"Künstler in Sankt Peter-Ording"
Eröffnung am 28. April 2018 11 Uhr - Eintritt frei
Festvortrag mit einem Plädoyer für Galerien- und Ausstellungsbesuche: Maria Jepsen, von 1992 bis 2010 Bischöfin des Hamburger Sprengels.
Zur ersten Ausstellung und zum Kennenlernen der Kunstsammlung wurden Künstler ausgewählt, die hier längere Zeit lebten und arbeiteten und von denen die Gemeinde Kunstwerke besitzt.
Die Ausstellung ist bis Ende September 2018 geöffnet.
Kooperationsprojekt von der Galerie Tobien und der Gemeinde St. Peter-Ording
Glück kommt selten von allein, aber manchmal hat man einfach Glück. St. Peter-Ording hat ein solches Glück gehabt, als „des Wassers Kräftigkeit und der Wellenschlag des Bades“ Menschen aus Eiderstedt zum Baden nach Ording brachte. Es waren Tagesbesucher, die sich erholen wollten. Möglichkeiten zum Quartiermachen gab es so lange nicht, bis Friedrich Jensen 1877 das erste Hotel errichtete.- In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entdeckten dann viele Maler diesen Ort an der Westküste für ihre Freiluftmalerei. Es gab nun auch preisgünstige Unterkünfte. In den dreißiger Jahren erweiterte sich der Künstlerstammtisch durch Musiker und Schauspieler.
Zum Teil weilten sie zur Kur im Sanatorium „Goldene Schlüssel“.- Friedrich Karl Gotsch, Meisterschüler Oskar Kokoschkas, zog nach dem zweiten Weltkrieg nach St. Peter. Schon 1919/20 hatte er hier gemalt. Seit 1943 arbeitete und malte Beatrice du Vinage in St. Peter-Böhl. Ingeborg Danielsen, aus Berlin evakuiert, fand in einem Kinderheim in Böhl Unterkunft. Für Erich Duggen wurde St. Peter Heimat. Als Kunsterzieher hat er maßgeblich am Aufbau des Nordsee-Gymnasiums mitgewirkt.- In der Jubiläumsschrift „100 Jahre Bad Sankt Peter-Ording“ berichtete er über diese und weitere Maler in St. Peter-Ording und legte den Verantwortlichen ans Herz, den Menschen und den Gästen „bisher nicht vorhandene Möglichkeiten optischen Erlebens“ zu schaffen. Vierzig Jahre später ist das nun wahr geworden.
Darüber berichtete Bürgervorsteher Boy Jöns und bezog sich auf die Worte Erich Duggens, als er mit seiner Rede im Namen der Gemeinde und für die Galerie Tobien aus Husum deren Ausstellungsraum in St. Peter-Ording mit der ersten Ausstellung „Meeresfotogafie und Duografie“ von Mario Reinstadler und den zweiten gleich großen direkt daneben für die Kunstsammlung der Gemeinde St. Peter-Ording mit Werken von „Künstlern in St. Peter-Ording“ eröffnete. Präsentiert werden bis September Arbeiten von Ingeborg Danielsen (1908-1997), Erich Duggen (1910-1989), Julia Ehlers (1922-2016), Friedrich Karl Gotsch (1900-1984), Peter Kleinschmidt (1923-2005), Heinrich Kuhn (1906-1991), Erhard Schiel (* 1943), Gerd Uschkereit (1928-2010) und Beatrice du Vinage (1911-1993).
Ihre Bilder sind der Kunstsammlung der Gemeinde entnommen. 1984 hat die Gemeindevertretung den entsprechenden Beschluss zum Erwerb von Bildern hier schaffender Künstler gefasst. Welch ein Glück, dass man so entschieden hat und dass sich Eckhard Kloth mit Unterstützung von Erich Duggen und später Hans-Jürgen Krähe ehrenamtlich für das Entstehen dieser Sammlung eingebracht hat. Sie vereint heute insgesamt 1500 Exponate von 50 Künstlerinnen und Künstlern, die hier gemalt und gearbeitet haben. Ein Glücksumstand kam zusätzlich dazu, dass die Familie Duggen der Gemeinde im Jahr 2014 den umfangreichen künstlerischen Nachlass in Form einer Stiftung übertragen hat. St. Peter-Ording hat damit den Auftrag übernommen, die Sammlung zusammen zu halten und einmal im Jahr eine Auswahl von Werken des Malers Erich Duggen in einer Ausstellung zu präsentieren.
Das ist nun glücklicherweise endlich auch direkt in St. Peter-Ording für die Öffentlichkeit zugänglich möglich. In seinen Dank schloss Boy Jöns alle Beteiligten ein, unter ihnen Marid Taubert von der Galerie Tobien für die Vereinbarung der Zusammenarbeit mit der Gemeinde St. Peter-Ording, Heinz Peter Schultz für seine Beratertätigkeit, Eckhard Kloth, Frauke Petersen und Georg Panskus für die Vorbereitung, die Zusammenstellung und die gelungene Präsentation der neun Künstler in ihren Werken. Herzlich dankte er Roger Heim und seiner Frau Claudia für das Errichten dieses besonderen Hauses, das von der Wittendüner Allee her die Blicke anzieht, und vor allem die Umsetzung der Idee, als Bauherr mit der Gemeinde und der Galerie Tobien ein Kooperationsprojekt dieser Art ins Leben zu rufen. Eine Galerie, in der Kunst zum Kauf angeboten wird, und eine Ausstellung, in der Bilder ausschließlich zum Betrachten gehängt sind, seien eine perfekte Ergänzung.
Den Festvortrag mit einem Plädoyer für Galerien- und Ausstellungsbesuche hielt danach Maria Jepsen, von 1992 bis 2010 Bischöfin des Hamburger Sprengels. Sie zitierte einleitend Christina Weiss, Kultursenatorin in Hamburg von 1991 bis 2001: „Etwas knackt auf im Gehirn und färbt nach innen.“ Sie schärfte das Bewusstsein für Kunstbetrachtung, richtete dazu den Blick auf den kauernden „Flüchtlingsjungen“ von Ingeborg Danielsen und ging u.a. der Tatsache nach, dass wir Landschaften betrachten, um unseren Blick einfach schweifen zu lassen. Bilder aber forderten uns zum Betrachten auf und erzeugten so „Bilder für unser Gehirn“.
„Die Kulturszene hat mit diesem Haus eine Ergänzung bekommen“, meinte anschließend Heinz Peter Schultz. „Auf Eiderstedt ist es eine Preziose.“ Als Schenkung für die Sammlung überreichte er auch im Namen seiner Frau Ursula Schultz-Spenner zwei Blumen-Stilleben von Karl Friedrich Gotsch aus den Jahren 1942 und 1966. Für Eckhard Kloth hatte sie ein Konterfei geschaffen. „Muss ich haben“, hatte er gesagt. Als lebenszeitliche Leihgabe durfte er es mit nach Hause nehmen
Roger Heim dankte allen gerührt. Für ihn, der in St. Peter-Ording bis zum Realschulabschluss die Schule besucht hatte und dann in Hamburg seine Schul- und Berufsausbildung fortgesetzt hat, war es ein Herzenswunsch, dem Ort seiner Jugendzeit etwas zurückzugeben. „Für mich war es schön, diese Eröffnung heute mit so vielen Leuten teilen zu dürfen“, sagte er im Gespräch mit Freunden unter den vielen Gästen.
Hjr, 28. April 2018, HN und www.jb-spo.de
St. Peter-Ording
"DORF, DÜNEN, DEICH"
Eröffnung am Samstag,
den 29. September 2018 um 11 Uhr.
Ausstellungsdauer bis März 2019
Es spricht Eckhard Kloth - Eintritt frei
Der national und international anerkannte Maler Karl Friedrich Gotsch (1900-1984) schwärmte von der „großen Weite“, die er „in der elementaren Landschaft von St. Peter“ fand. Als Meisterschüler bei Oskar Kokoschka (1886-1980) kam er seit dem Sommer 1921 regelmäßig zusammen mit seiner Studienfreundin Hilde Goldschmidt (1897-1980) und nachfolgend weiteren Studienfreunden nach St. Peter.
Nicht nur Maler, auch Graphiker, Buchkünstler, Musiker, Sänger, Schauspieler und Schriftsteller trafen sich hier. Gotsch, der dann seit 1945 in St. Peter ansässig war, schrieb 1969 dazu: „Damals wurde für uns Maler, Literaten, Musiker St. Peter-Ording geradezu ein zweites Worpswede. Wir Maler waren allenthalben hinter unseren Staffeleien zu sehen, und der damals noch bestehende tiefe Friede, die völlige Ungestörtheit gaben uns allen die notwendigen Voraussetzungen zum Schaffen.“
Eindrücke aus dieser Zeit und von später bis heute vermitteln die Werke von zwanzig Künstlerinnen und Künstlern, die in St. Peter-Ording gelebt und gearbeitet haben.
„Dorf, Dünen und Deich“ ist die zweite Kunstausstellung im Kunsthaus Wittendün in der Wittendüner Geest betitelt. Im April des Jahres eröffneten Galerie Tobien in Husum und Gemeinde St. Peter-Ording hier ihr Gemeinschaftsprojekt von Filiale und Gemeindegalerie, wozu Bauherr und Investor Roger Heim ideell den Weg mit bereitet hat. Daran erinnerte Bürgermeister Rainer Balsmeier in seiner Begrüßung mit einem großen Dank an ihn, Marid Taubert als ideengebende Geschäftsführerin der Galerie und Eckard Kloth, der die Sammlung seit 1984 bei Beratung durch Erich Duggen (1910-1989, Maler und Kunsterzieher) und Hans-Jürgen Krähe (Kunsterzieher und Studiendirektor a.D. am Nordseegymnasium) zusammenstellt und dafür bis heute ehrenamtlich die Verantwortung trägt. Ein glücklicher Umstand war, dass der Gemeinde von der Familie Duggen 2014 die Sammlung von Erich Duggen in Form einer Stiftung übereignet wurde. Zusammen mit dessen Werken hat die Gemeindegalerie von St. Peter-Ording heute über 1500 Exponate von 50 Kunstschaffenden. Zu seinem Dank an die Duggen-Familie richtete Balsmeier einen zusätzlichen und besonderen an Georg Panskus und Otto Thiele, die ehrenamtlich gerade zum Werden dieser Ausstellung sehr viel Zeit investiert haben. Dazu gehörten „Aussuchen, Schleppen, Zusammenstellen, Hängen, Beschriften und mehr“.
Dass die Gemeinde St. Peter-Ording Eigentümer einer solchen Kunstsammlung ist, bezeichnete Rainer Balsmeier als „einmalig“. Er bekannte, ein „solches Betätigungsfeld“ sei ihm „fremd“ gewesen, als er 1996 seinen Dienst hier angetreten habe, aber: „Ich habe mich davon anstecken lassen. Es ist eine tolle Geschichte, über diesen Weg etwas über die Gemeinde erfahren zu können.“ Dafür sorgte mit höchst interessanten Hintergrundinformationen Eckard Kloth, seit 1945 in St. Peter-Ording zuhause und ehemaliger leitender Verwaltungsbeamter. Er überraschte gleich damit, dass mit Gisela Schmidt – sie war auch anwesend – demnächst die 51. Künstlerin dazu käme. „Ein BiId wird gekauft – sieben kriegen wir geschenkt!“ Dazu erläuterte er: „Wir haben überhaupt wesentlich mehr geschenkt bekommen als uns verkauft worden sind. Heute ist es völlig ausgeschlossen, dass eine Gemeinde eine solche Kunstsammlung erwerben kann.“
Seinen Blick richtete Kloth auf zwei Bilder von Friedrich Karl Gotsch. Sie waren die ersten erworbenen und bildeten den „Grundstock“. Dargestellt werden das „Haus Kieferneck“ im Dorf – in ihm hat Gotsch gewohnt, und es existiert in gut gepflegtem Zustand heute noch – und auf dem zweiten Bild der Ordinger Deich mit dem Haus „Utholm“. Es war 1910 das erste Logierhaus (Hotel) in Ording, heute steht dort das Hotel „Zweite Heimat“.- Unter den von Erich Duggen ausgestellten Bildern berichtete er zu dem „Mädchen auf dem Pferdchen“, wie es zu seiner Kinderzeit hier „auf dem Jahrmarkt mit einem Karussell, einer Schieß- und Süßigkeitsbude und hundert Leuten“ zuging. Von Hilde Goldschmidt besitzt die Gemeinde ebenfalls ein Bild. Das ist das einzige von ihr und wurde erst vor einiger Zeit auf einer Versteigerung erworben. „Es ist ein Bild von St. Peter-Ording und auch in St. Peter-Ording gemaltes.“ Hans-Jürgen Krähe hatte von der Versteigerung erfahren und den Tipp dazu gegeben.
Eckard Kloth richtete abschließend den Blick in die Zukunft. Vor allem wünschte er dem Kunsthaus mehr Besucher als bisher.- In dieser Ausstellung „Dünen, Dorf und Deich“ kann man mit Bildern von Jean Philippe Cluzeau, Erich Duggen, Julia Ehlers, Annemarie Ewertsen, Carl Otto Fey, George Finlay, Barthel Gilles, Hilde Goldschmidt, Friedrich Karl Gotsch, Friedrich Griese, Hans Jürgen Jessen, Albert Johannsen, Peter Kleinschmidt, Fritz Kronenberg, Heinrich Kuhn, Michael Leps, Hubert Meiforth, Hans Olde d.J., Hans Rickers, Erhard Schiel und Beatrice du Vinage sogar auf Entdeckungsreisen gehen.
Hans Jörg Rickert, 30. September 2018, HN und www.jb-spo.de
Kunstsammlung der Gemeinde St. Peter-Ording und die Galerie Tobien luden zur gemeinsamen Vernissage am 7. April 2019 ein
Gemeinde und Galerie Tobien widmen sich parallel dem Thema Strand
Am ersten Aprilsonntag gab es nun zum dritten Mal eine Vernissage der Kunstsammlung der Gemeinde mit beeindruckenden Werken aus der reichhaltigen seit 1984 entstandenen Sammlung, die dank der Stiftung der Familie Duggen 2015 um die Werke des Malers und Kunsterziehers Erich Duggen (1910-1989) am Nordseegymnasium St. Peter umfangreich und kostbar erweitert worden ist. Gleichzeitig wurde auch dieses Mal wieder in der Galerie Tobien eine Ausstellung mit eindrucksvollen Landschaftsbildern von Mario Reinstadler eröffnet. Das Thema beider Ausstellungen ist „Strand“.
Schon recht früh waren die ersten Interessierten in das von Roger Heim errichtete Kunsthaus in Wittendün gekommen. Ihre Blicke wurden von den neu ausgestellten Fotos und Bildern angezogen.
Die von Georg Panskus vorgenommene Hängung der Ölbilder, Radierungen und Aquarelle wirkte großzügig, ebenso die Gestaltung des Raumes mit den mittig im Winkel aufgestellten im angenehmen Weinrot gestrichenen mobilen Wänden mit den Bildern von Dieter Kressel und Erich Duggen: da der Hummer auf der Fensterbank und dort die Liegende im blauen Badeanzug. Unwillkürlich lenken sie den Blick auch in den Raum. Er fällt auf die Radierungen von Erhard Schiel gegenüber, aber ebenso auf das kleinformatige Aquarell mit den Muscheln von Gisela Kleinschmidt oder die dann mehr rückwärtig an der Wand links großformatigen Linolschnitte zum Thema „Strandsegeln“ des Belgiers Jean Jaques de Grave. Diese scheinen nicht nur abzuheben, sie tun es zum Teil. Wer Strandsegeln miterlebt hat, ist plötzlich am Strand.
Das war es wohl, was Bürgervorsteher Boy Jöns in seiner Begrüßung der Gäste und Eröffnung der Ausstellung meinte, als er von „der Dynamik“ sprach, die „sich bei uns im Kopf entwickelt und die Assoziationen erzeugt“, wenn wir Bilder betrachten und uns in ihnen unmittelbar mit unserem Erleben wiederfinden. Die Bilder und die Ausstellung in der Vielfalt der Szenen und ihrer Darstellung faszinieren. Sie halten unseren Blick fest, lassen uns schauen und erleben.
Boy Jöns übermittelte die Grüße von Gemeinde und Tourismus-Zentrale und stellte das Thema „Strand“ als das dar, was dieser für St. Peter-Ording seit 1877 geworden und heute ist: Lebensgrundlage. Einen großen Bogen spannte er von der Entwicklung in der Frühzeit bis jetzt. Er dankte Georg Panskus für die besondere Hingabe für das Werden dieser dritten Ausstellung, Hans Jürgen Krähe und Eckhard Kloth für den Einsatz für die Kunstsammlung, Marid Taubert und Roger Heim für die jetzt vorhandenen Möglichkeiten, lenkte den Blick auf einige Bilder und schloss mit: „Ich bin begeistert.“
Georg Panskus bedankte sich bei Hans Halket Kraus für das Abhängen und bei Jürgen Timmann für die Unterstützung beim Hängen der Bilder.
Marid Taubert entlockte Mario Reinstadler im Gespräch einige Geheimnisse zum Werden seiner Landschaftsbilder. Fotografieren, Bearbeiten, Drucken und Beschichten sind nur äußere Abläufe. Die Idee und die Eindrücke, die er beim Fotografieren der Landschaft gehabt habe, bringe er in seinen Bildern nachhaltig zum Ausdruck. Menschen gäbe es deswegen in seinen Bildern nicht. So wie manch ein Fotokünstler auf Schwarzweiß bestehe, weil Farbe zu „geschwätzig“ sei, so sei es in einer Landschaft für ihn auch mit den Menschen.
Nicht nur die „Macher“ der beiden Ausstellungen freuten sich über das Gelingen und vor allem über das positive Echo der vielen Gäste. „Das ist eine tolle Sache mit den St. Peter-Ausstellungen“, war mehrfach zu hören. Und dann wurde meistens noch auf ein Bild oder eine Bildreihe hingewiesen, die beeindruckt hatte. So manches „Kleinod“ bekam dabei seinen besonderen Stellenwert. Denn von dem einem oder anderen der 17 Künstler gibt es nur ein einziges Bild zu sehen, wie z.B. „Angespült“ von Jan „Ording“ (Kleinschmidt), was aber für sich schon hervorragende Könnerschaft des Künstlers widerspiegelt.
Hans Jörg Rickert, 07.April 2019, HN und www.jb-spo.de
Zurzeit läuft die dritte Themenausstellung „Strand“ der Kunstsammlung der Gemeinde St. Peter-Ording im Kunsthaus Wittendün. Darin wurden nun die neu erworbenen Bilder von Gisela Schmidt in einer besonderen Künstlerporträt-Ausstellung vorgestellt. Seit 1997 wohnt die Hamburgerin in der Buschkoppel in St. Peter-Böhl.
Im Rahmen einer „kleinen“ Vernissage mit vielen künstlerischen Weggefährten Gisela Schmidts brachte Bürgermeister Rainer Balsmeier in der Begrüßung seine Freude über dieses neue kulturelle Angebot der Kunstsammlung zum Ausdruck. Für die Realisierung dieser Extra-Ausstellung dankte er Eckhard Kloth und Georg Panskus. Beide Ausstellungen sind noch bis Ende September anzuschauen.
Eckhard Kloth berichtete von dem doch langen Weg vom Kennenlernen der Künstlerin bis zum Erwerb der Bilder. Immerhin habe es drei Jahre gedauert, aber: „Wir haben, wie ich finde, von Gisela Schmidt erstaunlich wunderbare Bilder übernommen.“ - Gisela Schmidt brachte ihre Freude hinsichtlich der Aufnahme ihrer Bilder in die Sammlung so zum Ausdruck: „Eiderstedt ist für mich Heimat geworden.“
„Seit ich am Meer lebe, beschäftige ich mich künstlerisch mit dem Thema Wasser und speziell mit dem Wechselspiel zwischen Licht und Schatten. In dem Bruchteil einer Sekunde, in der der Wellenkamm ‚abbricht‘, gehen konkave Formen in konvexe über und es ergeben sich facettenreiche Farbspiele. Das eben noch von hinten durch die hochstehende Welle scheinende Licht spiegelt sich im nächsten Moment in der Wölbung der rollenden Woge und zerbricht dann in tausend leuchtende Funken der sprühenden Gischt.“
So beschreibt die St. Peter-Ordinger Malerin Gisela Schmidt ihre Eindrücke und hält sie dann in Bildern fest.
Dieses Wechselspiel kommt in den zwei großen, kreisförmigen Wellenbildern eindrucksvoll zur Geltung.
Eckard Kloth betonte weiter, dass er gerne noch weitere Bilder besonders der Eiderstedter Künstler in die Kunstsammlung aufnehmen möchte. Arbeiten von Karin Dreyer seien inzwischen erworben und sollen im nächsten Jahr im Kunsthaus gezeigt werden.
Zunächst aber kann man sich in St. Peter-Ording schon auf eine besondere Ausstellung vom 6. Oktober an mit Werken von Karl-Friedrich Gotsch, der nach dem Krieg in St. Peter-Ording lebte, freuen. Sie erfolgt in Kooperation mit den Gottorfer Landesmuseen.
hjr, 22. August 2019, HN und www.jb-spo.de
Kunstsammlung der Gemeinde:
4. Ausstellung "FKG Friedrich Karl Gotsch"
6.10.2019 Gemeinsame Vernissage von Kunstsammlung St. Peter-Ording und Galerie Tobien
Vor eineinhalb Jahren eröffneten Gemeinde St. Peter-Ording und Galerie Tobien ihr Kooperationsprojekt in der Wittendüner Geest im Hause von Roger und Marion Heim mit einer ersten gemeinsamen Ausstellung. 1984 war die Kunstsammlung der Gemeinde durch Beschluss der Gemeindevertretung begründet worden.
Da besaß sie dank der Tätigkeit von Eckhard Kloth aber schon einige Bilder. Den Grundstock dafür hatten zwei Werke von Friedrich Karl Gotsch gebildet: „Am Ordinger Außendeich“, ein Aquarell von 1937, und „Kieferneck-Dorf“, ein Bild mit den Jahreszahlen 1946 und 1962. Das ist nicht ungewöhnlich, denn er hat frühere Werke überarbeitet. Sie sind auch jetzt gehängt und gehören zu den dreißig Bildern der Ausstellung „Friedrich Karl Gotsch in St. Peter-Ording“.
War die erste Ausstellung der Vorstellung von Bildern von Künstlerinnen und Künstlern gewidmet, die in St. Peter-Ording gemalt hatten, stand die zweite unter der Überschrift „Dorf, Dünen und Deich“, und die dritte hieß „Strand“. Die vierte Ausstellung gilt bewusst Friedrich Karl Gotsch, der sich nach der Entlassung aus der englischen Gefangenschaft 1950 in St. Peter fest niedergelassen hatte. Der 1900 in Kiel-Pries Geborene hatte seine Frau Johanna hier nach dem Krieg kennengelernt.
Bereits in den 20er und frühen 30er Jahren hatte er sich in St. Peter und Ording mit der Künstlerin Hilde Goldschmidt zum Malen aufgehalten. Von 1920 bis 1923 studierte er zusammen mit ihr an der Dresdner Akademie. Sie wurden Meisterschüler bei Oskar Kokoschka. Als Jüdin blieb ihr während der Nazidiktatur außer Emigration keine Wahl. Er nahm Einschränkungen seiner künstlerischen Tätigkeit hin. Sie mündeten schließlich in Ausstellungs- und Malverbot. Das Kriegsende war dann für ihn ein Neuanfang. In St. Peter malt er, zeichnet und beschäftigt sich erneut und verstärkt mit dem Holzschnitt. Die Ausstellung vereint u.a. Bilder aus seiner frühen mit dieser Zeit.
Obwohl eine der wichtigsten Figuren der zweiten Expressionisten-Generation, gehört er zu den Malern, denen bis auf ihre Anfangsjahre die breite Anerkennung durch ein großes Publikum verwehrt geblieben ist. In den 1920er Jahren verbuchte er erste Ausstellungserfolge, reiste, war in Paris, Oberitalien und Südfrankreich. Zu sehen ist aus dieser Zeit das expressive und farbintensive Gemälde „In Sanary“ aus dem Jahr 1929.
In St. Peter soll er recht zurückgezogen gelebt haben, weitgehend auf seine Kunst und Familie konzentriert. Dennoch engagiert er sich für den Ort. Er gründet die Volkshochschule und wird Leiter des Eiderstedter Heimatmuseums. Als Präsident des neu gegründeten Landeskulturverbandes organisiert er Ausstellungen in England und Skandinavien. Große und erfolgreiche hat er selber in deutschen Städten. Mit dem Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein wird er 1956 geehrt, mit dem Villa-Romana-Preis 1962. Mitglied der freien Akademie der Künste in Hamburg wird er 1965 und erhält 1971 die Ernennung zum Professor. Am 21. September 1984 stirbt Friedrich Karl Gotsch in Schleswig.
Dies vermittelte Dr. Ingo Borges in seiner den Maler Friedrich Karl Gotsch und sein Werk facettenreich würdigenden Rede im Namen der Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen Schloss Gottorf. Dort wird die Sammlung eines großen Teiles seines Schaffens mit 330 Werken – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik – in der nach dem Maler benannten Stiftung seit 1968 verwahrt. Neun Bilder aus ihr verleihen der Ausstellung einen überregionalen Wert. Sechs Bilder stammen aus dem Hause von Dr. Dieter und Ingrid Brill, die anderen sind aus der Kunstsammlung der Gemeinde. Unter ihnen befinden sich elf aus der Stiftung Dr. Hubertus Schenke, die seitens der in den USA lebenden Tochter Sabine Schmuck St. Peter-Ording übereignet worden sind.
Bürgermeister Rainer Balsmeier hatte die mit der Ausstellung von Expressionisten in der Galerie Tobien gemeinsame Vernissage eröffnet. In seiner Freude über das bisher gelungene Miteinander dankte er Marid Taubert und Roger Heim. Für das, was sich nun dieses Mal dem Betrachter bietet, galt sein Dank insbesondere Georg Panskus und Eckhard Kloth für ihren sehr zeitaufwändigen ehrenamtlichen Einsatz. „Sie haben auch entschieden, was, wo und wie gehängt wird.- Ich finde, das kann sich absolut sehen lassen!“ Ebenfalls dankte er Dipl. Restauratorin Franziska Främke aus Hamburg. Sie hatte das Auspacken der Leihgaben und das kritische Überprüfen des Zustandes übernommen sowie beim Hängen mitgeholfen. Familie Brill schloss er ebenfalls mit ein wie auch die Kulturstiftung Nordfriesland der Nord-Ostsee-Sparkasse. Diese hatte finanziell mit 2000 € für die Anschaffung von Material zwecks erforderlicher Gestaltung des Raumes unterstützt.
Die Ausstellung „Expressionisten in der Galerie Tobien“ ist bis 31. Januar 2020 zu sehen, die der Bilder von „Friedrich Karl Gotsch in St. Peter-Ording“ bis zum 29. März.
Durch die Straßenbauarbeiten in der Wittendüner Allee bedingt, ist die Zufahrt zur Wittendüner Geest bis in den November hinein zeitweise schwierig. Über die Homepage www.galerie-tobien.de gibt es entsprechende Hinweise. Auskünfte zum Besuch der Galerie und Absprache von Terminen sind auch über Tel. 04863 950 43 76 möglich.
Hans Jörg Rickert, 06. Oktober 2019, HN und www.jb-spo.de
Anmerkungen zur
4. Ausstellung der KUNSTSAMMLUNG der Gemeinde St. Peter-Ording
„FKG – Friedrich Karl Gotsch“ vom 6.Okt. 2019 bis 29.3.2020
Georg Panskus
FKG – geboren vor 120 Jahren am 3. Februar 1900. Ein über Deutschlands Grenzen hinaus bekannter Maler, sesshaft geworden nach dem Krieg in St. Peter-Ording bis zu seinem Tode 1984. Eine Ausstellung sollte ihm gewidmet sein.
In der Kunstsammlung befanden sich vier Aquarelle, mehrere Holzschnittdrucke – angereichert durch Exemplare der Schenkung der Tochter von Dr. Schenke. Das war die Ausgangslage. E. Kloth konnte einen Kontakt zu Frau Dr. Baumann vom Landesmuseum knüpfen. Die Gemeinde ist nämlich Mitglied der 1968/1971 gegründeten Gotsch Stiftung mit damals 53 Bildwerken (Siehe Ergänzung 2 unten). Frau Dr. Baumann kam daraufhin nach St. Peter und schaute sich in unserer Ausstellung der Kunstsammlung um. Wir bekamen die Zusicherung, Bilder unter Auflagen ausleihen zu dürfen.
Ein Raum von 90 Quadratmetern mit großen Südfenstern steht im Kunsthaus dafür zur Verfügung.
Meine Vorstellung ging dahin, eine dreigeteilte Ausstellung zu arrangieren: Ölbilder, Aquarelle, Holzschnitte. Dazu ein Hinweis auf die Zusammenarbeit mit Hilde Goldschmidt in den zwanziger Jahren.
Die Ölbilder durften keinem hellen, starken Licht ausgesetzt sein. Mit vier verstellbaren, dunkelrot gestrichenen Wänden, die quasi einen abgetrennten, ruhigen Raum bilden, konnte die Auflage erfüllt werden neben den extra gegen Infrarotstrahlung zu isolierenden Fenstern und weiteren Auflagen.
Von den dreizehn Ölbildern, die Herr Kloth und ich in Schleswig aussuchten, ließen wir dann neun nach St. Peter schicken. Diese Bilder sind Repräsentanten für die Malweise Gotsch zum Beginn seines Schaffens in den zwanziger Jahren (Ralfs), seiner Malweise unter den Einflüssen Kokoschkas und den Malern der Brücke in den dreißiger Jahren, seinen Reisen nach New York, Paris, Südfrankreich ...(Sanary) , seiner ausgeprägten spätexpressionistischen Malweise unter den Einflüssen nordischer Künstler (Tanz um das Goldene Kalb). Meine Plakate mit den Lebensdaten, den Einflüssen anderer Künstler seiner Zeit, den Malbeschränkungen in den dreißiger Jahren und im Krieg, seine frühe Anerkennung als aufstrebender junger Künstler weisen auf Einflüsse, damalige Lebenslagen hin.
Im weiteren Bereich der hellen Ausstellungswände sind auf der linken Wand Aquarelle und aquarellierte Skizzen zu sehen, in der Mitte hinten Zeichnungen, Drucke (Dr. Schenke), gegenüber die fünf Holzschnitte zu Hamsun von 1967 (nordischer Einfluss – s.o.), rechts an der Wand dann Holzschnitte, Drucke, die in ihrer Ausdrucksstärke und Lebhaftigkeit zu ihrer Zeit für Aufsehen und Anerkennung sorgten. (Für die Ausstellung konnten wir auf gut gerahmte -Rahmung Tobien damals schon –Bilder von der Familie Dr. Brill zurückgreifen.)
Schließlich zwei Bilder von Hilde Goldschmidt, angereichert durch mein Plakat mit dem Hinweis auf ihre Holzschnitte, die vornehmlich ihre gemeinsam verbrachte Zeit in St. Peter zeigen (Siehe Ergänzung 1 unten). Dazu ein Ölbild von Gotsch, das in der Manier der damaligen Zeit (20iger Jahre) den Hafen Friedrichsort zeigt, so wie ihn auch unser zweiter hier sesshafter Maler Erich Duggen gesehen und ähnlich gemalt hat. Damit ist dann die Verbindung zur Kunstsammlung wiederaufgenommen.
Die Besonderheit der künstlerischen Entwicklung von Gotsch wird sichtbar, wenn man den Blick von diesem Ölbild auf das Ölbild „Tanz um das Goldene Kalb“ lenkt, das einen Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens und dieser Ausstellung darstellt.
Ergänzung 1:
Im Stadtmuseum Kitzbühel wurde 2012 eine Ausstellung über Hilde Goldschmidt und Friedrich Karl Gotsch gezeigt, eine "interssante Schau um die Beziehung von Hilde Goldschmidt und Friedrich Karl Gotsch"... "anhand von Schlüsselwerken der beiden Künstler" aus ihrer "gemeinsamen Zeit als Künstlerpaar". "Im Mittelpunkt stehen die Reisen in den 1920er Jahren, die sie nach New York, Paris, Südfrankreich und Capri geführt hatten und die wesentlich waren für die Entwicklung beider Künstler" Museum Kitzbühel/Internet
Ergänzung 2:
Dr. Günter Busch, Direktor der Kunsthalle Bremen, zur Begründung der Friedrich Karl Gotsch-Stiftung:
„Mit ganz besonderer Freude und aller Zustimmung höre ich von der Absicht, eine Friedrich Karl Gotsch-Stiftung zu errichten, die einen repräsentativen Teil seines Werks der Öffentlichkeit für die Dauer erhalten und zugänglich machen soll.
Über die Bedeutung und den Rang des Werks von Gotsch kann es meiner Überzeugung nach heute kaum einen Zweifel geben. Als Schüler und Nachfolger von Oskar Kokoschka hat er sich zu ganz eigenem Stil und ganz eigener Aussage entwickelt, die neben den typischen Elementen des von Deutschland her geprägten internationalen Expressionismus vor allem auch deutliche Züge eines Kunstcharakters enthält, der aus landschaftlicher Tradition zu erklären ist.
Wie Emil Nolde ist Gotsch auf seine persönliche Weise nicht zuletzt auch ein Künstler der schleswig-holsteinischen Landschaft. Damit sei seine persönliche Leistung, die über allen Einflüssen, Anregungen und Herkunftsbeziehungen steht, nicht geringer gemacht. “
Professor Dr. Alfred Hentzen, Direktor der Kunsthalle Hamburg, über Friedrich Karl Gotsch:
„Gotsch ist einer von den starken und selbstbewußten Charakteren. Er hat nicht nach rechts oder
links geschielt um des momentanen Erfolges willen, er hat seine Welt langsam, behutsam und
folgerichtig ausgebaut, hat das, was in ihm angelegt war und von den frühesten Werken an deut-
lich hervortrat, immer weiterentwickelt, die Kompositionen verdichtet, die Schönheit des Farb-
klangs gesteigert. Die Erfahrungen seines Lebens, die glücklichen wie die tragischen, sind in das
Werk ganz natürlich hineingeflossen, haben ihm Inhalt und Sinn gegeben.
Seine Kunst ist nicht leicht eingängig und ganz und gar nicht bequem. Die Unruhe der Zeit und die
Unruhe des Malers, der an der Zeit leidet, spiegeln sich in der spitzigen Formwelt und der
flackernden Farbe, die aber eingebunden sind in das strenge und dichte Bildgefüge. Nichts ist in
diesen Bildern dem Zufall einer spontanen Eingebung überlassen, alles ist in harter Zucht er-
arbeitet, sorgfältig verflochten antwortet Form auf Form, Farbe auf Farbe.
Das gibt den Werken von Gotsch die unverrückbare Festigkeit und die malerische Schönheit.
Dahinter steht eine selbständige gestalterische Kraft, stark genug, eine eigene, ausdrucksstarke Welt erstehen zu lassen, die innerhalb der deutschen Malerei unserer Zeit einen gewichtigen Platz einnimmt."
(Zitiert nach der Schrift „Friedrich Karl Gotsch zum 65. Geburtstag“, Hans Christians Verlag,
Hamburg, 1965.)
Aus: Friedrich Karl Gotsch Stiftung - Heft, 1968 erschienen zur Begründung der Stiftung vom Verein zur Förderung des Schl.-Holst. Landesmuseums