
Zu Ostern haben die beiden neuen Pfahlbauten am Ordinger Strand bereits ihre Bewährungsprobe bestanden. Nun sind sie auch offiziell eingeweiht. Damit sind nach einem Jahr die Bauarbeiten „in der größten Sandkiste der Welt“ abgeschlossen. Tourismus-Staatssekretär Dr. Thilo Rohlfs kam gemeinsam mit Bürgermeister Rainer Balsmeier vom Strand über das zwei Meter hohe und hundert Quadratmeter große Zwischenpodest – hier ist der Zugang zur WC-Anlage barrierefrei und es gibt eine Ladestation für E-Rollstühle – und dann weiter von der großzügigen Treppe auf die insgesamt sieben Meter und 400 Quadratmeter große Plattform. Dort empfingen ihn Tourismusdirektorin Constanze Höfinghoff und seitens der Nationalparkverwaltung Armin Jeß sowie viele weitere Gäste aus der Gemeinde und Mitarbeiter der Tourismus-Zentrale wie auch der DLRG St. Peter-Ording.
Für einige von ihnen ist dieser Pfahlbau jetzt ihr neuer Arbeitsplatz. Das ganzjährig nutzbare Gebäude mit der wichtigen Badeaufsicht und in einem zweiten Gebäude nur WC-Anlagen am Strandabschnitt Ording verfügt außerdem über einen Informationsraum des Nationalparks zum Thema Weltnaturerbe Wattenmeer, eine Erste-Hilfe-Station und eine Strandkorbvermietung. „Die winterfeste Ausstattung der neuen Serviceeinrichtung wird erheblich zur Verbesserung des Aufenthaltes am Strand beitragen und damit den Tourismusort ganzjährig stärken“, so Rohlfs. St. Peter-Ording zählte vergangenes Jahr insgesamt 2 524 091 Übernachtungen und 583 616 Tagesgäste. Die Gesamtkosten für die Maßnahme belaufen sich auf rund 2,6 Millionen €. Die rund 1,8 Mio Landesförderung stammen aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).
Mit „Welche Toilettengebäude erfahren schon eine solche Aufmerksamkeit wie unsere auf Pfählen am Strand von St. Peter-Ording“, hatte Constanze Höfinghoff Staatssekretär Rohlfs aus dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus sowie die Gäste begrüßt. Rainer Balsmeier setzte fort: „Das ist schon ein besonderes Bauwerk. So etwas ist nur durch die Zusammenarbeit von Gemeinde, Tourismus-Zentrale, Landesbetrieb für Küsten- und Naturschutz und Nationalparkverwaltung machbar. Dass wir hier am Strand bauen können, ist dem gemeinsamen Vorgehen beim Erstellen des Strandentwicklungskonzeptes zu verdanken.“ Weiter sagte er mit einem Dank für die großartige Zusammenarbeit aller: „Ohne die Zuschüsse sind solche Projekte für eine Gemeinde nicht zu finanzieren.“ Armin Jess erinnerte an die bereits erfolgte Verlängerung der Strandnutzung für die nächsten 20 Jahre, wies auf das Besucherinformationssystem mit seinen Info-Tafeln wie hier hin. „Wir müssen schon zu den Leuten gehen, wenn wir etwas für den Umgang mit der Natur erreichen wollen“, sagte er dazu und wünschte „Viel Glück mit dem Gebäude!“
Dr. Thilo Rohlfs hatte sich auf diesen Termin richtig gefreut. Er bekannte, dass seine Familie hier gerne Urlaub mache und benannte St. Peter-Ording als „Sehnsuchtsort“. In seinem politischen Statement betonte er die erfolgreiche Tourismuspolitik der Landesregierung und bezeichnete als absolut richtig, dass sich St. Peter-Ording als touristischer Hotspot nicht ausruhe. Er stellte aber auch die Frage: “Was ist mit der Qualität? Wo können wir sinnvoll investieren?“ und gab mit auf den Weg: „Aspekte des Nationalparks und Weltnaturerbes Wattenmeer sind mit dem Tourismus zu verbinden. Dazu gehört auch die Badesicherheit. Für St. Peter-Ording und den Schleswig-Holstein Tourismus ist dies ein guter Tag: Und 1,8 Millionen sind ja auch eine Summe!“ Seinen Dank richtete er an die Mitarbeiter für die Badeaufsicht und die vielen Freiwilligen der DLRG aus dem gesamten Bundesgebiet, die hier während der Saison unentbehrlich sind. „Vielen Dank, dass Sie da sind und das machen!“
Hjr, 30. April 2019, HN und www.jb-spo.de
Künstler wie Dieter Staacken und Gisela Schmidt haben viel zu erzählen
Kunstwerke sind nicht stumm. Sie regen uns an, gefallen uns sehr oder auch weniger. Oftmals ist das abhängig von der jeweiligen Stimmung, in der wir uns gerade befinden. Dieser nun bereits 19. Tag der offenen Ateliers in Eiderstedt war zwar für unser Empfinden kein Sonnentag, eher ein wenig trüb und auch regnerisch, aber die Landschaft Eiderstedt präsentierte sich mit saftig grünen Fennen und leuchtend gelben Rapsfeldern, Motive für jeden Plein-Air-Maler.
Vielleicht war das einmal so bei Dieter Staacken in Garding und Gisela Schmidt in St. Peter-Ording. Ihre Ateliers warteten an diesem Sonntag außer denen von vierzehn weiteren Kunstschaffenden zwischen Friedrichstadt und dem Nordseeheilbad auf interessierte Besucher wie auch das Museum Haus Peters in Tetenbüll oder das Alte Rathaus in Garding. Dort gab es jeweils die laufenden Doppelausstellungen „Am Meer“ mit Werken von Ursula Schultz-Spenner aus Wasserkoog und Fotos von Wilfried Dunckel aus Oldenswort bzw. „Malerei trifft auf Skulptur“ von Wolfgang Groß-Freytag aus Welt und Georg Jonietz aus Wesselburen zu sehen.- War der Besuch am späten Vormittag noch verhalten, so nahm er im Laufe des Tages zu. Das war jedenfalls bei Frauke Petersen im Koogsweg an der Grenze von Brösum zu Tholendorf so. Der Birnbaum vor der ehemaligen Bauernstelle zeigte sich bereits blühend. Sie organisiert seit 2010 dieses „Kunstformat“ mit Künstler*innen von KunstKlima. Der Katalog ist gerade wieder neu gedruckt.
Das „KunstKlima“-Schild am Anbau des Eckgrundstückes Tönninger Straße/Theodor-Mommsen-Straße in Garding weist aus, dass Dieter Staacken und seine Frau Regine hier zuhause sind. Erkennbar wird das besonders an den blau gestrichenen Resten, die einst die Krone eines dort stehenden Baumes bildeten, und an der Stele „Landschaft Eiderstedt“ am Haus. Der Hausherr empfängt persönlich, und schon wird man mit Eiderstedt konfrontiert.
Der 1935 in Garding geborene „Eiderstedter mit Leib und Seele“ nimmt seine Gäste sofort gefangen, erläutert das in „Absprengtechnik“ geschaffene Triptychon „Eiderstedter Partitur“. Wie er das macht, erfährt man dabei in wenigen Sätzen. Wer Dieter Staacken bis zu diesem Zeitpunkt nicht gekannt hat, lernt ihn jetzt kennen: Seinen wachen Geist, die Zuwendung zu seinem Gegenüber, seine Liebe zur Kunst und zur Landschaft. Reet, Hagebutten, Windschur, Schafe, Birken, Gräben …und dazu oft „Schriften“ begegnen dem Betrachter in den lebendigen Bildern. Dunkles gegen Helles, Weiches gegen Hartes, Schwarz/Weiß, aber gerade auch Grautöne liebt er. Im Gespräch mit ihm fallen Sätze wie: „Das ist etwas, wo der liebe Gott mitmachen muss.“ – „Ich arbeite gern in Alternativen; ein Bild stößt das andere an.“ – „Wirklichkeit ist für mich, was auf mich wirkt.“ – Dann nimmt er das Bild mit dem Schaf, und der Gast lernt über Staacken’s Hommage dieses geduldige Geschöpf echt wertschätzen, nicht nur wegen der Pullover und Socken. Elke und Hartmut Horste aus Weddingstedt erlebten den Künstler, zwei Damen aus Friedrichstadt und ein Paar aus Lüneburg kamen nach ihnen. Wer dann zum nächsten Atelier weiterfuhr und des Reets in und an den Gräben sichtbar wurde, erinnerte sich: „Es ist das Wunder des Reets, in dem der Wind rhythmisch tanzt: Das alte leistet dem nachwachsenden Beistand.“ Dieter Staacken sieht mehr und erzählt. Er ist dabei wohl eins mit seinen merkwürdigen Geistern Eiderstedts: „Wind, Weite, Wandel und Wasser.“
Ganz anders ist es dann bei Gisela Schmidt in der Straße Buschkoppel in Böhl am Ende der Sackgasse. Auch hier sieht man von außen, dass künstlerisch gearbeitet wird. Auf dem Weg dahin muss man von der Pestalozzistraße aus in den Richtung Strand führenden Kuhsteig einbiegen. Kaum war man dann in dem wie in Garding eher klein wirkenden Haus, fiel der Blick auf zwei, drei Bilder: Wellen, Wasser, Himmel, Weite, Bewegung – aber auch Ruhe, und vielleicht mit einem Menschen, gemächlich im Wasser schwimmend oder sinnend am Strand sitzend. Gisela Schmidt verwendet zur Darstellung der Wellen gerne den Kreis als formgebendes Element. So ließe sich die Unendlichkeit der Welle naturgetreuer darstellen.
Sie hält sich eher zurück, es sind ihre Bilder, die auf den Betrachter wirken. Es gibt nachdenkliche Pausen, Blicke zu ihr und zum Bild. Der Austausch beginnt: „Der Horizont wirkt hier hochgeklappt.“- „Durch die Aufhellung wirkt das tiefer.“ – „Dadurch kommt eine besondere Stimmung rüber.“- Und dann kommt anhand eines anderen Bildes ein neues Thema auf: Die Kraft des Wassers beim Aufkommen von Flut. Das plötzliche Zerstören von Sandfiguren oder das langsame, aber stetige Abtragen des Sandes.
Genau das ist es, was den „Tag der offenen Ateliers in Eiderstedt“ so spannend macht: Der Austausch über Kunst, das gemeinsame Erleben von ihr mit den Kunstschaffenden, deren Charaktere und auch die Menge dessen, was uns in seiner Vielfältigkeit staunen und auch neu sehen lässt. Entschleunigung im Alltag und originale Begegnung: Mensch, Werk und Betrachter. Wundersam!
Hans Jörg Rickert, 29. April 2019, HN und www.jb-spo.de
Vielfältige Klangwelten hinterlassen beeindruckende Bilderwelten
Daniela (44) war aus der Nähe von Saarbrücken angereist. In St. Peter-Ording traf sie dann mit Christiane (59) aus Peine zusammen. Sie gehören beide zum „Norman Keil Fan-Club“. Nicht nur seinetwegen waren sie gekommen. Sie waren am Freitag angereist und blieben bis Montag – wegen der Acoustic Days. Norman Keil hatte in der Loo des Museums Landschaft Eiderstedt seinen großen Auftritt. Der 1980 geborene Sänger und Songschreiber begeisterte mit seinen Liedern und Geschichten. Das war der zweite Programmpunkt am Freitag. Wo sonst Trachten, Modelle, Karten, Bilder und Einrichtungsgegenstände sowie Räumlichkeiten in dem alten Haus Geschichte von Eiderstedt vermitteln, erzählte er musikalisch, was ihn bewegt hat. In der Loo war trotz der vielen Gäste noch Platz, aber der war auch notwendig, um sich zu seinen Geschichten zu bewegen zu klatschen und sich mit Norman Keil zu freuen.
Bereits am Nachmittag um 15 Uhr waren die Acoustic Days im Wirtshaus Dorf 8 in St. Peter-Dorf mit Ida Gard aus Videbaek in der Nähe von Herning gestartet. Die junge dänische Popsängerin in ihrem in den Farben Gelb und Schwarz gestalteten jugendlichen Outfit gewann mit ihren Songs schnell die Herzen. Sympathisch, stimmlich ausdrucksvoll in allen Schattierungen, kam sie rüber, und erzählte von sich und von ihren Erlebnissen. Da hörte man zu, lauschte und war überrascht, wie sie mit ihrer Gitarre auftrat und wie sie ihre Botschaften vermittelte, als sie z.B. ihre Straße erzählen ließ: „I am the street, where you spent your childhoud“. Das war ein Auftakt nach Maß. Manch Besucher erzählte bei Begegnungen im Laufe der drei Tage dann auch gerne von ihr.
Dritter Musikschauplatz war die Kirche St. Peter. Hier traten „Hannovers“ Wohnraumhelden auf. Ein buntfarben schillernder Gekreuzigter schaute sich das Geschehen von oben an. Da hatte doch Projektleiter Malte Jochimsen bei der Einführung in das Konzert behauptet: „Diese Kirche wird danach eine andere sein.“ Und dann traten die Wohnraumhelden mit „Nichts ist unmöglich auf“. Die „Kirche“ bebte. Als am Ende des Auftritts der Band dann Christof Stein-Schneider zum Heiland aufblickte und ihm seinen Arm entgegenreckte, wusste man nicht, ob der Christus traurig war oder ihm zulächelte. Dieses Bild aber sagte mehr und blieb im Gedächtnis.- Ein Gegensatz, der in unsere Welt passt und doch versöhnlich wirkt. Der Gekreuzigte hat in den 2000 Jahren Christenheit schon viel ausgehalten.- Am nächsten Tag war es an diesem Ort dann Jan Löchel (* 1974), der andere Töne mitbrachte. Stehende Ovationen gab es. Zuhörer, die beide Tage in der Kirche waren, werden auch das Bild von ihm mit Anne de Wolff und ihrer Geige behalten, als sie ihn auf seiner Gitarre im Kirchengang begleitete, und das ohne Mikro. Wer am Freitag vielleicht noch erschrocken die Kirche verlassen hatte, war jetzt wieder versöhnt.-
Björn Paulsen aus Niebüll in „Dorf 8“ wie auch Tim Wilde aus Hamburg im Museum sorgten dort am Sonnabend für Atmosphäre. Der eine hatte sich feiern lassen und feierte mit seinen Fans, der andere nahm sie mit auf seine Geschichtenreisen.
Jeweils am Abend bis über 22 Uhr hinaus war das Dünen-Hus richtig voll, am Freitag bei Henning Wehland, wo jeder mit ihm „um sein Leben tanzte“ und am Sonnabend bei Wingenfelder mit u.a. der „Königin der Nacht“. Das hatten die Veranstalter auch so erwartet, aber sie waren nach den zwei Tagen bereits höchst zufrieden mit diesem Musik-Ereignis in St. Peter-Ording. Bei „Godewind“ war man dann am Sonntag glücklich über dieses neue Veranstaltungsformat im „Dünen-Hus „heimatlich“ zusammen.
Karsten Werner vom Hotel Strandgut Resort mit einem besonders guten Draht zur Musikerszene, Constanze Höfinghoff für die Tourismus-Zentrale mit der für dieses Event verantwortlich zeichnenden Mitarbeiterin Janina Domann sowie Malte Jochimsen von Seaside Touring Hamburg, auch Erfinder von „Kultur auf den Halligen“, freuten sich über den sehr guten Erfolg dieses neuen Formates.
Constanze Höfinghoff fasste so zusammen: „Ziel der Veranstaltung war es, Musik unplugged an besonderen Orten zu präsentieren, klein aber fein, mit unmittelbarem Kontakt zwischen Künstlern und Publikum. Das ist in jedem Fall gelungen und hat beiden Seiten besondere Momente beschert.“ Malte Jochimsen bekannte zunächst wegen der doch kurzen Vorlaufzeit eine gewisse Unsicherheit vor dem Start, ob Theorie und Praxis auch deckungsgleich wären. „Doch das war alles harmonisch.- Wir wollten ein Familienfestival. Das ist uns zu 100 Prozent gelungen und hat einen Riesenspaß gemacht. War einfach geil“, sagte er. Für Karsten Werner ist dieses Event ein „Gewinn für St. Peter-Ording“. „Wir haben emotionale und vielfältige Konzerte erlebt.“
Hans Jörg Rickert, 28. April 2019, HN und www.jb-spo.de
Einwohnerfragestunde und Mitteilungen machten das bewusst
Eine florierende Tourismusdestination kommt nicht ohne Baustellen aus. Das erlebt die Gemeinde St. Peter-Ording derzeit schon seit einigen Jahren und das bringt als Folge zusätzliche „Baustellen“ für die Gemeindevertretung mit. Doch nicht nur die Osterfeiertage mit ihrem Frühlingsboom haben offenkundig deutlich gemacht, dass sich im touristisches Zahlenwachstum einiges an Gepäck versteckt.
Dass das so kommen könnte, hat man bei aller Euphorie über die Zahlen wohl nicht gemerkt. Die Verantwortlichen für den Ort haben progressiv agiert. Es gibt ein Tourismusentwicklungskonzept. Aber die „Liebenswürdigkeit“ - das „Heimelige“ - des Ortes scheint irgendwie verloren zu gehen. Nun müssen die Verantwortlichen schneller für Akzeptanz sorgen. Die Spirale dreht sich.
St. Peter-Ording befindet sich im „Breitband-Tempo“ des 21. Jahrhunderts. Tempolimit wäre eher angebracht. Nur der Attraktivitätssog wirkt inzwischen stärker über Eiderstedt, Schleswig-Holstein und Hamburg hinaus als vorstellbar. Der Supersommer 2018 hat dazu auch seinen Teil beigetragen. Das wurde hintergründig im Verlauf der 7. Sitzung der Gemeindevertretung im Hotel Strandgut Resort bewusst.
Die beiden Haupttagesordnungspunkte waren ein Selbstgänger. Bauausschussvorsitzender Kurt Kahlke (SPD) erläuterte kurz die jeweils einstimmigen Beschlussempfehlungen seitens des zuständigen Fachausschusses (wir berichteten). Der Beschluss zwecks 9. Änderung des Flächennutzungsplanes am Ortsausgang in Ording an der B 202 hinter der Tankstelle für das Errichten des Nahversorgungszentrums Edeka/Aldi wurde mit 11 Ja-Stimmen gefasst. Bürgervorsteher Boy Jöns (CDU) hatte vorher seine ablehnende Auffassung hinsichtlich des Nahversorgungszentrums bekannt und enthielt sich deswegen der Stimme. Der Satzungsbeschluss für den vorhabenbezogenen B-Plan 81 für das Errichten des Familientreffs/Spielhauses am Ort der ehemaligen Rollschuhbahn im Zuge des Gesamtprojektes Erneuerung der Strandpromenade II erhielt alle 12-Stimmen.
Die gegenüber sonst erheblich kleinere Stimmenanzahl lag daran, dass von den 17 Gemeindevertretern fünf fehlten (1 AWG; 4 CDU). Boy Jöns hatte in der Eröffnung darauf hingewiesen, dass diese Sitzung außerhalb der Reihe eingeschoben worden ist. Bei den inzwischen sieben Sitzungen war das nun in dieser Legislaturperiode schon die dritte Extra-Sitzung der Gemeindevertretung. Bestimmte Sachverhalte – darunter im Februar Angelegenheiten der Freiwilligen Feuerwehr – hatten sie jeweils erforderlich gemacht.
Informativ von Bedeutung waren die Mitteilungen des Bürgermeisters sowie des Bürgervorstehers für die anwesenden 17 Bürger*innen. Deren Einlassungen wiederum waren wichtig für die Gemeindevertreter und die Verwaltung. Carsten Eritt vom Amt Eidersteht war seitens des Amtes als Protokollführer und Fachbereichsleiter Bauen und Entwicklung anwesend.
Rainer Balsmeier teilte aus dem nichtöffentlichen Teil der letzten Sitzung u.a. mit, dass zwecks Vorarbeiten für das künftige Baugebiet in Böhl Aufträge vergeben worden sind.- Beim Punkt Mitteilungen wurde bekannt, dass sich die bereits über Jahrzehnte kooperierenden Gemeinden St. Peter-Ording, Tating und Tümlauer Koog gemeinsam beim Kreis Nordfriesland um Aufnahme für einen der möglichen neuen „Kooperationsräume Coaching“ beworben haben. Es besteht so die Möglichkeit, die bisher auf Verständigungsbasis bestehende Zusammenarbeit mit Hilfe von externen Fachleuten ohne Kostenaufwand zu optimieren und effektiver zu gestalten. Die im Sinne der Daseinsvorsorge zentrale Frage dabei lautet: Wie können die Versorgung und die Mobilität der Bevölkerung in ländlichen Räumen langfristig gesichert werden? - Weiterhin teilte er zum Projekt „MOSTA“ die Einrichtung so genannter „Mitfahrbänke“ mit, von denen aus man sich zu maximal fünf Orten mitnehmen lassen könne. Frau Hila Küpper ist beim Amt Eiderstedt dafür zuständig. Es gibt Info-Flyer.- Die dritte Ausstellung der Gemeindegalerie zum Thema „Strand“ läuft seit kurzem im Kunsthaus Wittendün. Der Besuch wird empfohlen. Der Eintritt ist frei. Die nächste öffentliche Führung in Form eines Kunstrundganges ist am 15. Mai um 15 Uhr.- Die Kommunalaufsicht hat bestätigt, dass ab 1. September 2020 die für den 1. Mai 2021 zu besetzende Stelle eines hauptamtlichen Bürgermeisters ausgeschrieben werden darf. Die Amtszeit von Bürgermeister Rainer Balsmeier läuft aus. Er tritt wegen Pensionierung auch nicht wieder an.- Boy Jöns erläuterte danach, dass er „Auslaufzonen für Hunde am Strand“ in einer der nächsten Sitzungen des Tourismusausschusses thematisiert haben möchte. Die Testphase dafür endet.
Seitens der Einwohner wurde zu Beginn der Sitzung die Einberufung einer Einwohnerversammlung beantragt. Sie sei überfällig. Außerdem gab es etliche kritische Nachfragen zum B-Plan 79 „Hotel de Dün“ im Nachgang zur erfolgten frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit. Aufgrund des Ostertourismus wurden Einlassungen zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und Naturgegebenheiten im Sinne einer Zukunftsvision für den Ort vorgebracht. Das Ausbringen von Hühnermist bei Ostwind war zusätzlich ein Stein des Anstoßes gewesen und wurde hinterfragt.
Hjr, 25. April 2019, HN und www.jb-spo.de
Unsere Gesellschaft altert. Diesem demographischen Wandel begegnen wir unter dem Begriff „Daseinsvorsorge“. Darin enthalten sind Sinnerfüllung auch im Alter, Umgang der Generationen miteinander, Zurechtkommen mit Krankheiten, Rettungswesen und mehr.
Über 13.000 € kostet die Gemeinde St. Peter-Ording das Vorhalten der Suchtberatung und -behandlung im Familienzentrum im ev. Gemeindehaus vor Ort pro Jahr. Der Rettungsdienst des Kreises Nordfriesland ist auf der Suche nach einem neuen Standort für die Rettungswache in St. Peter-Ording. Man ist seitens der Gemeinde dabei, einen Seniorenbeirat zu schaffen. Veranstaltungen für Senioren werden nicht nur von der Gemeinde geplant und durchgeführt, sondern auch von Vereinen wie z.B. dem DRK-Ortsverband, der insgesamt sechzig Veranstaltungen pro Jahr auf seinem Zettel hat. Dazu gehören auch Termine in Sachen Blutspende oder 14-tägig Spielenachmittage und Stricken. Das erfuhren die Bürger*innen in der 4. Sitzung des Ausschusses der seit Juni laufenden Legislaturperiode. Sie fand im Feuerwehrgerätehaus im Heedweg statt.
Eingeladen waren Jens-Peter Lindner und Sven Rahder vom Kreis Nordfriesland in Sachen Rettungsdienst sowie Susanne Baum und Jens-Uwe Kiesbye vom Diakonischen Werk (DW) in Sachen Suchtberatung. Der Kreis hat diese Aufgabe an den Fachbereich des DW übertragen. Für das Rettungswesen ist der Kreis zuständig. Vor Ort arbeitet er mit der DLRG zusammen, die auf Anforderung durch die Leitstelle als First Responder einspringt. Notfallhelfer haben in 90 Prozent der Fälle innerhalb von 12 Minuten nach Eingang der Meldung am Ort zu sein.- Der DLRG steht dafür seitens des Kreises ein entsprechend ausgestatteter Krankentransportwagen zur Verfügung. Er ist von der DLRG zu unterhalten.- Bei Notfällen an den Stränden endet die 12-Minuten-Frist z.B. in Ording an der Autoüberfahrt, d.h. die Fahrtzeit am Strand zum direkten Notallort wird nicht mit eingerechnet. Das macht einmal mehr deutlich, welche Bedeutung den jeweiligen Strandaufsichten und als First Responder der DLRG zukommt.
Aufgrund der Statistiken war es deswegen 2017 notwendig gewesen, im Bereich von St. Peter-Ording einen Rettungswagen zu stationieren. Im ehemaligen Mutter-Kind-Kurheim Köhlbrand am Strandweg konnte die Station übergangsweise eingerichtet werden. Klar war aber da schon, dass ein dauerhafter Standort für eine neue Rettungswachse zu suchen ist. Das gestaltete sich bisher noch nicht erfolgreich, so dass zwischenzeitlich ein Umzug in das DLRG-Gebäude in der Bövergeest erfolgt ist. Am günstigsten aber wäre zwecks Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben ein Standort in Höhe Golfplatz Deichgrafenhof im Gemeindegebiet Tating. Aber auch Fragen der Wirtschaftlichkeit spielen eine Rolle. So ist der Flugplatz am Feldhausweg ins Spiel gekommen. Hier soll seitens eines Investors für die Notfallbesatzung des Hubschraubers einschließlich Notarzt für die Betreuung der in den Offshoreanlagen Beschäftigten der Bau einer Rettungswache gebaut werden. Der Rettungsdienst des Kreises möchte sich da einklinken. Derzeit befindet man sich in der Einigungsphase.- Wegen dieses Standortes hat es bereits mehrfach Anfragen bzw. Einlassungen in den Einwohnerfragestunden gegeben. Auch Bürgermeister Rainer Balsmeier erscheint dieser Standort nicht „wirklich eingängig geeignet“: In Richtung B 202 ein unbeschrankter Bahnübergang und danach Einfädelung in den Medfeldweg sowie kurz darauf in die B 202, immer von nicht vorfahrtsberechtigten Zuwegungen aus; nach Dorf oder Böhl Querung eines beschrankten Bahnüberganges nach vorher einem verkehrlich hochfrequentiertem Gewerbegebiet. Wegen der 12-Minuten-Vorgabe war schon der Standort im Strandweg problematisch, weil von dort aus nur in eine Richtung gefahren werden konnte. Einen optimaleren Standort zu finden, erscheint kaum möglich.
Jens-Uwe Kiesbye und Susanne Baum erläuterten dem Ausschuss ihr vielfältiges Angebot. Seit zwanzig Jahren arbeiten Gemeinde und DW in Sachen Suchtberatung und -behandlung zusammen. Alle Seiten betonten die Bedeutung der Zugangsmöglichkeiten zur Hilfe für jeden Betroffenen direkt am Ort.- Die Verlegung in das Familienzentrum ist eine sehr gute Entscheidung gewesen. Die Sprechzeiten sind jeweils mittwochs in den ungeraden Wochen. Das Suchtproblem wird wegen neu hinzugekommener Abhängigkeiten durch z.B. „neue Medien“ nicht abnehmen. Größter Suchtfaktor ist immer noch Alkohol. Sucht ist nicht heilbar; man kann abstinent leben, aber mit Rückfällen ist auch nach langer Zeit immer zu rechnen.
Zum Seniorenbeirat berichtete Ingrid Brill (CDU). Die Satzung ist soweit vorbereitet, dass sie nun im Sozialausschuss beraten werden kann, um danach in der Gemeindevertretung vor der Sommerpause beschlossen werden zu können.- Der Seniorenausflug der Gemeinde am 15. Mai ins Multimar mit Führung ist noch lange nicht ausgebucht. Marion Bernhardi vom Amt Eiderstedt wartet auf weitere zahlreiche Anmeldungen. Wer Begleitung braucht, möge das auch mitteilen.
Hjr, 26. April 2019, HN und www.jb-spo.de
„Tangrenalin de Berlin“ war das Konzert am Ostermontagabend der Reihe „Musik in der Kirche“ des Fördervereins zur Pflege der Kirchenmusik betitelt. „Kirchenmusik?“– mag sich da mancher fragen. Aber warum sollte man im Angesicht des Triumphkreuzes nicht auch fröhlich sein? Kirche und kirchliches Leben geben unserem Leben einen Raum. Trauer und Freude - ein jegliches hat seine Zeit: der Alltag, aber auch „Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt“. Kein anderes christliches Fest als Ostern vereint diese zwei Pole menschlichen Lebens bis heute. Der „Tango“ als „Schreittanz“ passt dazu: Dynamik und Leidenschaft machen diesen Tanz aus. Seinen Ursprung hat er im „Argentinischen Tango“. Aus ihm entwickelten sich der „Tango nuevo“, der „Vals“ und die „Milonga“.
Das Berliner Ensemble „La Bicicleta“ (span.: Fahrrad) hatte ein einschließlich kleiner Pause fast zweistündiges Programm mitgebracht, das das Publikum in der St. Peter-Kirche begeisterte. „Wie immer sehr gut“, war eine der Rückmeldungen an Kirchenmusikdirektor Christoph Jensen, der für das Programm von „Musik in der Kirche“ verantwortlich zeichnet und auch immer wieder mit Besonderem wie diesem Konzert Akzente setzt. Die St. Peter-Kirche wird dabei ein Raum für Musik, der verschiedensten Klangrichtungen die Möglichkeit zur Entfaltung bietet.
Das gelangen mit Ihrer Spielkunst Judith Brandenburg (Komposition und Arrangements) auf dem Bandoneon, Corinna Söller (Komp. & Arr.) am Flügel und Florian Kellerhals (Arr.) auf seiner Violine. Alle drei sind klassisch ausgebildete und konzertierende Musiker und haben den „Tango nuevo“ aus reiner Leidenschaft, Neugier und Liebe für sich entdeckt und ihm mit der Zeit eine ihre eigene Tango-Sprache gegeben. Mit ihren Kompositionen „Tangrenalin …Tango und Kung Fu“, „Ven … ein Vals für die Liebe“, „Vier Jahreszeiten (2019) – eine Antwort auf Vivaldi und Astor Piazzolla“ und „Sombras azules“ von Judith Brandenburg, sowie den ganz neuen Stücken „Niebla brusca“ und „Melancholonga“ von Corinna Söller, war es zugleich auch eine Hommage an Astor Piazzolla, der den Tango nach seiner Rückkehr nach Argentinien kompositorisch als Konzertmusik anlegte und damit für den Konzertsaal oder eben die Milonga neu erfand. Aus seinen „Estaciones portenas“ spielten sie „Winter“ und „Sommer“ in Buenos Aires. Aber sie huldigten auch dem heute 92-jährigen Altmeister des argentinischen Tangos Saúl Cosentino mit „Fuerte y claro“.
Judith Brandenburg entlockte dem Bandoneon (entwickelt aus der Konzertina) klangvolle, sanfte, aber auch scharfe und brillante Töne, Corinna Söller kostete die Möglichkeiten des Flügels mit Sanftheit und Virtuosität aus und Florian Kellerhals machte aus seiner Geige ein Vielseitigkeitsinstrument von Klassik bis Jazz. Die Geige gab alles, die Bogenbespannung auch, aber sie hatte am Ende gelitten. Es war ein Konzertabend, an dem gemäß Programmtext wahrhaftig „in Tönen geschwelgt, geseufzt, geatmet, gelacht, geweint und vor allem geliebt“ worden ist. Als Zugabe ging „La Bicicleta“ mit Franz Schubert dann auch kurz auf „Winterreise“. Alle drei hatten moderierend Hintergründe beleuchtet und auf diese Weise zusätzlich ihre musikalische Liebe zum „Tango nuevo“ a la „La Bicicleta“ offen gelegt.
Hans Jörg Rickert, 23. April 2019, www.jb-spo.de
Aktivitäten – Osterfeuer – Sonnenuntergang – Erlebnis pur
Dieses Osterwetter wird wohl kaum noch einmal zu toppen sein. St. Peter-Ording muss für einige Tausende eine magnetische Anziehungskraft gehabt haben. Kein Wunder bei den Wetterbedingungen: Sonne, gut aushaltbare Ostwinddrift, fast wolkenloser Himmel, angenehme Temperaturen, trockene Strände, dazu überall im Ort fürs Auge farbenfrohe Inseln mit Stiefmütterchen, Narzissen- und Forsythiengelb und blättertreibende Bäume und Sträucher. In den Dünen frisches Strandhafergrün.
Mit „Fix was los“ hatte die Veranstaltungsabteilung der Tourismus-Zentrale (TZ) geworben; nun war manchmal schon fast zu viel als „Fix was los“. Der Strand ist groß; auf ihm verteilen sich die Sonnenanbeter schon, aber sonst oft Menschenansammlungen und zeitweise auf der Eiderstedter Straße und im Bad auch zu viele Autos hintereinander. Am Ostersonnabend an den Kassen Schlangen.
Schon am Mittwoch war das Wochenmarktgedränge groß gewesen. Das setzte sich mit dem Ostermarkt ab Sonnabend fort. Fleißiges Osterbasteln und -backen am Gründonnerstag im Kinderspielhaus der TZ mit Nicole Henfling und Vanessa Greve, am Sonnabend dann im ev. Gemeindehaus mit dem Team der Urlauberseelsorge um Andrea Streubier für den Osterfrühgottesdienst um 6 Uhr mit anschließendem Osterfrühstück.
Gründonnerstag war das Backhaus mit Brotverkauf und Café schon absoluter Renner gewesen. Nicht alle hatten ihr erhofftes Brot bekommen, aber das hatten andere dort auch schon erlebt. Aber allein das Warten und der Klönschnack in der Schlange waren es wert gewesen, gekommen zu sein. Dann eben ein anderes Mal. Dortmunder hatten endlich Glück gehabt und zogen mit ihrem Rosinen- und Backhausbrot von dannen. Zimt- und Kümmelbrot waren ebenfalls im Angebot gewesen.- Aber am Kuchenbuffet hatte man vielleicht noch seine Chance. Seit zwölf Jahren gibt es dieses Angebot und hat nichts an seiner Attraktivität eingebüßt.
Absoluter Höhepunkt allerdings war am Sonnabendabend das Osterfeuer. Bürgervorsteher Boy Jöns hatte in seiner Feuerrede Tausende auf der Buhne begrüßt. So viele Menschen zusammen hatte er hier noch nie erlebt. Auch auf der Seebrücke hatten sich wieder viele eingefunden, aber dazu kamen noch alle diejenigen, die oben auf dem Deich ziemlich dicht und lang standen, sowie die seeseitig Mit Blick auf Feuer und Sonnenuntergang am Deichhang Sitzenden.- Es war einfach supertoll: Das Wetter, der weite Blick, die noch am Himmel stehende Sonne, dieses fröhliche Miteinander und das Warten erst auf das Feuer und dann den Sonnenuntergang hinter den Dünen. Das war Erlebnis pur zum Genießen. Auf der Buhne wie üblich Essens- und Getränkeangebote. Vielen blieben länger als sonst.
Das Feuer selbst brannte ziemlich schnell runter. Die Rauchentwicklung war gering gewesen. Bewusst hatten die Mitarbeiter des Bauhofes den Zweighaufen nicht so hoch aufgeschichtet. Damit trug man auch dem vielleicht zu hohen Funkenflug Rechnung. Es war einfach zu trocken und damit die Brandgefahr im Reetgebiet vor den Salzwiesen hoch. Die Jugendfeuerwehr stand so, dass niemand zu dicht an das Feuer kam. Und Gruppenführer Sören Hesselbarth von HLF 20 hatte kurzzeitig „Wasser marsch“ angeordnet, damit um das Feuer herum nichts in Brand geraten konnte. Wie heiß es war, machten die Hitzeschlieren über dem Feuer deutlich.- Währenddessen näherte sich die Sonne immer mehr dem Dünenhorizont. Nur kurz war die Zeit, die Glut des Feuers, die Hitzeschlieren, die Sonne und ihr Spiegellicht zusammen wahrzunehmen.
Der „Bambini“-Ostereierlauf am frühen Nachmittag war nicht so wie erwartet angenommen worden. Da konnte der im Eiszwerg versteckte Marco Dabels auch nicht mehr Kinder anlocken. Für sie war schließlich auch bestes Strandbuddelwetter. Der Osterlauf für die Heranwachsenden und die Großen fand wie immer guten Zuspruch. Frank Spiegel, Kerstin Schacht, Vanessa Greve und Nicole Henfling hatten mit genügend Wasserflaschen und Bechern Vorsorge getroffen, damit auch jeder seinen Flüssigkeitsverlust wieder ausgleichen konnte.
Hjr, 21. April 2019, www.jb-spo.de
„Jan un Gret“ vor dem alten Dorfdeich mit den beiden Stöpen und das „Backhaus“ der AG Ortschronik sind für alle in St. Peter-Ording markante Anlaufpunkte. Im Jahre 2006 wurde das kleine Haus als erstes Kleinod auf der historischen Insel durch großen ehrenamtlichen Einsatz geschaffen und wird bis heute vom Backhaus-Team auch so bewirtschaftet. Backhaustage sind für viele Gäste des Badeortes Erlebnistage. Brot und Kuchen aus dem Steinofen haben einen gewissen Reiz. Oft reicht die Anzahl der Brote nicht, um alle aus der Schlange zu versorgen. Sie hoffen dann auf das nächste Mal. Frisches Brot und Kuchen gibt es in unregelmäßiger Folge meistens an einem Donnerstag. Bei sonnigem Wetter ist dann auch das Backhauscafé geöffnet. An den rustikalen Tischen sitzt es sich auf den zugehörigen Bänken gut. Zeit zum Klönen ist dann auch immer angesagt. Für die Ehrenamtler beginnt so ein Tag in aller Frühe und endet am Nachmittag gegen 16 Uhr. Das war dieses Jahr am Gründonnerstag auch wieder der Fall.
In gewohnter Manier hatte Franz Schön um etwa halb fünf den Backofen angeheizt. So 0,15 Kubikmeter Holzscheite verleihen dem die erforderliche Hitze zum Backen erst der Brote und dann der Kuchen. Die Brotlaibe werden in der Bäckerei Siercks hergestellt. Das ist aus lebensmittelrechtlichen Gründen so vorgegeben. Die Blechkuchenteige werden zuhause vorbereitet und zum Backhaus gebracht.
Im Laufe des Tages waren am 18. April 2019 im Einsatz: Franz Schön (Heizer), Walter Petersen (Teamchef), Hans Siercks (Bäckermeister), Franz Jörgensen, Peter Schreiber, Karl-Heinz Peters, Wolf Richling, Peter Hansen, Ursula Schön, Waltraud Schreiber, Ragna Bertholdt, Edith Hansen. Jede*r von ihnen weiß, was zu tun ist. Da muss nichts mehr abgesprochen werden. Das läuft dann während des Tages wie am Schnürchen.
Hjr, 21. April 2019, www.jb-spo.de
Die Toiletten am Ordinger Strand vom Übergang Köhlbrand aus waren schon länger freigegeben. Die offizielle Inbetriebnahme des Pfahlbaus ist für den 30. April vorgesehen. Da wird sich dann wieder einmal die Presse auf dem Strandabschnitt tummeln. Die Gäste taten es bei dem Wunderwetter bereits schon vor Ostern. Wie gut, dass es mit der Terminplanung so geklappt hat. Das Wetter im März war nicht immer „plangerecht“.
Am Mittwoch vor Gründonnerstag war Treffen der Bauverantwortlichen, allen voran Nils Koch und Johannes Mahnsen von der Tourismus-Zentrale sowie Frank Rudolph und Horst Pahl für die Bauleitung. Kritische Blicke hier- und dorthin. Einige Fugen hatten noch besser abgedichtet werden müssen. Der Strandsand ist fein und feuchtigkeitsaffin. Er findet selbst „Mikrolücken“ und soll sich da nicht erst einnisten. Aber nun sollte für den Betrieb alles in Ordnung sein, wenn dann auch die digitale Technik richtig läuft. Da gab es anfangs noch kleine Hindernisse. Wer kennt das nicht von seinem Rechnerarbeitsplatz.
Noch sah es überall etwas unaufgeräumt aus, aber das Einräumen kann stattfinden Für alles ist Platz vorgesehen. Ein Wohlfühlgefühl machte sich jetzt schon bemerkbar. Allein der Blick vom Pfahlbau trägt mit dazu bei. Großzügig die Arbeitsplätze und das Sichtfenster für die Badeaufsicht. Die Strandkorbvermieter haben ihren eigenen Raum, sind nicht mehr irgendwo in einer Ecke untergebracht. Erste Hilfe hat ein ihr entsprechend freundliches Ambiente. Für die Mitarbeiter gibt es einen Raum. Für die vielen Freiwilligen der DLRG wird das ein zusätzlicher Anreiz sein, in St. Peter-Ording für eine bis drei Wochen mitzuarbeiten. Überall ist es lichtdurchflutet hell und freundlich. Das gilt auch für die Toiletten mit ihrer modernen Technik. Ihre Steuerung ist in den Spitzdachbereichen untergebracht. Deshalb konnten die Dächer auch nicht flacher gehalten werden.
Noch ist vor der Saison. Nach der Saison wird man dann wissen, ob Planung und Betrieb kongruent zueinander sind. Es sieht jedenfalls schon einmal danach aus. Aber man weiß ja nie. Nordseewetter birgt immer Überraschungen, ganz gleich, ob Super- oder Regensommer bzw. durchwachsen. Die Teams aber sind gut drauf. Flexibel und handwerklich geschickt sind sie auch, und im Fall der Fälle wird schnell fachmännisch nachgebessert. Dafür wird schon Sorge getragen werden.
Für den Strandbesucher und die Badegäste hat das 21. Jahrhundert nun auch am Strand begonnen.
Vergessen sollten alle dabei jedoch nicht:
Wir befinden uns in einem Naturraum. Mit ihm sollten wir sorgsam umgehen, unseren Müll umweltgerecht entsorgen und mit den neuen Einrichtungen am Strand sorgsam umgehen. Zehn Jahre Unesco Weltnaturerbe Wattenmeer gibt es nicht zum Nulltarif. Jeder sollte das wissen und seinen Beitrag bewusst dazu leisten!
Hjr, 20. April 2019, www.jb-spo.de
„Zwanzig Jahre Lobback-Orgel sind es wert, dass man sie in St. Petri doppelt ehrt“, möchte man reimen.- Kirchenmusikdirektor Christoph Jensen ehrt „sein Instrument“ seit Jahren und erfreut immer wieder neu die vielen Besucher seiner Orgelmusiken. An die siebzig Gäste lauschten seinem Orgelspiel, für das er ein Programm passend zur Passionszeit zusammengestellt hatte: Das „Praeludium in g“ von Dietrich Buxtehude (1637-1707) und die „Sonate c-moll op. 13 über den Choral ‚Befiehl du deine Wege‘ “ von Jan Albert van Eyken (1823-1868) gaben den Rahmen für die „Passionschoräle aus dem ‚Orgelbüchlein‘ von Johann Sebastian Bach (1685-1750): O Lamm Gottes, unschuldig (Kanon in der Quinte*) – Christus, der uns selig macht (Kanon in der Oktave), Christe, du Lamm Gottes (Kanon in der Duodezime) – Da Jesus am dem Kreuze stund – O Mensch, bewein dein Sünde groß.
Das einheimische Stammpublikum hatte sich auf diesen Konzertauftakt gefreut. Aber auch von den anderen Gästen ist dieser Mittwochtermin zum Bestandteil ihres Terminkalenders in St. Peter-Ording geworden. Gespannte Aufmerksamkeit herrschte während des halbstündigen Konzertes. Es gibt auch immer einen Programmablauf. Wie schnell dabei die Zeit vergeht, wird bewusst, wenn der letzte Orgelton verklungen ist.- Der Beifall für den Organisten war groß. Aber nicht genug: Ziemlich weit vorne saßen Schwester und Bruder aus Gütersloh. Sie ist Organistin und hatte bemerkt, dass der Kanon in der Duodezime dreimal gespielt worden war, und vermutete, „weil er so kurz ist“. Schon viele Jahre kommt sie nach St. Peter-Ording und ist dann mittwochs beim Orgelkonzert dabei. „Ich komme immer sehr gerne hierher“, sagte sie.
Aus Neukirchen-Vluyn bei Moers war ein Ehepaar gekommen. Sie sind seit über 40 Jahren Gast auf Eiderstedt und begeistert von den Kirchen und der Orgelmusik. Deswegen waren sie an diesem Morgen auch dabei. Ein Paar aus Neumünster hatte es im Veranstaltungskalender gelesen und sich das für diesen Morgen vorgenommen. Aus Landshut gaben Eheleute ebenfalls auf Ansprache schon vor dem Konzert bereitwillig Auskunft: „Wir sind katholisch und zum ersten Mal in St. Peter-Ording. Ich war Ministrant, und mein Freund von damals ist Organist. So bin ich dann ein Liebhaber von Orgelmusik geworden. Wir freuen uns darauf. Das ist für uns ein wunderbares musikalisches Angebot.“
Als Duodezime bezeichnet man in der Musik die zwölfte Tonstufe einer diatonischen, heptatonischen Tonleiter sowie das entsprechende Intervall, das sich aus Oktave und Quinte zusammensetzt und damit zwölf Tonstufen umspannt.
ORGELMUSIKEN ZUR MARKTZEIT ab nun jeweils am Mittwoch um 10 Uhr in der St. Peter-Kirche
bis zum 26. Juni, dann wieder vom 14. August bis 09. Oktober und in der Adventszeit am 4., 11. und 18. Dezember
Hans Jörg Rickert, 17. April 2019, www.jb-spo.de