2019 Sept. 2 - Oktober

 

Erzähl mir was auf Eiderstedt

 

Achtzehn Kirchen – eintausend Jahre Kirchenlandschaft

Wenn die „ältesten“ Bewohner Eiderstedts erzählen könnten

Die Tönninger Kirche St. Laurentius war die höchste Kirche in Schleswig-Holstein, solange es den Turm des Schleswiger Doms noch nicht gab. Ihre Gründung datiert um das Jahr 1120. Älter noch ist die Tatinger Kirche St. Magnus. 1103 ist ihr Gründungsdatum. Mächtig ist auch St. Christian von 1109, mitten drin in dem kleinen Städtchen Garding gelegen. Gewaltig wirken St. Anna in Tetenbüll von um 1400 als Nachfolgerin einer Kapellengründung von 1113 oder St. Pankratius von 1245 in Oldenswort, nicht umsonst „Eiderstedter Dom“ bezeichnet. Aber auch die anderen Eiderstedter Orte haben ihre Kirchen. Einige von ihnen waren Filialkirchen wie St. Katharinen in Katharinenheerd, St. Martin in Vollerwiek und in Osterhever sowie St. Johannis in Poppenbüll. Aber auch Kotzenbüll, Ording und Uelvesbüll haben mit ihren St. Nikolai-Kirchen ein eigenes Gotteshaus und ebenso St. Peter mit der St. Peter-Kirche bzw. Kating mit St. Laurentius, Koldenbüttel mit St. Leonhard, Welt mit St. Michael, Westerhever mit St. Stephanus und Witzwort mit St. Marien. Achtzehn evangelische Kirchen sind es insgesamt auf Eiderstedt, und von einem Turm kann man einen weiteren mindestens sehen, oftmals vier und einmal sollen es sogar sieben sein. Sie jedenfalls sind heute die „ältesten“ Bewohner Eiderstedts und könnten viel erzählen.

Das tat an ihrer Stelle Pastorin Inke Thomsen-Krüger in St. Magnus. Sie ist zur Hälfte mit der Pfarrstelle in Oldenswort und mit dem anderen Teil ihrer pastoralen Tätigkeit für die Nordkirche mit Aufgaben für den Tourismus betraut. Die LTO St. Peter-Ording und Eiderstedt mit Tönning und Friedrichstadt hatte mit ihr nach Tating eingeladen. Die 36 Interessierten entführte sie schnell in die Zeit um 1000. Eiderstedt war baum- und strauchlos, es gab keine Deiche, dafür ganz viel Wasser in dieser Insellandschaft. Priele zogen sich durch Marschflächen. Aus ihnen ragten Nehrungen heraus. Brösum und Tating sowie Garding und Katharinenheerd liegen auf solchen.

Tofting im heutigen Gemeindegebiet Oldenswort und Elisenhof bei Tönning waren bereits Siedlungen. Angebaut werden konnten Gerste, Flachs und Pferdebohnen, gebaut wurde mit Holz. Auf Booten und Schiffen verkehrte man und trieb auch Handel. Das Land wurde immer wieder überschwemmt. Aus Torf konnte man hier Salz gewinnen, wichtig zum Haltbarmachen von Nahrung.

Um 1100 entstanden auf Eiderstedt die ersten Kirchen, oft als Kapellengründung. Um 1200 gab es eine kleine „Eiszeit“. Die Menschen bemühten sich vergleichbar zu heute um Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel. So wurden die Kirchen – auch als Zufluchtsorte - auf Warften errichtet. Es entstanden die drei Harden Everschop, Utholm und Eiderstedt, aus denen dann die Landschaft Eiderstedt wurde. Sie war ab 1435 dem Herzog von Schleswig unterstellt. Der Staller war für ihn tätig und sorgte für die Einhaltung der Regeln.

Ein einschneidendes Ereignis war die Reformation der Kirche. Schon sieben Jahre nach dem Thesenanschlag war Luthers Lehre durch Studenten aus Wittenberg in Husum angekommen. Durch Hermann Tast wurde Eiderstedt 1528 lutherisch. Im 16. Jahrhundert siedelten sich niederländische Mennoniten auf Eiderstedt an. Die Niederländer brachten einen Umschwung in der Landwirtschaft. Sie kannten sich mit der Entwässerung, der Milchwirtschaft und der Hartkäseherstellung aus. Mode und Kultur brachten sie mit. Eiderstedt wurde reich. So erhielten die Kirchen ihre Renaissance-Inneneinrichtungen mit ihren Altären, Kanzeln und Emporen im sogenannten Eiderstedter Stil.

Bereits 1512 gab es in Oldenswort eine Orgel. Konzertante Musik erklang von ihnen. Der Gottesdienst verlief in einem bestimmten Gesangsstil. Das Oldensworter Missale von 1601 gibt darüber Auskunft. Inke Thomsen-Krüger demonstrierte das beeindruckend mit dem Gesangsvortrag am Beispiel des Gleichnisses von der Heilung der zehn Aussätzigen (17. Kapitel des Lukas-Evangeliums). Die Predigt erfolgte in Plattdeutsch. Das war einstmals für alle die Sprache auf Eiderstedt.

Auch über die Erweiterung der Kapellen zu Kirchen mit Chorraum und Turm berichtete sie, erläuterte die Beschaffenheit der Taufsteine, die oft aus Namur in Flandern stammten, einem Kalksandstein im Blauton, deswegen auch „Blaustein“ benannt. Unterschiedlich sind diese gestaltet, z.B. in Uelvesbüll mit vier Frauenköpfen, in Tetenbüll mit solchen von Löwen. Typisch für Eiderstedt ist auch das Triumphkreuz, unter dem man vom Kirchenraum in den Altarraum gelangt.

So vermittelte sie dann auch das Gemeinsame der Eiderstedter Kirchen und schlug den Bogen zur Aktion „Schutzengel“, einem Programm in Höhe von 19,5 Mio €. Mit seiner Hilfe soll die Sanierung der Kirchen zum Erhalt der Eiderstedter Kirchenlandschaft erfolgen. 9 Mio € gibt der Bund, der Rest muss vom Kirchenkreis Nordfriesland und den Kirchengemeinden auf Eiderstedt aufgebracht werden. Um Spenden zugunsten dieser Aktion www.eiderstedter-schutzengel.de bat sie.

Immer wieder wird auf Eiderstedt dafür um Spenden geworben. Es ist eine Menge Geld, aber jeder gespendete Euro trägt seinen Teil dazu bei. Verwendet werden kann es nur für Dach, Mauerwerk und tragendes Gebälk. Für die Innenausstattung ist es nicht gedacht. Deren Erhalt wird seit 1999 durch den Förderverein Eiderstedter Kirchen www.foerderverein-eiderstedter-kirchen.de unterstützt.

Hans Jörg Rickert, 10. Oktober 2019, www.jb-spo.de

Siehe hierzu auch unter www.jb-spo.de

2019 Juli              Gottes Segen liegt bestimmt über der Kirche St. Martin in Vollerwiek

2019 März 2       Unermüdlicher Einsatz für die Schätze in den Eiderstedter Kirchen

2017 Okt.            In Tat’n wurr in St. Magnus 500 Johr Reformation fieert

 

„Uns Uwe“ und Dieter Matz bei den Nordseelern

 

HSV-Fan und Fußballbegeisterter von Kindesbeinen an erzählt Geschichten

Kein Journalist in Hamburg kennt den HSV so gut wie Dieter Matz. Er ist der Urenkel von Dr. h.c. Henry Everling (1873-1960), der zu Zeiten der Weimarer Republik auch Bürgerschaftsabgeordneter und Senator in Hamburg war. 1953 wurde dieser Ehrenbürger von Ording. So ist Matz auch von Kindesbeinen an mit St. Peter-Ording vertraut. Das erzählte er am 8. Oktober abends in Lutz Cafe in Böhl.

Die Vorsitzende Jasmin Jansen-Sievers des Vereins Nordseeler, Offizieller Fan Club des HSV, hatte zu einem Abend mit ihm eingeladen. Er sollte aus seinem vor einem Jahr für das Hamburger Abendblatt geschriebene und veröffentlichte Buch „Matz ab“ vorlesen. Einen Ehrengast hatte sie auch angekündigt. Das war, wie man sich erhofft hatte, „Uns Uwe“, Stürmerstar des HSV in den Fünfzigern und Sechzigern. Wertgeschätzt wird der 82-jährige Uwe Seeler bis heute von allen, die irgendwie eine Beziehung zum Fußball entwickelt haben. Welcher Junge hatte das nach der Weltmeisterschaft 1954 in Bern nicht! Und dann kamen beim HSV er und Charly Dörfel. Das sind Namen, die in der Nachkriegsgeneration haften geblieben sind. Da war Fußball noch richtig Fußball.

Davon erzählte Dieter Matz. Inzwischen ist er 71 Jahre alt. Wie Uwe Seeler seine Frau Ilka dabei hatte, so er seine Frau Helga. Selbstverständlich sind sie Ehrenmitglieder beim OFC Nordseeler. Schließlich haben sie „ein Bein“ in St. Peter-Ording. Eigentlich sollte er aus seinem Buch lesen, aber das dauerte ein wenig. Erst musste er alles das loswerden, was ihm auf der Seele lag. St. Peter-Ording ist für ihn eben mit Erinnerungen verbunden.

Am 5. Oktober 1959 war er mit seiner Oma in St. Peter. Sie waren auf der damals noch schmalen Seebrücke zum Pfahlbau Arche Noah. Deutschland hatte gegen die Schweiz 0 : 4 gespielt. Das stand groß in der Bildzeitung, die ein Mann gelesen und dann liegen gelassen hatte. Der gerade 11 Jahre alt gewordene Dieter Matz schnappte sich die „Bild“, las den Bericht und entschied für sich: „Ich werde Schreiberling über Fußball.“ Das war er dann 35 Jahre für das Hamburger Abendblatt.

Seit 1980 begleitete er beruflich den HSV. „Fan“ des Vereins wurde er schon am 18. Oktober 1958. In der Oberliga Nord spielte der HSV gegen Bergedorf 85, lag 1 : 0 zurück und gewann mit 4 : 1. Fast ein Jahr später, es war der 5. August 1959, hatte der HSV sein Pokalhalbfinale gegen Werder Bremen. Das Heimspiel wurde mit 9 : 1 gewonnen. „Von da an bin ich immer zum Rothenbaum marschiert“, erzählte er mit leuchtenden Augen. Viele großartige Menschen habe er während seiner Zeit als Reporter kennengelernt, „aber der größte ist für mich immer noch Uwe Seeler.“ Prompt gab es Applaus.

Selber war der Journalist Fußballer für Barmbek-Uhlenhorst und den Wandsbeker FC und mit 29 Jahren der jüngste Trainer im Amateurfußball. National ist der Fußball-Experte, der die deutsche Nationalmannschaft zu drei Welt- und vier Europameisterschaften begleitete, ein anerkannter Fachmann. Seine Meinung und sein Urteil galten etwas bei den vielen „Doppelpass“-Sendungen des Deutschen Sport-Fernsehens. Am 1. November 2009 feierte er sein 25-jähriges Jubiläum beim Hamburger Abendblatt.

Kein Wunder, dass ihm die über 30 Fußballbegeisterten auch noch beim Lesen gerne zuhörten. Das war einfach spannend, wie er diese Lesung gestaltete. Uwe Seeler band er immer mit ein. So gab es großen Beifall für die beiden. Jasmin Jansen-Sievers war selbst hin und weg. Das Buch ist über das Hamburger Abendblatt zu bekommen. Es kostet 16 €. Dieter Matz las umsonst. Er hat sein Honorar bereits erhalten. Aber er zitierte Olli Dittrich: „Lesen Sie dieses Buch - und der Fußball ist wieder so, wie er einmal war.“ Dieses Gefühl hatten auch alle und nahmen es schon einmal mit.

Hans Jörg Rickert, 8. Oktober 2019, HN und www.jb-spo.de

In Sachen Waldabstand hat sich der Bauausschuss durchgerungen

 

Trotz Bedenken scheint ein Stillstand für den B-Plan Nr.1 im Bad beendet

Jahrelang haben sich Verwaltung und Bauausschuss bezüglich des B-Planes Nr.1 in St. Peter-Bad um eine Neuaufstellung bemüht. Aufgestellt worden war er 1971 für das Gebiet südlich und östlich der Straße „Im Bad“ sowie nördlich der Stichstraße „Kieferneck“. In ihm befinden sich u.a. das 9-stöckige Hochhaus „Dünenbake“, die Gesundheitsklinik Stadt Hamburg, Villa Anna und Loreley, dazu Hotels, Pensionen und Restaurants sowie Geschäfte, Wohnungen und auch kleinere Häuser mit u.a. Dauer-, Ferien- und Zweitwohnungen. Aufgrund der touristischen Entwicklung des Ortes sind in den Jahren zweckbestimmte Räumlichkeiten umfunktioniert worden, aber auch der Brandschutz entspricht in vielen Fällen nicht mehr den Anforderungen. Im August 2018 war die Verwaltung schon auf der Zielgeraden, aber da gab es erneut Probleme.

Wegen der im Waldgesetz vorgegebenen Waldabstandsregelungen von 30 Meter und des erweiterten Bestandschutzes innerhalb des Waldschutzstreifens musste der Plan erneut überarbeitet werden. Im Zuge dieser Anpassung zwecks Neuauslegung erwirkte die Verwaltung in Abstimmung mit der Forstbehörde im einvernehmlichen Verfahren miteinander einen verringerten Waldabstand von 20 Meter. Für einige Liegenschaften wurden die Baufenster neu geschnitten. Durch die Änderung des B-Planes soll für die Gebäude, die sich innerhalb des Waldabstandes befinden, ein erweiterter Bestandsschutz festgesetzt werden.

Das Bemühen der Verwaltung zugunsten der meisten Grundstücke hatte im Mai wenig Anerkennung gefunden, stattdessen wurde vor allem von „Enteignung“ gesprochen. In der Abstimmung am 27. Mai für die Neuauslegung nach dem vorgelegten Entwurf gab es ein Patt. Damit war die Neuaufstellung des B-Planes Nr. 1 in der vorliegenden Form abgelehnt und fiel auf den Stand von 1971 zurück (wir berichteten). Das war unbefriedigend für alle Seiten.

Die Waldabstandsproblematik beschäftigte nun erst recht sowohl den Ort als auch die Gemeindevertretung sowie Verwaltung und Bauausschuss. Immer wieder kam das Thema in den Einwohnerfragestunden auf den Tisch, auch noch, nachdem sich Verwaltung und Gemeindevertreter mit Forstbehörde sowie Sach- und Rechtskundigen in einer internen Sitzung am 8. August mit der Thematik auseinandergesetzt hatten. Der Termin war öffentlich mitgeteilt worden. Erkenntnis daraus: Die Sitzung war „erhellend“ gewesen, und die Verwaltung ist „richtig“ vorgegangen. Man musste aber noch einmal ran, u.a. auch deswegen, weil die Waldgrenze im ersten Plan an einer Stelle seitens der Forstbehörde nicht so eingezeichnet worden war, wie sie nach der letzten Begehung hätte sein müssen. In den dem Ausschuss vorliegenden Plan war das jetzt auch noch nicht geschehen.

Ausschussvorsitzender Kurt Kahlke (SPD) verwies auf die Vorgeschichte und auch auf diese Tatsache. Ein neues Baufenster sei aus seiner Sicht auch für das betreffende Grundstück Kieferneck umsetzbar. Bodo Laubenstein machte sich für die CDU-Fraktion erneut stark für den Neun-Geschosser. Er stammt aus den 60iger Jahren. Hier aber ist wegen der Größe und der 15 Meter Höhe des Gebäudes ein neues Baufenster nicht möglich. Es sei denn, man verzichtete auf das obere Geschossdrittel. Schließlich aber sei der erweiterte Bestandsschutz gegeben.

„Sollten wir uns deswegen nicht erst darüber Gedanken machen, wenn das Gebäude abgängig ist. Es ist doch kaum anzunehmen, dass die jetzigen Eigentümer eine geringere Höhe wollen.- Wir möchten den B-Plan 1 abschließen. Ihn weiter voranzuführen, war immer unser Ziel“, so Kahlke. Er ergänzte: „Wir wollen den B-Plan von den Sünden der Vergangenheit befreien und in eine vernünftige Zukunft führen.“ Einstimmig fiel daraufhin der Beschluss.

Damit werden die Planunterlagen erneut öffentlich ausgelegt und nach § 3 Abs. 2 Satz 1 BauGB ins Internet eingestellt sowie über den Digitalen Atlas Nord des Landes Schleswig-Holstein zugänglich gemacht. Eingeschlossen ist darin auch eine erneute Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. Bestimmt aber wird dazu, dass gegenüber der Auslegung vom 16. bis 31. August 2018 gem. § 4a Abs. 3 Satz 2 BauGB nur Stellungnahmen zu den seitdem geänderten Inhalten des B-Plan-Entwurfes abgegeben werden können.

Hjr, 08. Oktober 2019, HN und www.jb-spo.de

Speeldeel St. Peter-Ording auf der Suche nach einer Leiche

 

Bei ihrem Jahresstück 2019 folgt die Speeldeel St. Peter-Ording dem Trend der Zeit: Sie nimmt ihre Zuschauer bei der turbulenten plattdeutschen Komödie in drei Akten von Hans Schimmel mit auf Kreuzfahrt. Allerdings sind ein mysteriöser Robert und am Ende des ersten Aktes auch eine Leiche an Bord des Schiffes. Dieses kann allerdings trotz des schönen Bühnenbilds mit den Bullaugen, der Bar, dem vorzüglichen Salonmobiliar mit dem Komfort auf der „Queen Mary“ nicht mithalten. Dafür aber ist mit den vielen „bekloppten Passagieren an Bord“ nicht nur für Spannung, sondern auch für viele Lacher gesorgt.

Mit dabei sind Olaf Jensen in einer Doppelrolle, Antje Jensen als Sybille Gräfin von Maienstein, Hans Thomas Thomsen als Macho Rocky Ricks, Brigitte Einsmann als Feministin Beate Ohse, Peer Kern als Kapitän Hacker, Sabrina Fock als kleptomanische Stewardess Lisa Jensen , Kirsten Anton als an Seekrankheit leidende Schiffsärztin, Gudrun Martin als Köchin Grete Glövenich mit kriminalistischer Ader und Catarina Hay als reiche Schlachterwitwe Elvira Griebel. Als Neuzugang aus Hamburg und in St. Peter-Ording wohnend passt sie bestens ins Team.

Wolfgang Binder hat die plattdeutsche Fassung geschaffen, die Aufführungsrechte sind beim Plausus Theaterverlag. Hinter den Kulissen wirken wie gewohnt Beatrix und Heiko Prieg mit, sie für Schminke und Maske, er für Bühnenbau und als „Topuster“.

Nach und nach werden die Zuschauer im ersten Akt mit allen Personen vertraut gemacht, und plötzlich ist auch eine Leiche da. Natürlich wird der Fall aufgeklärt, aber wie das geschieht, ist allein schon sehenswert und wegen der Dialoge auch hörenswert. Ein Blick auf die Kostümierung kann ebenfalls nicht schaden. Sie unterstreicht in beeindruckender Weise noch den Charakter der einzelnen Figuren. Gefährlich ist es für alle an Bord, denn „de Mörder schient sülvst al de Spuren verwischt to hebben.“ Nur: Wer ist der Mörder, und wo ist die Leiche?

 

Die nächste Aufführung ist am Sonnabend, 12. Oktober um 20 Uhr im Olsdorfer Krug. Helmut Walter und Günter Prigge halten an der Abendkasse Karten für 9 € pro Person bereit. Den Vorverkauf tätigt Sport Möller im Gewerbegebiet, auch schon für die Termine am 1. und 16. November zur jeweils gleichen Zeit am selben Ort.

Hans Jörg Rickert, 6. Oktober 2019, HN und www.jb-spo.de

Ausstellung mit Werken von Friedrich Karl Gotsch und Expressionisten

 

Gemeinsame Vernissage von Kunstsammlung St. Peter-Ording und Galerie Tobien

Vor eineinhalb Jahren eröffneten Gemeinde St. Peter-Ording und Galerie Tobien ihr Kooperationsprojekt in der Wittendüner Geest im Hause von Roger und Marion Heim mit einer ersten gemeinsamen Ausstellung. 1984 war die Kunstsammlung der Gemeinde durch Beschluss der Gemeindevertretung begründet worden. Da besaß sie dank der Tätigkeit von Eckhard Kloth aber schon einige Bilder. Den Grundstock dafür hatten zwei Werke von Friedrich Karl Gotsch gebildet: „Am Ordinger Außendeich“, ein Aquarell von 1937, und „Kieferneck-Dorf“, ein Bild mit den Jahreszahlen 1946 und 1962. Das ist nicht ungewöhnlich, denn er hat frühere Werke überarbeitet. Sie sind auch jetzt gehängt und gehören zu den dreißig Bildern der Ausstellung „Friedrich Karl Gotsch in St. Peter-Ording“.

 

War die erste Ausstellung der Vorstellung von Bildern von Künstlerinnen und Künstlern gewidmet, die in St. Peter-Ording gemalt hatten, stand die zweite unter der Überschrift „Dorf, Dünen und Deich“, und die dritte hieß „Strand“. Die vierte Ausstellung gilt bewusst Friedrich Karl Gotsch, der sich nach der Entlassung aus der englischen Gefangenschaft 1950 in St. Peter fest niedergelassen hatte. Der 1900 in Kiel-Pries Geborene hatte seine Frau Johanna hier nach dem Krieg kennengelernt.

 

Bereits in den 20er und frühen 30er Jahren hatte er sich in St. Peter und Ording mit der Künstlerin Hilde Goldschmidt zum Malen aufgehalten. Von 1920 bis 1923 studierte er zusammen mit ihr an der Dresdner Akademie. Sie wurden Meisterschüler bei Oskar Kokoschka. Als Jüdin blieb ihr während der Nazidiktatur außer Emigration keine Wahl. Er nahm Einschränkungen seiner künstlerischen Tätigkeit hin. Sie mündeten schließlich in Ausstellungs- und Malverbot. Das Kriegsende war dann für ihn ein Neuanfang. In St. Peter malt er, zeichnet und beschäftigt sich erneut und verstärkt mit dem Holzschnitt. Die Ausstellung vereint u.a. Bilder aus seiner frühen mit dieser Zeit.

 

Obwohl eine der wichtigsten Figuren der zweiten Expressionisten-Generation, gehört er zu den Malern, denen bis auf ihre Anfangsjahre die breite Anerkennung durch ein großes Publikum verwehrt geblieben ist. In den 1920er Jahren verbuchte er erste Ausstellungserfolge, reiste, war in Paris, Oberitalien und Südfrankreich. Zu sehen ist aus dieser Zeit das expressive und farbintensive Gemälde „In Sanary“ aus dem Jahr 1929.

In St. Peter soll er recht zurückgezogen gelebt haben, weitgehend auf seine Kunst und Familie konzentriert. Dennoch engagiert er sich für den Ort. Er gründet die Volkshochschule und wird Leiter des Eiderstedter Heimatmuseums. Als Präsident des neu gegründeten Landeskulturverbandes organisiert er Ausstellungen in England und Skandinavien. Große und erfolgreiche hat er selber in deutschen Städten. Mit dem Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein wird er 1956 geehrt, mit dem Villa-Romana-Preis 1962. Mitglied der freien Akademie der Künste in Hamburg wird er 1965 und erhält 1971 die Ernennung zum Professor. Am 21. September 1984 stirbt Friedrich Karl Gotsch in Schleswig.

 

Dies vermittelte Dr. Ingo Borges in seiner den Maler Friedrich Karl Gotsch und sein Werk facettenreich würdigenden Rede im Namen der Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen Schloss Gottorf. Dort wird die Sammlung eines großen Teiles seines Schaffens mit 330 Werken – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik – in der nach dem Maler benannten Stiftung seit 1968 verwahrt. Neun Bilder aus ihr verleihen der Ausstellung einen überregionalen Wert. Sechs Bilder stammen aus dem Hause von Dr. Dieter und Ingrid Brill, die anderen sind aus der Kunstsammlung der Gemeinde. Unter ihnen befinden sich elf aus der Stiftung Dr. Hubertus Schenke, die seitens der in den USA lebenden Tochter Sabine Schmuck St. Peter-Ording übereignet worden sind.

 

Bürgermeister Rainer Balsmeier hatte die mit der Ausstellung von Expressionisten in der Galerie Tobien gemeinsame Vernissage eröffnet. In seiner Freude über das bisher gelungene Miteinander dankte er Marid Taubert und Roger Heim. Für das, was sich nun dieses Mal dem Betrachter bietet, galt sein Dank insbesondere Georg Panskus und Eckhard Kloth für ihren sehr zeitaufwändigen ehrenamtlichen Einsatz. „Sie haben auch entschieden, was, wo und wie gehängt wird.- Ich finde, das kann sich absolut sehen lassen!“ Ebenfalls dankte er Dipl. Restauratorin Franziska Främke aus Hamburg. Sie hatte das Auspacken der Leihgaben und das kritische Überprüfen des Zustandes übernommen sowie beim Hängen mitgeholfen. Familie Brill schloss er ebenfalls mit ein wie auch die Kulturstiftung Nordfriesland der Nord-Ostsee-Sparkasse. Diese hatte finanziell mit 2000 € für die Anschaffung von Material zwecks erforderlicher Gestaltung des Raumes unterstützt.

 

Die Ausstellung „Expressionisten in der Galerie Tobien“ ist bis 31. Januar 2020 zu sehen, die der Bilder von „Friedrich Karl Gotsch in St. Peter-Ording“ bis zum 29. März.

Durch die Straßenbauarbeiten in der Wittendüner Allee bedingt, ist die Zufahrt zur Wittendüner Geest bis in den November hinein zeitweise schwierig. Über die Homepage www.galerie-tobien.de gibt es entsprechende Hinweise. Auskünfte zum Besuch der Galerie und Absprache von Terminen sind auch über Tel. 04863 950 43 76 möglich.

Hans Jörg Rickert, 06. Oktober 2019, HN und www.jb-spo.de

Phacelia Ensemble London begeisterte in der St. Peter-Kirche

 

Pianistin Elisabeth Streichert und fünf weltweit konzertierende Streicher beschenkten ihr Publikum mit grandioser Musik

Man musste den Atem nicht anhalten, man hielt ihn unweigerlich an. Diesen Klang hatte die St. Peter-Kirche in so einer Vollendung noch nicht erlebt. Zu Gast war das in London ansässige Phacelia Ensemble. Es besteht aus fünf weltweit konzertierenden Streichern sowie der heute in Deutschland und ganz Europa als Klavier-Rezitalistin und Solistin musizierenden Pianistin Elisabeth Streichert. Sie ist dessen Kuratorin und Artistic Director. In diesem Ensemble konzertieren mit ihr Antonia Kesel (Violine), Edward Bale (Violine), Mark Gibbs (Viola), Ceciliia Bignall (Violoncello) und Mark Lipski (Kontrabass).

Elisabeth Streichert ist in St. Peter-Ording aufgewachsen und erhielt ihren ersten Klavierunterricht an der Kreismusikschule Nordfriesland bei Peter Froundjian. Von 2007 bis 2011 an der Musikhochschule Lübeck in der Klasse von Prof. Konstanze Eickhorst und von 2011 bis 2013 an der Royal Academy of Music in London in der Klasse von Ian Fountain, schloss sie 2013 ihr Master-Studium mit Auszeichnung ab und erhielt den Andrew S. Sykes Award. Meisterkurse absolvierte sie bei Angela Hewitt, Prof. Karl-Heinz Kämmerling, Truls Moerk, Prof. Adrian Oetiker und Colin Carr. Als Solistin bei Klavierkonzerten von Mozart, Beethoven, Mendelssohn und Chopin hat sie mit mehreren Orchestern zusammengearbeitet. Sie spielte bisher an Orten wie der Wigmore Hall, St.-Martin-in-the-Fields und der Laiszhalle in Hamburg. Mit der isländischen Cellistin Guoný Jónasdóttir bildet sie das Duo Isold.

Im Programm hatte das Phacelia Ensemble von Zoltán Kodály (1882-1967) das Streichquartett Nr. 2 op.10, von Clara Schumann (1819-1896) das Klavierkonzert a-moll op. 7 – von Elisabeth Streichert transkribiert für Klavier und Streichquintett – und von Franz Schubert (1797-1828) das Klavierquintett A-Dur D 667 „Forellenquintett“. Das Publikum war schon gespannt, wie sich dieser Konzertabend anfühlen sollte. Besonders groß war das Interesse an der Transkription des Klavierkonzerts. Die Pianistin liebt diese Tätigkeit und legt außerdem Wert darauf, weniger bekannte Werke in Kombination mit etablierten Klassikern aufzuführen.

 

Schon mit dem Streichquartett faszinierten Antonia Kesel, Edward Bale, Mark Gibbs und Ceciliia Bignall. Hervorragend aufeinander eingestellt interpretierten sie das Werk Kodálys mit Motiven ungarischer Volksmusik, in dem Grenzen der Tonalität wiederholt durch unkonventionelle Stimmführung und bitonale Elemente durchbrochen werden.- Clara Schumanns Klavierkonzert vermittelte danach wunderbare Momente schon im ersten kraftvollen Satz, verzauberte im Klaviersolo wie im sich anschließenden Dialog mit dem Cello und begeisterte beim eleganten Tanz voller irrwitziger pianistischer Schwierigkeiten. Elisabeth Streichert und ihren Musikerkollegen gelang eine Interpretation, so kraftvoll, anmutig und virtuos, dass sie ein größeres Orchester keineswegs vermissen ließ. Das intime, sehnsuchtsvolle Zwiegespräch war erhalten geblieben, aber das Klavierkonzert als Ganzes schien in seiner Struktur klarer und klangvoller geworden.- Bravo! und Applaus waren deutlich vernehmbar zu hören.- Das Forellenquintett war dann einfach Hören und Genießen.

Zu diesem schon kostbaren Programm kam noch eine exquisite Zugabe. Mit ihr schloss sich der Kreis zum Streichquartett am Beginn. Basierend auf dem englischen Volkslied „Scarborough Fair“ * - wurde in der Zusammensetzung des Quintettes eine von der Cellistin Cecilia Bignall geschaffene Bearbeitung dargeboten, die jedem Instrument seine besondere Aufgabe stellte und bei den Zuhörern ab und zu auch ein Lächeln zu zaubern vermochte.

Mit Beifall und „Bravo!“ wurde nicht gespart für dieses Geschenk von Elisabeth Streichert an ihren Heimatort. Wäre sie hier nicht aufgewachsen, hätten wir dieses Konzert mit seinen Interpreten nicht erleben können. Und das Schönste daran: Wir können die Erinnerung daran auch jederzeit wachrufen!

Hans Jörg Rickert, 5. Oktober 2019, www.jb-spo.de

 

* Die heute wohl bekannteste Version ist die Bearbeitung von Simon & Garfunkel. Der Name lässt sich auf das Mittelalter zurückführen, als die nordenglische Küstenstadt Scarborough ein wichtiger Treffpunkt für Kaufleute aus ganz England war. Am 15. August jedes Jahres begann dort eine 45-tägige große Handelsmesse, genannt Scarborough Fair, die für damalige Verhältnisse sehr lang war.

Als diese Messe im 19. Jahrhundert aufgegeben wurde, wurde der Name Scarborough Fair einem Musikfestival, das nun jedes Jahr im September in derselben Stadt stattfindet, gegeben.

(wikipedia, 05.10.2019)

Donnerstag, 3. Oktober 2019 – Tag der Deutschen Einheit in SPO

 

In Kiel traf sich dieses Jahr die Politprominenz. Ministerpräsident Daniel Günther übergab den Vorsitz des Bundesrates an Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke. Die Landeshauptstadt richtete dieses Jahr das zweitägige Bürgerfest aus. Es fand großen Anklang. Das Wetter ließ nichts zu wünschen übrig.

Das war in St. Peter-Ording nicht anders. Hier allerdings genoss man abseits der großen Politik Urlaub mit Brückentag. St. Peter-Ordings Kuchen- und Tortenbäckerinnen boten an diesem Tag im Gemeindehaus wie in den Jahren zuvor einen „Himmel auf Erden“, der Kunsthandwerkermarkt im Dorf zog ebenfalls viele an und das Bad mit Seebrücke und Promenade sowieso. Der Ort war „voll“. Ost und West gibt sich seit der friedlichen Vereinigung nach dem Mauerfall in Berlin jedes Jahr bei uns ein Stelldichein. Hier ist gleich zusammengekommen, was zusammengehört.- Politik ist dabei Nebensache. Es geht uns gut. Der Tourismus boomt.

Hjr, 04. Oktober 2019, www.jb-spo.de

Erzähl mir was auf Eiderstedt

 

Der Tümlauer Koog im Wandel der Zeit

Landwirtschaft als zentrale Kraft im Ort hat abgedankt

 

Es sind Originalgeschichten von Menschen, die sie erlebt haben, schnörkellos, einfach, spontan und inhaltsreich. Genau dies macht die Veranstaltungsreihe „Erzähl mir was auf Eiderstedt“ aus. So „sah“ der Zuhörer dann Halke Lorenzen (* 1945) als 13-Jährigen auch in Gummistiefeln vom Koog das Fahrrad durch den Schlubber schieben, bis er einigermaßen festen Grund unter den Füßen hatte und dann nach St. Peter fahren konnte, wo er die Realschule besuchte. Der Neuweg wurde erst 1968/69 ausgebaut. Der Zugang zum Koog erfolgte noch in den fünfziger Jahren zu Fuß von Ording oder über Tating.

Er war einer der Erzähler im Gemeindesaal Tümlauer Koog, einstmals Hinrichs Gasthof mit Poststelle. Jakob Hartwig hatte als Senior mit seinen 84 Jahren den Anfang gemacht. Dritter im Bunde war Christian Marwig (* 1959) und Vierte dann Sigrid von Dohlen (* 1956). Wiebke Weber, seit fünf Jahren Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins im Tümlauer Koog, moderierte und stellte Fragen. Katharina Siemens und Simone Weilandt von der Lokalen Tourismusorganisation St. Peter-Ording und Eiderstedt und der TZ – diese veranstalten die Reihe von September bis Oktober gemeinsam mit Verantwortlichen an verschiedenen Orten – dokumentierten anhand von Tonaufnahmen und Fotos.

 

Der Platz reichte so gerade für die vielen Interessierten, unter ihnen selbstverständlich auch Gäste, wie Mechthild Gronau aus dem Münsterland. Sie sprach für ihre Gruppe, als es um den gesellschaftlichen Wandel von heute zu früher ging: „Wir sind immer noch hier und relativ normal.“ Da war man schon im Heute angekommen mit seinen individuellen Ansprüchen und mehreren Koffern voll Kleidung und auch nicht mehr im VW-Käfer oder Ford.- Das eben hat den Urlaub im Koog einst ausgemacht: Aus Gästen wurden Freunde, es entstanden Beziehungen. Man freute sich über die gute Luft und auf „das mal wieder mit Zupacken-Können“.

 

Dabei war der Anfang im Koog schwer. Am 26. März 1935 bezogen 22 Familien den ihnen zugewiesenen bäuerlichen Betrieb mit einer Größe von 25 Hektar. Schweine, Kühe und selbstverständlich Hühner gehörten dazu. Gearbeitet wurde mit Pferden. 1936 war ein schlechtes Erntejahr. Die Wasserleitung kam 1940. Da war schon Krieg und nach ihm kamen Flüchtlinge. Halke Lorenzen erzählte: „Wir hatten zwei Kühe, eine schwarze und eine rote. Die haben uns mit ihrer Milch das regelmäßige Bargeld gebracht.“ Vom Knoll beim Hafen waren sie 1950 in die Koogstraße gezogen.

 

Als die Flüchtlinge dann in Richtung Ruhrgebiet abzogen, waren auf den Höfen Räumlichkeiten frei. So sah Mutter Hartwig 1954 in der Aufnahme von zwei Berliner Jungen während der Sommerferien die Möglichkeit, etwas „Geld dazu zu verdienen“. An Familie Giering vermieteten sie ab 1956. Jakob schlief dann auf dem Dachboden, seine Eltern in einer Kammer. Die Zimmer waren für Gäste. Die „Vermietungssaison“ dauerte sechs bis acht Wochen. Nach der Sturmflut 1962 waren Deicharbeiter unterzubringen. Ab 1965 konnte der Gästebetrieb wieder aufgenommen werden. Der entwickelte sich dann auch. Ohne Gäste war das Leben im Koog bald nicht mehr vorstellbar. Die Landwirtschaft als zentrale Kraft dankte allmählich ab. 1973 gründete sich der Fremdenverkehrsverein.

 

Sigrid von Dohlen hat das von Klein auf miterlebt. Käthe und Gustav Stecher in St. Peter-Ording waren 1969 überbucht. So kamen Gäste zu ihnen. „So ein bisschen Geld nebenbei ist nicht schlecht“, hieß es. Selber zog man dahin, wo noch eine Möglichkeit war, zur Not auch in den Stall. Ihr Bett über der „Kälberrinne“ fand schließlich doch woanders einen Platz. Später wurden auf dem Kornboden zwei Ferienwohnungen eingerichtet, natürlich ohne Heizung. Vermietet wurde im Sommer. Erst kamen dann die Schweine weg, 1979 auch die Kühe. Insgesamt haben ihre Eltern 25 Jahre Vermietung gemacht, sie dann auch noch einmal so viele. Nun haben andere den Ferienhof Frey übernommen. Als Kind und Jugendliche war sie schon mit eingespannt worden, indem sie u.a. die Gästekinder auf dem extra dafür angeschafften Pony auszuführen hatte.

 

Christian Marwig trug ebenfalls dazu bei. Er ist in der Gaststätte groß geworden und verdiente sich mit einem „Brötchenservice“ für die Gäste, die in Bauwagen wohnten, etwas Geld. Nicht nur für ihn gibt es viele schöne Erinnerungen, u.a. an die „hübsche Jutta“, wobei er sich wunderte, was die vielen größeren Jungen bei der Hollywoodschaukel wollten. „Statt Keu melk wi nu de Gäst“, hieß es untereinander.

Amüsant war der Abend und hatte einen Bogen von über 80 Jahren geschlagen. Ohne Gäste ist das Leben im Koog nicht mehr vorstellbar. Gastlichkeit gilt auch heute noch etwas. So gab es auch diesen Abend auf den Tischen Kleinigkeiten für den Magen und Pharisäer, Tote Tante sowie alkoholfreie Getränke. Während erzählt wurde, liefen Fotos über den Beamer.

Hans Jörg Rickert, 05. Oktober 2019, www.jb-spo.de

Sitzungsmarathon für Gemeindevertreter in St. Peter-Ording

 

Die Herausforderungen auf vielen unterschiedlichen Feldern sind groß

Am Montag Ältestenrat, Gemeinsame Sitzung von Tourismus-, Bau- und Finanzausschuss, im Anschluss dann noch Bauausschuss mit insgesamt sieben Stunden, am Dienstagabend Einwohnerversammlung mit drei Stunden und am Mittwochnachmittag noch einmal zwei Stunden Sitzung der Gemeindevertretung bedeuteten für eine Vielzahl von Gemeindevertretern mit insgesamt zwölf Stunden einen Marathon. An Themen standen an: vier Bebauungspläne, „Kostenexplosion“ für das Bauvorhaben Teil 2 „Familientreffpunkt und Aussichtsplattformen“ bei der Neugestaltung der Promenade, Abschlussbericht zur Ertüchtigung der Kläranlage mit Kostensteigerung, Bericht zum Straßen- und Kanalkataster als Planungsgrundlage für künftig erforderliche unabänderliche Tiefbaumaßnahmen, Glasfaserausbau, Verkehrskonzept, Ortsentwicklungskonzept, Bürgerbeteiligung, Umsetzung der Zielsetzung Nachhaltigkeit und mehr. Die hohe Anzahl anwesender Bürgerinnen und Bürger und deren Fragestellungen haben einmal mehr das große Interesse an den öffentlichen Sitzungen bewiesen. Für die Einwohnerversammlung wurde zwecks Erledigung noch anstehender Themen eine Fortsetzung angekündigt für Mittwoch, 9. Oktober um 19 Uhr im Dünen-Hus.

Es ist Herbst, aber in St. Peter-Ording ist viel in Bewegung. Die Sitzung der Gemeindevertretung war auch extra eingeschoben worden. So nahmen Gemeindevertreter wie anwesende Bürger*innnen die Mitteilung von Bürgermeister Rainer Balsmeier, dass dem Antrag der Gemeinde auf Anerkennung als Unterzentrum seitens des Innenministeriums nicht stattgegeben worden ist, zwar protestlos, aber mit einem gewissen Unverständnis entgegen. Formal ist das nachvollziehbar, aber den an die Gemeinde St. Peter-Ording gestellten Herausforderungen wird das nicht gerecht.- Aus der letzten nichtöffentlichen Sitzung teilte er mit, dass die Gemeindevertretung und er sich um die Schaffung einer „Miniverwaltung“ bemüht haben. Durch deren Einrichtung würde der Gemeindehaushalt jedoch zusätzlich stark belastet. Für manche Vorgänge ließen sich dann Prioritäten setzen, was im Konzert mit den anderen 16 amtsangehörigen Gemeinden nur schwierig umzusetzen ist. Trotz der für die Gemeinde dadurch sinnvolleren Arbeitsabläufe hat man sich aber wegen der absehbar finanziellen Verschlechterung des Gemeindehaushaltes dagegen entscheiden müssen.- Aus den Montagssitzungen standen der Bebauungsplan Nr. 9 und die Kostenentwicklung Promenade II, Teil 2 „Familientreffpunkt und Aussichtsplattformen“ zu Beschlussfassungen an.

 

Bei der 2. Änderung des B-Plans Nr. 9 handelt es sich um das Gebiet „Störtebeker Straße“ einschließlich der Grundstücke „Am Deich 10 bis 12“ sowie „Helgoländer Straße 22, 25, und 27“. Der Entwurf hatte ordnungsgemäß nach der Zeit vom 11.6. bis 11.7. ein zweites Mal vom 23.7. bis 23. 8. 2019 ausgelegen. Zu den vier Einwänden – einer vom DHSV, den südöstlichen Zuggraben betreffend, und einer von formaler Natur seitens des Kreises sowie zwei von Anliegern sind für die Fassung des Satzungsbeschlusses eingearbeitet bzw. abgewogen worden, hatte Stadtplaner Daniel Herrmann in der Sitzung des Bauausschusses erläutert. Dieser hatte der Gemeindevertretung dann den Satzungsbeschluss empfohlen. In ihm geht es auch um die Regelung der Nachverdichtung unter Berücksichtigung der Nutzungsmischung von Dauer-/Ferienwohnen. Peter Arndt (SPD) meldete aber seinerseits für einen Fall Bedenken an. Er könne nicht zustimmen. Die längere Diskussion führte letztlich doch zur Abstimmung mit 11 Ja bei zwei Enthaltungen und einer Nein-Stimme.

Tourismus-Direktorin Constanze Höfinghoff und Technischer Leiter Nils Koch stellten im zweiten Punkt die enorme Kostenentwicklung seit der ersten Berechnung im Jahre 2017 für den zweiten Teilabschnitt der Neugestaltung der Promenade vor. Bisher lag man mit den Projekten vor allem auch finanziell im Plan. Die nun errechneten Mehrkosten belaufen sich auf fast 3,3 Mio € brutto, von denen 1,5 Mio € brutto von der TZ zu übernehmen sind. Faktoren der Kostensteigerung sind davon zu zehn Prozent Planänderungen und Anpassungen. Maßgeblich zu Buche schlagen die aufgrund des jetzt vorliegenden Planungsfortschritts genauen Preisangaben auf Basis konkreter Anfragen im Sommer 2019 sowie im Detail neue Anforderungen durch Küstenschutz, Brandschutz, Statik und Umwelt (Entsorgung). Das Land Schleswig-Holstein hat auch für den Familientreff nach wie vor eine Förderung von weiterhin 70 Prozent aus dem Topf der GRW Mittel in Aussicht gestellt. Der Eigenanteil der TZ betrüge damit jetzt 5,615 Mio €. Die Gesamtmaßnahme Naturerlebnispromenade inkl. des begonnenen Tiefbaus Teil 1 und des dann folgenden Hochbaus Teil 2 wird auf 15,5 Mio € gedeckelt.

Für die TZ ist die Übernahme des zusätzlichen Eigenanteils wirtschaftlich darstellbar. Tourismus-, Bau- und Finanzausschuss haben sich in einem schwierigen Prozess, insbesondere auf Seiten der CDU-Fraktion, zu einer Empfehlung durchgerungen. Das wurde in der Sitzung noch einmal betont. Die Gemeindevertretung stimmte der Kostensteigerung in Höhe von 1,5 Mio € jedoch einstimmig ohne Enthaltungen zu.

Die Wettbewerbsphase für das Gesamtprojekt startete vor fünf Jahren am 16. September 2014. Der Zuwendungsbescheid für Teil 1 „Naturerlebnispromenade“ wurde am 27. Mai 2019 überreicht. Die Arbeiten dafür sind voll im Gange. Mit dem Beschluss kann nun auch das Projekt Promenade II, Teil 2 „Familientreffpunkt und Aussichtsplattformen“ fortgeführt werden.

Hjr, 3. Oktober 2019, HN und www.jb-spo.de

 

BILDER

812    Gemeinsame Sitzung von Tourismus, Bau- und Finanzausschuss am Montag zwecks Empfehlungsbeschlussfassung über die Fortführung der Arbeiten zu Teil 2 der Neugestaltung der Erlebnispromenade

813    Technischer Leiter Nils Koch stellt die Kostenentwicklung für die Erlebnispromenade vor

843    Blick vom Deich auf das Gebiet des B-Planes Nr. 9 in Ording mit den drei Hausgrundstücken am Deich 12, 11 und 10 (von links)

Achtzehn Radierungen von Erhard Schiel kamen unter den Hammer

 

Ignaz Rott war Auktionator für das Museum Landschaft Eiderstedt

So eine Auktion hatte es im Museum Landschaft Eiderstedt noch nie gegeben. Erhard Schiel war die Idee beim Besuch am Eiderstedt-Tag im Juni gekommen. Der freischaffende Künstler lebt mit seiner Frau Ingrid seit weit über dreißig Jahren in St. Peter-Ording. Sein Atelier hat er in der Bövergeest hinter dem Gewerbegebiet. Museumsleiterin Sabine Graetke und der Vorsitzende des Vereins Walter Petersen waren begeistert von dem Vorschlag Schiels, im Museum eine Anzahl von seinen Werken zu versteigern. Der Erlös sollte der Arbeit im Hause zugutekommen. Ignaz Rott, Fleischermeister, Kaufmann und „Auktionator mit Herz für besondere Aufträge“ sagte ja, und Elke Quatfasel als mehrjährige Nachbarin von Galerie und Atelier Schiel bereitete das mit vor. Schließlich mussten die Bilder auch vorgestellt werden. Manche Radierungen waren nur kleinformatig, Ölbilder hatten da schon eine andere Größe. Als Termin wurde der letzte Septembersonntag festgesetzt.

Die Loo des Museums war voll besetzt. Fünfzig Bilder, vor allem Radierungen, warteten auf den Besitzerwechsel. Mehrere Unikate waren darunter. Sie waren alle ausgestellt, so dass sie von den Besuchern schon einmal in Augenschein genommen werden konnten. Etliche Bilder waren gerahmt. Sie wirkten dann gleich anders und zogen so manchen Blick auf sich. Gespannt waren alle, ob Veranstalter, Interessierte, Schiel-Freunde, der Künstler und seine Frau sowie Ignaz Rott selbst. Wie Versteigerung geht, weiß er, aber bei solchen Kunstwerken war das ja etwas anderes: Kaltnadel, Farbradierung, Mezzotinto, Reservage waren Begriffe, die nicht zu seinem bisherigen Vokabular gehört hatten.

Erhard Schiel erläuterte zunächst das Entstehen einer Radierung. Zwei Kupferplatten hatte er dabei. „Radierung heißt Stechen und Kratzen“, formulierte er und wies darauf hin, dass es seitenverkehrt geschehen müsse, damit beim Drucken dann Links auch Rechts werde. Dann zog er sich in den Eingangsbereich zurück und überließ das Auktionsgeschäft seiner Frau und Ignaz Rott. Weder „Pirat“ noch „Deichgraf“ schienen auf die Interessierten einen Reiz auszuüben, auch der „Friese“ nicht. Das waren eher kleine Bilder. Man musste schon genau hinschauen, um die Feinheiten zu erkennen. Die Projektion hatte nicht die Feinheiten vermitteln können. Die Preise waren günstig, mit 50 € weit unter Wert. Bei Nr. 7 „Schimmelreiter II“ schlug Franz Schön bei 110 € zu. Die Gesichter hellten auf, aber das Bild Nr. 8 „Kampen“, eine Farbradierung von 2 Kupferplatten, musste zurückgestellt werden. Bei einem Preis von 250 reizten selbst 110 € nicht zum Bieten. „Ist ja auch Sylt“, kam der Kommentar aus dem Publikum. Bernd Westhoff aus Rietberg bei Gütersloh nahm dann aber später „Friesenland“ für 300 € mit nach Hause. Er hat schon Bilder von Erhard Schiel, aber das wollte er dann doch. So ging es auch Eike Möller und anderen. „Irgendwann fehlt einfach der Platz zum Hängen,“ war einer der Kommentare. Nach dem Durchlauf der 50 angebotenen Bilder gingen einige im Nachgang an ihre neuen Besitzer. Insgesamt waren es 18 Werke im Wert von fast 3.400 € inkl. MWSt. Dreitausend Euro gehen davon an den Verein KulturTreff für das Museum Landschaft Eiderstedt.

Hjr, 01. Oktober 2019, HN und www.jb-spo.de

Dankbar für die guten Jahre in St. Peter-Ording und Eiderstedt

 

Pastorin Regine Boysen wechselt auf eine Pfarrstelle nach Flensburg

Feierlich und auf seine Art auch berührend war der Gottesdienst am Michaelistag anlässlich der Verabschiedung von Pastorin Regine Boysen. Nach 23 Jahren, zunächst in der Kirchengemeinde St. Peter-Ording und ab 2009 dann mit Tating zusammen, geht sie auf eigenen Wunsch nach Flensburg. Dort wird sie ab November die Pfarrstelle an der Ev. Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud bekleiden.

 

Die strukturellen Veränderungen von Kirche hat sie in diesen Jahren auf Eiderstedt miterlebt und mitgestaltet. Die Verkündigung von Gottes Wort mit seiner guten Botschaft an die Menschen war ihr immer ein besonderes Anliegen. In ihren in klarer Sprache abgefassten Predigten wurde das immer wieder bewusst. Man hörte ihr zu. Welchen Wert sie der Gestaltung des Gottesdienstes beimaß, konnten die überaus vielen Besucher auch in dem letzten von ihr gehaltenen Gottesdienst am Michaelistag in der St. Peter-Kirche erleben. Propst Jürgen Jessen-Thiesen ging darauf noch einmal würdigend ein, als er sie von ihren Aufgaben als Pastorin der Kirchengemeinde St. Peter-Ording und Tating mit den beiden Kirchen St. Peter und St. Nikolai am Tourismusort und der Kirche St. Magnus in einem ländlich geprägten Ort auf Eiderstedt entpflichtete. Wertschätzend dankte er ihr für die kirchliche und seelsorgerliche Arbeit für die Menschen und Gäste in dieser Region.

Das Evangelium, Predigt und Kirchenmusik - diese Dreiheit macht in einer Ev. Luth. Kirchengemeinde den Gottesdienst aus. Das wird auf Eiderstedt gepflegt und in der Kirchengemeinde St. Peter-Ording und Tating in einem besonderen Maße umgesetzt. Garanten dafür sind in den Jahren ihrer Tätigkeit am Ort gemeinsam Kirchenmusikdirektor Christoph Jensen und Pastorin Regine Boysen gewesen. Das schätzt nicht nur die Gemeinde, das anerkennen die vielen Gäste, die gerade auch deswegen die Gottesdienste und die kirchenmusikalischen Veranstaltungen besuchen. An diesem Michaelistag gab es zu dem Gottesdienst mit Kantorei und Posaunenchor in St. Peter am Abend noch ein Orgelkonzert in St. Magnus.

Regine Boysen vermittelte in ihrer Predigt nicht nur die Glaubensbotschaft über den Vers „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ aus dem 2. Brief des Paulus an Timotheus in Verbindung mit der Aussendung der 72 Jünger, wie sie von Lukas im 10. Kapitel seines Evangeliums erzählt wird. Sie hatte sich für ihre Verabschiedung auch alle Lieder ausgesucht. So wurde dieser Gottesdienst mit dem Anfangslied „Die güldne Sonne“ und u.a. „Geh aus mein Herz und suche Freud“ sowohl ein Lobpreis Gottes und seiner Schöpfung als auch mit dem modernen Lied „Geh unter der Gnade, geh mit Gottes Segen“ zum Ende der gottesdienstlichen Feier mit Abendmahl ein Glaubensbekenntnis im Vertrauen auf Gottes Gnade im lutherischen Sinne. Dafür hatte Christoph Jensen den vierstimmigen Chorsatz geschaffen. Regine Boysen bedankte sich angerührt bei ihm, Kantorei und Posaunenchor für die Erfüllung dieses besonderen Wunsches ihrerseits.

Für die Kirchengemeinde dankte wertschätzend mit einem Bedauern über ihren Wechsel nach Flensburg Bodo Scheffels. Seitens der Kommunalgemeinde hob Bürgermeister Rainer Balsmeier das Wirken für den Ort hervor. Das gemeinsame Gemeindezentrum nannte er dabei als sichtbares Zeichen für Veranstaltungen, Zuhause der Urlauberseelsorge und des Familienzentrums der Ev. Kita sowie vieler Begegnungen. Nebenan war auch das Zuhause von Regine Boysen und ihrer beiden Kinder gewesen. Sie hatte anfangs des Gottesdienstes gesagt: „Ich bin dankbar für die guten Jahre in St. Peter-Ording und Eiderstedt.“ Und: „Wir haben viel miteinander bewegt.“ In ihrem Herzen wird sie „die Freude an die vielen lebendigen Gottesdienste behalten.“ Mit der langen Reihe der Abschiede am Kirchenausgang – darunter auch eine Vielzahl von Gästen des Ortes – schloss sich gewissermaßen der Kreis von 23 Jahren Tätigkeit.

Locker saß man danach zum Gespräch im vollen Saal des Gemeindehauses zusammen. Dort konnten Christoph Jensen und Kirchengemeinderat Wolfgang Beushausen jedoch entgegen aller Absprachen Regine Boysen mit herzlichen Dankesworten richtig überraschen. Auch eine Spende für den Förderverein der Eiderstedter Kirchen war dabei. Sie wurde gleich an dessen Vorsitzenden Pastor i.R. Sönke Hansen weitergereicht.

Hans Jörg Rickert, 30. September 2019, HN und www.jb-spo.de

Partizipation von Kindern und Jugendlichen ist ein Auftrag an alle

 

Eine stetige Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei der Übernahme von Aufgaben auch in der Gemeindepolitik ist ein Auftrag, den der Gesetzgeber vorgegeben hat. Das kostet nicht nur Zeit. Es bedarf vor allem engagierter und auch dafür ausgebildeter Begleiter, wenn so etwas auf den Weg gebracht und umgesetzt werden soll. Das lässt sich nicht so nebenbei verwirklichen. Mitwirkung ist in vielfältiger Form möglich und auch machbar. Aber sie muss von allen Seiten gewollt werden, und die Jugendlichen müssen bereit sein, ihrem Wollen gesetzte Grenzen zu akzeptieren. Die Möglichkeiten einer Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen sind rar. Das wurde in der letzten Sitzung des Ausschusses für Jugend, Kultur, Bildung und Sport offenbar.

In St. Peter-Ording hatte man sich auf den Weg gemacht. Eine Mitarbeiterin des Amtes Eiderstedt hatte eine entsprechende Fortbildung absolviert und als daran gekoppelten Auftrag ein Kinder- und Jugendparlament ins Leben rufen wollen. Die Kinder – sie waren alle noch keine Jugendlichen – wollten nämlich ein Jugendparlament, also mitbestimmen. Vier von ihnen waren dann nachgeblieben und stellten dem AJKBS das Projekt KIJUPA vor. Die Gemeindevertretung stimmte danach im Oktober der Einrichtung zu. Frank Mögel, Mitarbeiter im Team des Jos (Jugendzentrum, offene Ganztagsschule, Schulsozialarbeit nach einem gemeinsamen Konzept unter einem Dach), war inzwischen mit eingebunden worden. Er begann einen Fortbildungskurs, aber blieb dann mit diesem Projekt allein, da die Initiatorin inzwischen den Arbeitgeber gewechselt hat. Er musste für sich feststellen, dass die Einrichtung des KIJUPA mit den von ihm im Jos wahrzunehmenden Aufgaben allein schon zeitlich nicht mehr machbar war. Zu denen mit der Zusatzausbildung verbundenen Aufgaben kamen auch formale Hürden. Dieses erläuterte Frank Mögel.

Die Einrichtung des Jugendparlamentes wurde seitens des Ausschusses deswegen „auf Eis gelegt“. Er wird nun in Form der im Jos erprobten Mitwirkung von Jugendlichen Möglichkeiten der Außengestaltung des Geländes für bestimmte Aktivitäten eruieren und umzusetzen versuchen. Auch das ist aufgrund der Voraussetzungen im Areal kein leichtes Unterfangen.

Beim nächsten Thema ging es um „Minigolfplatz“ und „Skaterbahn“ als Sportstätten. Beides hatte es in St. Peter-Ording bisher nicht mehr optimal, aber immerhin noch gegeben. Aufgrund des Zustandes des sog. Skaterplatzes, der aus der Rollschuhbahn der 70er Jahre entstanden war, und im Zuge der laufenden Neugestaltung der Promenade sind beide nicht mehr vorhanden. Ein „Skaterpark“ ist nicht in Planung. Man steht mit der Interessengruppe in Kontakt. Aber mit der Fertigstellung der Arbeiten an der Promenade wird es attraktive Angebote für größere Kinder und Jugendliche geben. Auch eine kleine Fläche zum Skaten wird entstehen. Was die Neuschaffung einer Minigolfanlage betrifft, ist man offen. Hier sei wohl eher an Adventuregolf zu denken.

Kurzinformationen über die Schulen des Schulverbandes schlossen sich an. In Sachen Kultur wies Bürgermeister Rainer Balsmeier auf die große Anzahl von Wahrnehmungsmöglichkeiten am Ort und im Umland hin. Von der Sommerausstellung des Vereins „Kispo“ in der Strandkorbhalle Hungerhamm über die Gemeindegalerie in Kooperation mit der Galerie Tobien in der Wittendüner Geest, den Kulturreiseführer der Kultursaison Eiderstedt, die Reihe „Erzähl mir was auf Eiderstedt“ der LTO, das Angebot des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters, die „Musik in der Kirche“ und mehr reiche das Spektrum. Im Kulturprogramm „Fix was los“ von TZ und LTO sind Veranstaltungsorte und Veranstaltungen in St. Peter-Ording und Eiderstedt mit Tönning und Friedrichstadt aufgeführt. Es liegt in den TZ-Infos und an anderen Orten aus.

Hjr, 26. September 2019, HN und www.jb-spo.de

CDU St. Peter-Ording sucht das Gespräch mit den Bürgern

 

In den Monaten vor der Kommunalwahl 2018 bereits hatte der CDU Ortsverband mit zwei Veranstaltungen das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern gesucht. Mit der Einladung zum Bürgerforum „Zukunft geht uns alle an - 3M - Mitdenken Mitreden Mitgestalten“ hatten Andrea Buchholz und Klaus Töberich seitens des Vorstandes den Faden wieder aufgegriffen und zum Thema „Kommunalwahl - Versprochen? Gehalten!“ in den Olsdorfer Krug eingeladen. Dazu hatte man auf allen Plätzen eine Kopie der Aussagen zur Kommunalwahl gelegt. Aber nur einige Themen konnten und wurden angesprochen. Das war gut so, denn „Bürgerforum Zukunft“ assoziiert den Blick nach vorne.

Die erste Frage betraf das Ausscheiden von Bürgermeister Rainer Balsmeier. Er wird Ende April 2021 in den Ruhestand gehen. Seit November 1996 war er nicht nur Bürgermeister, sondern von 2008 bis 2017 auch Tourismusdirektor. St. Peter-Ording hat sich in den Jahren von 1996 bis heute wirtschaftlich positiv weiterentwickelt. Die Nutzung des Strandes ist bereits heute bis einschließlich 2039 vertraglich geregelt. Auch durch die von St. Peter-Ording erbrachten Leistungen stellt sich Eiderstedt mehr und mehr als eine vorzeigbare Tourismusdestination dar.

Die Wahl eines neuen Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin wird 2020 stattfinden. Aufgerufen zur Wahl sind die Bürgerinnen und Bürger. Gedanken macht man sich um die Dotierung der Stelle. Die Anforderungen an einen Tourismusort wie St. Peter-Ording sind umfangreich und nicht vergleichbar mit einer anderen Gemeinde in Schleswig-Holstein mit 4000 Einwohnern. Hier wird noch nach Lösungen gesucht, die dem umfassenden Tätigkeitsbereich auch hinsichtlich des zu bringenden Einsatzes gerecht werden. Bei all den pflichtgemäßen Abgaben der Gemeinde an Amt, Kreis und zudem auch an den Schulverband Eiderstedt wären das dann zusätzliche Kosten, die den Haushalt belasten könnten, aber zugunsten des Ortes in Erwägung gezogen werden müssten. Hier gab es seitens der anwesenden Bürgerinnen und Bürger keinen Dissens. Mit insgesamt 32 Anwesenden war deren Zahl nicht gerade groß zu nennen.

Weitere angesprochene Themen waren eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus, zu der Jan Duggen noch nichts Konkretes sagte, aber in dem Zusammenhang die Wohnraumfrage und ein Gesamtkonzept für den Ort ansprach. Ulrich Maaßen berichtete von der Sitzung des Sozialausschusses in Bezug auf die Tatsache, dass das Gespräch über die Schaffung eines Gesundheitszentrum begonnen hat. Leider aber habe vor kurzem die Überschrift in den Husumer Nachrichten bisher eher kontraproduktive Auswirkungen gehabt. In dem Bericht sei es lediglich darum gegangen, dass sich der Sozialausschuss für ein Gesundheitszentrum engagieren will und dabei die Wohnraumfrage für dort tätige Angestellte von Anfang an mit bedacht wird.

Boy Jöns moderierte die Veranstaltung, Bodo Laubenstein sprach für die Fraktion. Mit Gitarrenmusik und Liedern sorgte Andreas Saager aus Tarp für Unterbrechungen zwischen den Themen. Die Veranstaltungsreihe soll fortgesetzt werden.

Hans Jörg Rickert, 24. September 2019, HN und www.jb-spo.de

Wenn „Großväter“ mit der Eisenbahn spielen, werden „Enkel“ angesteckt

 

Modelleisenbahnromantik mit der Spur 1:32 im Gemeindehaus

Am Wochenende Sonnabend, 14. und Sonntag, 15. September luden der Förderverein zur Erhaltung technischen Kulturgutes e. V. Rendsburg in Kooperation mit der Kirchengemeinde St. Peter-Ording und Tating und der IG St. Peter-Dorf wie in den letzten Jahren zum Eisenbahnwochenende ein. Jeweils ab 10 Uhr rollten klassische Eisenbahnen aus bedrucktem Blech der 1920er und 1930er Jahre auf Gleisen im Maßstab 1:32 (Klassische Spur) der großen Modellbauanlage im Saal des Gemeindehauses in der Olsdorfer Straße 19 von Bahnhof zu Bahnhof. Vier Stellwerke mussten bedient werden. Das lernten selbst die Jüngsten schnell. Die Ausbildung erfolgte durch „erfahrene Eisenbahner“.

Das waren Peter Muhss, Ulrich Reuter, Heinrich Möller; Uwe Schulz-Kröhnert, Otto Bohner, Jörg Ladewig, Jürgen Glinicke, Michael Stoislow, Cay-Ronald Klein und Wilhelm Seehase. Er ist der Senior unter den älteren Herren, für die „Eisenbahnspielen“ nicht nur ein Kindheitstraum war. Durch seinen Schwager Dr. Dieter Undeutsch (im Juli verstorben) aus St. Peter-Ording sind die „Alteisenbahner“ erst hierhergekommen. Inzwischen freuen sie sich über den guten Besuch dieser Veranstaltung im Gemeindehaus. Für sie selbst ist es ein Ereignis, sich zu treffen und miteinander zu „spielen“ und Kinder anzuleiten. Dieses Mal waren vier von ihnen aus Rendsburg gekommen. Zwei hatten einen richtig weiten Weg. Sie kamen von Göttingen bzw. Stuttgart. Stundenweise kamen dann noch einige aus anderen Orten, z.B. Hamburg dazu.

Der neunjährige Felix aus Ording war hellauf begeistert, als er von Ulrich Reuter – seit einigen Jahren Ansprechpartner vor Ort - erfuhr, dass die „Eisenbahner“ wieder da wären. Für ihn war das dann ein Sonnabend, wie er nicht schöner hätte sein können. Aber auch andere Kinder haten ihre Freude daran, als Stellwerker tätig zu sein und die Züge von Gleis zu Gleis schicken zu können.

Ob im „Donnerbüchsenzug“ oder in der „Paris-Lyon-Marseille-Bahn“ unterwegs, die Modelleisenbahner sind auch Geschichtenerzähler. Was ein „Krokodil“ bei der Eisenbahn zu suchen hatte, was eine „Tender-Lok“ ist und wieviel Kohlen ein Heizer schaufelte und mehr, wussten sie zu berichten.

Hjr, 08. September 2019, HN und www.jb-spo.de

Siehe auch unter Bücher 2014         Im „Donnerbüchsenzug“ zur Arbeit

sowie www.jb-spo.de jeweils 2015 bis 2018 September